Bochum. Der VfL Bochum plant mit Zeidler den Kader: Stöger ist weg, für Bernardo gibt es Anfragen, Neuzugänge bahnen sich an. Der Stand und Hintergründe.
Die Verträge sind unterschrieben. Der neue Trainer Peter Zeidler stellte sich wie erwartet bei einer Pressenkonferenz des VfL Bochum am Montagnachmittag vor: Eloquent und ausgewogen beantwortete er die Fragen der Journalisten, sympathisch kam der 61-jährige Schwabe rüber.
Der nach sechs Jahren vom Schweizer Erstligisten FC St. Gallen zum Tradionsklub gewechselte Trainer, in der Bundesliga als Chefcoach trotz seiner Erfahrung noch ein Neuling, machte dann aber auch gleich klar: Jetzt beginnt die Arbeit, um mit dem federführenden Sportdirektor Marc Lettau den Kader für die kommende Saison zusammenzustellen. Zudem trägt Ilja Kaenzig als für die Finanzen zuständiger und derzeit alleiniger Geschäftsführer des VfL die Verantwortung mehr denn je mit.
Bochum-Trainer Zeidler: Ab jetzt konkrete Kadergespräche
„Wir werden von heute Nachmittag an in konkrete Gespräche gehen, wie der Kader aussehen könnte. Es wurde schon viel Vorarbeit geleistet, das ist ja immer ein ganzjähriger Prozess“, sagte Zeidler.
Die Vorarbeit in zahlreichen Gesprächen mit Spielern und Beratern leisteten vor allem der mittlerweile zurückgetretene Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Kaderplaner Marc Lettau. Nach unseren Informationen ist es das Ziel, in den kommenden ein bis zwei Wochen zwei, eher drei Profis als Zugänge zu verkünden. Dazu könnte Stürmer Sekou Koita (24/ablösefrei von RB Salzburg) gehören.
Hinzu kommt wie berichtet die kurz bevorstehende Vertragsverlängerung von Christopher Antwi-Adjei. Ferner soll der offensive Mittelfeldspieler Lennart Koerdt (19/eigene U19) einen Profivertrag erhalten.
Aktuell stehen 23 Spieler unter Vertrag beim VfL Bochum
23 Spieler stehen aktuell für die kommende Saison unter Vertrag. Doch von diesen 23 Spielern werden mit Sicherheit Anfang September, nach dem Ende der Sommer-Transferperiode, einige nicht mehr zum Aufgebot gehören.
Zeidler erklärte, dass er von einem „Umbruch“ gelesen habe. So weit will er nicht gehen, Wechsel seien normal im Fußball. Aber: „Es wird sicherlich Bewegung im Kader geben“, sagte Zeidler.
Bernardo: Erste Anfragen erreichen den VfL Bochum
Zum einen gibt es Kandidaten für einen Verkauf, die eine hohe Ablösesumme bescheren könnten. Links- und Innenverteidiger Bernardo wird begehrt sein. Erste Interessenten haben nach unseren Informationen angefragt, konkreter wurde es allerdings noch nicht.
Der VfL würde den 29-Jährigen, neben Kevin Stöger der Gewinner der Saison, nur ziehen lassen, wenn ein hohes Angebot (geschätzt acht bis zehn Millionen Euro) eintreffen würde. Bernardos Vertrag gilt noch zwei Jahre, eine Ausstiegsklausel gibt es nicht - Bochum hat das Heft des Handelns in der Hand.
VfL Bochum: Weiterhin keine Transfergeschäfte mit russischen Klubs
Erhan Masovic war auch schon im letzten Sommer bei anderen Klubs weiter oben auf dem Zettel. Ein Wechsel zu einem russischen Klub scheiterte unter anderem aus politischen, moralischen Gründen. Dabei soll es auch in dieser Transferperiode bleiben, mit russischen Klubs will der VfL Bochum keine Geschäfte machen. Aber es dürfte auch interessierte Klubs aus anderen Ländern geben.
In dieser Saison spielte der Innenverteidiger unterm Strich zwar nicht so stark auf wie im Jahr zuvor, hat aber mit 25 Jahren immer noch einen Marktwert von rund 5 Millionen Euro laut „transfermarkt.de“.
