Bochum. Der Riemann-Rauswurf schlägt hohe Wellen beim VfL Bochum, Details zu den Gründen sickern durch. Butscher verteilt auch Startelf-Garantien.

Bochums Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian war einst Kapitän des VfL Bochum - und spielte gemeinsam mit Manuel Riemann. Der unersättliche Ehrgeiz war der gemeinsame Nenner der beiden völlig unterschiedlichen Charaktere.

Auch wegen dieser gemeinsamen Zeit, sagte Fabian auf der Pressekonferenz des VfL Bochum vor dem Relegations-Hinspiel gegen Fortuna Düsseldorf am Donnerstag im Ruhrstadion (20.30 Uhr/live bei Sky und Sat.1), sei ihm die Entscheidung „nicht leicht gefallen“, Riemann aus dem Kader zu werfen für die Entscheidungsspiele im Kampf um den Klassenerhalt.

Fabian zum Riemann-Aus: „Da gibt es keinen Graubereich“

„Wir haben nach dem Bremen-Spiel den Austausch mit allen gesucht, waren dabei sehr kritisch und haben Wege aufgezeigt, wie wir in den nächsten Tagen die Relegation bestreiten wollen“, erklärte Fabian. „Da hatten Manu und wir unterschiedliche Ansichten, da gibt es auch keinen Graubereich, sondern nur schwarz oder weiß. Er ist alt genug, seine Entscheidungen zu treffen. Daher gab es diese Entscheidung, die sicherlich nicht einfach war.“

Zu den im Internet kursierenden Gerüchten, Riemann habe Matus Bero eine Ohrfeige verpasst nach dem Bremen-Spiel, äußerte sich der Sportchef auf Nachfrage nicht.

Nach Bremen-Spiel: Heftige Auseinandersetzung mit Bero

Nach Informationen dieser Redaktion hat sich Riemann aber letztlich selbst aus dem Spiel genommen, wenn auch nicht arbeitsrechtlich, so doch moralisch. Zunächst kam es nach der Partie in Bremen, bei der Riemann immer wieder Kollegen heftig zusammengestaucht hatte, laut „Bild“ zu wilden Auseinandersetzungen zwischen Bero und Riemann in der Kabine, aber wegen diverser Schlichtungen nicht zu Schlägen wie Ohrfeigen. Diese Redaktion kann diese Darstellung bestätigen.

Felix Passlack (r.), hier mit Maxi Wittek nach dem 4:3-Sieg bei Union Berlin, kehrt in die Startelf des VfL Bochum zurück.
Felix Passlack (r.), hier mit Maxi Wittek nach dem 4:3-Sieg bei Union Berlin, kehrt in die Startelf des VfL Bochum zurück. © IMAGO/Jan Huebner | IMAGO/Michael Taeger

Am Sonntag fand dann eine große Teamsitzung mit allen Spielern, Trainern, sportlicher Leitung statt mit viel Kritik in alle Richtungen. Auch Riemanns Verhalten kam vor allen Kollegen zur Sprache. Der Torwart machte laut Insidern bei der Aussprache und danach deutlich, den vorgegebenen Weg des Klubs und Teams im Sinne der Geschlossenheit nicht mitgehen zu wollen, sein Verhalten nicht entsprechend anzupassen. Im Klartext: Riemann hat dem Teamgeist den Rücken gekehrt.

Das Gefühl von Bochums Sportchef Fabian: „Mannschaft trägt Entscheidung mit“

Das kam auch bei den meisten Mitspielern, wenn nicht sogar allen, gar nicht gut an, auch wenn langjährige Wegbegleiter wie Anthony Losilla und Andreas Luthe den sportlichen Wert Riemanns in Mediengesprächen am Dienstag betont und sein Aus bedauert hatten. „Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft die Entscheidung mitträgt“, sagte Fabian dazu.

Diesen Eindruck übermittelte auch Trainer Heiko Butscher. Die „sehr schlechte Leistung in Bremen“ und das Riemann-Aus habe sicherlich jeder erst einmal verpacken müssen, aber im Training zeigten die Jungs seit Montag die richtige Reaktion: „Ich habe einen sehr guten Eindruck von der Mannschaft“, sagte Butscher.

Butscher legt sich fest: Passlack verteidigt hinten rechts

Gegen Düsseldorf wird Andreas Luthe im Tor stehen, einen weiteren Wechsel gibt es hinten rechts. Felix Passlack wird nach seiner abgesessenen Rot-Sperre für Tim Oermann in die Startelf rücken. „Felix war ein sehr wichtiger Faktor auch in den Spielen davor“, erinnerte Butscher an die Siege gegen Hoffenheim (3:2) und bei Union Berlin (4:3). „Die Wahrscheinlichkeit, dass er spielt, ist sehr hoch.“

Schröder ist Schiedsrichter

FIFA-Schiedsrichter Robert Schröder leitet das Relegations-Hinspiel zwischen dem VfL und Fortuna. Unterstützt wird er dabei von Christian Gittelmann und Jan Clemens Neitzel-Petersen. Vierter Offizieller ist Patrick Ittrich, als Videoassistent fungiert Johann Pfeifer.

So könnten die Teams spielen:

VfL Bochum: Luthe - Bernardo, Schlotterbeck, Ordets, Passlack - Losilla, Bero, Stöger - Wittek, Hofmann, Asano

Alternativen: Thiede - Gamboa, Loosli, Oermann, Osterhage, Broschinski, Antwi-Adjei, Paciencia, Daschner, Elezi, Soares

Es fehlen: Riemann (nach Rauswurf), Masovic (krank), Förster (Aufbautraining), Tolba, Esser, Kwarteng (alle verletzt)

Sperren drohen: Bernardo, Schlotterbeck (je 9 Gelbe Karten), Ordets, Broschinski, Wittek (je 4 Gelbe Karten)

Düsseldorf: Kastenmaier - Zimmermann, Oberdorf, de Wijs, Iyoha - Tanaka, Engelhardt - Klaus, Appelkamp, Tzolis - Vermeij

Alternativen: Niemczycki (TW), Niemic, Daferner, Johannesson, Mustapha, Hoffmann, Gavory, Quarshi, Sobottka

Es fehlt: Siebert, Suso (beide verletzt)

Sperre drohen: Engelhardt (9 Gelbe Karten), Zimmermann, Vermeij (je 4)

Neben Riemann und den Langzeitausfällen wird nur der erkrankte Erhan Masovic fehlen, erklärte Butscher. Die Viererkette dürften Passlack, Ivan Ordets, Keven Schlotterbeck und Bernardo bilden.

Im Zentrum ist mit Anthony Losilla, Matus Bero und Kevin Stöger zu rechnen, im Sturmzentrum mit Philipp Hofmann. Auf den Flügeln hat Butscher zwei Plätze frei für vier Kandidaten: Takuma Asano, Maxi Wittek, Christopher Antwi-Adjei und Moritz Broschinski.

Düsseldorfs Topmann Tzolis: gemeinsam aus dem Spiel nehmen

Klar ist: „Wir wollen das Heimspiel siegreich gestalten gegen eine Fortuna, die im Flow ist, die 14 Ligaspiele in Folge nicht verloren hat, die mit Cristos Tzolis einen starken Stürmer hat“, so Butscher. Gerade Tzolis, mit 22 Toren einer der drei Torschützenkönige der 2. Liga, dürfe gar nicht erst zu seinen Situationen kommen, „da ist die ganze Mannschaft gefordert.“

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Lieber aber betont Butscher die eigenen Stärken: Die Herangehensweise werde sich nicht sonderlich verändern, „wir haben auch viel Qualität. Ich mag es nicht davon zu sprechen, dass wir etwas verlieren können. Mit der Energie des Stadions, gemeinsam mit den Fans, wollen wir etwas gewinnen“, sagte Butscher. „Unser großes Ziel war immer der Klassenerhalt - nur darum geht es.“

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