Der aktuelle Kader des VfL 2024/25
Diese 23 Spieler stehen beim VfL Bochum für 2024/25 unter Vertrag oder kurz vor der Unterschrift
Tor: Niclas Thiede (Vertrag bis 2027), Manuel Riemann (2025/Wechsel oder Vertragsauflösung wahrscheinlich), Paul Grave (2025/nach Leihe zurück vom Wuppertaler SV)
Abwehr: Felix Passlack (2025/Rechtsverteidiger RV/Schienenspieler), Cristian Gamboa (2025/RV), Tim Oermann (2026/RV und Innenverteidiger IV), Ivan Ordets (2026/IV), Noah Loosli (2026/IV), Erhan Masovic (2026/IV und defensives Mittelfeld), Mohammed Tolba (2025/IV), Bernardo (2026/IV und Linksverteidiger LV), Maximilian Wittek (2026/LV und Schiene; zuletzt Flügelstürmer)
Mittelfeld zentral (Sechser, Achter, Zehner/hängende Spitze): Agon Elezi (2027), Matus Bero (2026), Anthony Losilla (2025), Mats Pannewig (2025/nach Leihe zurück vom SC Wiedenbrück), Lukas Daschner (2026). Voraussichtlich: Lennart Koerdt (aus eigener U19, soll Profivertrag erhalten)
Angriff (Flügel und Stoßstürmer): Philipp Hofmann (2026), Moritz Broschinski (2026), Gerrit Holtmann (2025/nach Leihe zurück vom SV Darmstadt), Jordi Osei-Tutu (2025/auch RV denkbar; nach Leihe zurück von PAS Giannani), Moritz-Broni Kwarteng (2027/auch hängende Spitze/Zehner). Voraussichtlich: Christopher Antwi-Adjei (soll Vertrag verlängern)
Abgängeb (10): Danilo Soares (1. FC Nürnberg/ablösefrei), Patrick Osterhage (SC Freiburg/knapp 5 Millionen Euro Ablöse), Kevin Stöger, Takuma Asano, Philipp Förster, Moritz Römling (alle Ziel unbekannt), Andreas Luthe, Michael Esser (beide Karriereende), Keven Schlotterbeck (nach Leihe zurück zu SC Freiburg), Gonçalo Paciência (nach Leihe zurück zu Celta Vigo)
Leihspieler: zwei Talente, zwei Wechselkandidaten
Zum anderen kehren vier Spieler nach Leihen zurück, deren Zukunft zum Teil ungewiss ist. Die Außenstürmer Jordi Osei-Tutu und Gerrit Holtmann zählen zu den Wackel- und Wechselkandidaten. Zudem kehrten Torwart Paul Grave und Mittelfeldspieler Mats Pannewig (19) zurück. Sie sollen sich in der Vorbereitung zeigen.
Bei den Talenten wie Mohammed Tolba, der diese Saison verletzungsbedingt fast komplett verpasst hatte, sowie dem wohl von der U19 aufrückenden Lennart Koerdt wird sich Peter Zeidler sicherlich auch erst einmal selbst ein Bild machen. Auch Winterzugang Agon Elezi konnte sich bisher nicht in einem Pflichtspiel zeigen.
Ziel der Kadergröße: 24 Feldspieler und drei Torhüter
Dabei plant der VfL, den Kader bei einem nur im besten Fall gleich hohen Etat im Vergleich zur Vorsaison (rund 40 Millionen Euro) zu verkleinern, die Qualität im Schnitt zu erhöhen. Zielgrößen: 18 Profis mit Stammplatz-Potenzial, sechs Perspektivspieler. Zu den 24 Feldspielern gesellen sich drei Torhüter im Profikader. Ergänzt wird das Torwart-Team mit den U23-Torhütern Hugo Rölleke (19) und Niklas Lübcke (24).
Peter Zeidler machte am Montag mehrmals deutlich, dass ihm Teamgeist wichtiger ist als alles andere. „Der Teamgedanke steht über allem“, sagte er bei sämtlichen Fragen zu seiner Spielphilosophie.
Für Manuel Riemann gibt es in Bochum kein Zurück
Das klingt nach den Vorkommnissen der letzten Wochen nicht danach, dass er die Klubspitze umstimmen wolle im Fall von Torwart Manuel Riemann. Der 35-Jährige, der noch einen Vertrag bis zum Sommer 2025 hat, war vor den Relegationsspielen von der sportlichen Führung freigestellt worden, weil er dem Teamgeist den Rücken gekehrt habe.
Die gesamte VfL-Führung inklusive des Präsidiums stand hinter der Entscheidung, auch aus Spielerkreisen, von anderen Mitarbeitern und dem VfL-nahen Umfeld ist zu hören, dass das Aus „alternativlos“ gewesen sein soll, wie es der damalige Sportchef Patrick Fabian formuliert hatte.
Lettau zum Thema Riemann: „Werden Gespräche führen“
Zeidler verwies auf Nachfrage bei der Personalie Riemann auf den Klub. Marc Lettau sagte: „Wir werden frühzeitig Gespräche mit der Spielerseite führen“, also noch vor dem Trainingsauftakt am 1. Juli.
Wie berichtet, soll es für Riemann kein Zurück geben. Bochum hofft, dass der Keeper einen neuen Klub findet. Andernfalls dürfte es zu einer Vertragsauflösung kommen, im schlechtesten Fall aus Bochumer Sicht muss der VfL den Torwart abfinden. Dass Riemann auf Vertragstreue pocht und dann wohl individuell trainieren müsste, ist unwahrscheinlich.
Zeidler kündigt auch jüngere Zugänge an
Ein schon nach dem ersten Bundesliga-Jahr seit dem Aufstieg, also nach dem Klassenerhalt 2021/22 erklärtes Ziel ist die weitere Verjüngung des Kaders. Zeidler steht dafür, junge Spieler gut entwickeln zu können. Der studierte Pädagoge betonte zwar sinngemäß, dass immer die Leistung entscheidend sei und nicht das Alter. Aber dass er gerne mit jungen Spieler zusammenarbeitet, erklärte er auch: „Jüngere Spieler können noch die größten Sprünge nach vorne machen. Es liegt auf der Hand, dass ein paar Jüngere dazustoßen, auch wenn das nicht das alleinige Kriterium sein wird.“
Sein Vorgänger Thomas Letsch, in punkto Herkunft, Ausbildung, Vita, Kommunikation und Ausstrahlung ein ähnlicher Typ wie Peter Zeidler, hatte mit Maxi Wittek und Matus Bero zwei Spieler begrüßen können vor der vergangenen Saison, die er bei Vitesse Arnheim bereits trainiert hatte.
Kommen Spieler von St. Gallen? „Erstmal nicht angedacht“
Kommen jetzt auch Spieler vom FC St. Gallen zum VfL Bochum? Zeidler: „Die Spieler, die man trainiert, schließt man natürlich ins Herz. Wir haben beim FC St. Gallen etwas entwickelt. Es ist erstmal nicht angedacht. So weit bin ich aber auch noch gar nicht mit meinen Gedankengängen.“
Kevin Stöger wechselt nach Mönchengladbach
Eine zentrale Frage beim neuen Kader ist natürlich: Wer ersetzt den in der Vorsaison überragenden Gestalter Kevin Stöger (30)? Der Dreh- und Angelpunkt verabschiedete sich am Mittwochnachmittag via Instagram vom VfL Bochum und seinen Fans. Noch offen ließ er seinen neuen Klub. Nach Informationen von Reviersport wechselt Stöger zu Borussia Mönchengladbach.
Nach Informationen dieser Redaktion beschäftigt sich Bochum aber auch schon lange intensiv mit einem zentralen Gestalter, der in die Stöger-Rolle schlüpfen könnte.
Co-Trainer: Entscheidung fällt bis zum Auftakt am 1. Juli
Noch nicht final geklärt ist zudem, welche Co-Trainer Peter Zeidler beim VfL Bochum unterstützen werden. Wie berichtet, hat er zunächst darauf verzichtet, einen eigenen Mann mitzubringen. „Auch dazu werden wir uns ab heute beraten“, sagte Zeidler. Spätestens beim Trainingsauftakt am 1. Juli soll das Trainerteam stehen - und sollen die ersten Neuzugänge im VfL-Trikot auflaufen.
Bei etlichen Transfers dürfte es sich wie gehabt und branchenüblich noch ziehen. Sie hängen auch von der Zahl der Abgänge, Transfereinnahmen und insbesondere von der gesamten finanziellen Lage ab. Dazu zählt auch, im August die erste Pokalrunde beim SSV Jahn Regensburg zu überstehen, um am Ende der Transferperiode weiteren Handlungsspielraum zu haben.
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