Bochum. Ohne Osterhage fehlt Stabilität, die Stürmer des VfL Bochum bleiben harmlos: WAZ-Kolumnist Michael Eckardt beleuchtet die Probleme des VfL.
Mit den äußerst diskutablen Entscheidungen der Unparteiischen in Mönchengladbach und bei der Heimniederlage gegen den SC Freiburg darf man sich auf Seiten des VfL Bochum keine Minute länger beschäftigen. Die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch benötigt nämlich mal wieder einen Wendepunkt. So wie nach den ersten sechs Saisonspielen, als es Gegentore in Hülle und Fülle gehagelt hatte. Nach der folgenden, längeren stabilen Phase, die allgemein vielleicht etwas zu optimistisch als wichtiger Entwicklungsschritt gedeutet wurde, ist der VfL nun erneut unter Druck.
Reden wir über die Anzahl der Gegentreffer.
VfL Bochum defensiv anfälliger
Seit dem 1:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart haben es die Bochumer nicht mehr geschafft, ohne Gegentor vom Platz zu kommen. Das sind sieben Spiele, in denen sie 18 Gegentreffer haben hinnehmen müssen. Das ist eine ähnlich schwache Bilanz wie beim Einstieg in die Saison. Ist bei lediglich einem Gegentor die Chance auf wenigstens einen Punkt noch relativ groß, reduziert jeder weitere Gegentreffer diese Chance erheblich. Und genau das ist dem VfL in den letzten Wochen passiert.
Reden wir über die fehlende Stabilität.
18 Gegentreffer in sieben Spielen, aber 13 Gegentreffer allein in den letzten vier Spielen. Die Tendenz ist ausgesprochen unerfreulich. Auffällig ist, dass die relative defensive Kompaktheit dahin ist, seitdem Patrick Osterhage verletzt fehlt – eben genau die letzten vier Spiele. Kevin Stöger ist ein klassischer Zwei-Wege-Spieler, der Stärken sowohl in der Spielgestaltung als auch in der Rückwärtsbewegung hat, Osterhage ist die mit etwas mehr Tempo und etwas weniger Technik angereicherte Ergänzung dazu.
+++ Wer spielt für Oermann? Einen Kandidaten schließt Letsch aus +++
Um kompakt zu stehen und den Gegner daran zu hindern, ungestört durchs Mittelfeld zu spielen, sind Stöger, Osterhage und Anthony Losilla eindeutig erste Wahl in Bochum. Einen negativen Einfluss auf die Kompaktheit hat aber auch das unfreiwillige Wechselspiel auf der rechten defensiven Seite. Wäre er gesund und fit, müsste Tim Oermann, der Aufsteiger des Jahres, eigentlich immer spielen. Weil er das aber nicht ist, mussten dort zuletzt nacheinander Cristian Gamboa, Noah Loosli und schließlich aushilfsweise Erhan Masovic ran. Eine dermaßen extreme Rotation ist nie gut für die Automatismen.
Kaum Stürmertore: Auch Broschinski lässt wieder Zweifel aufkommen
Reden wir über die Flaute im Angriff.
Zugegeben, nach seinen Auftritten und Toren gegen Augsburg und in Frankfurt hatte ich geglaubt, Moritz Broschinski wäre auf einem guten Weg, sich im Bochumer Sturmzentrum zu etablieren. Doch jetzt sind da wieder Zweifel. Der 23-Jährige hat nachgelassen, der Ball ist oft zu weit weg vom Fuß oder vom Körper. Außerdem ist er ebenso wenig ein Mann mit Näschen für den richtigen Moment und der entsprechenden Cleverness auf engem Raum wie die Kollegen Takuma Asano, Goncalo Paciencia und Philipp Hofmann.
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Von Asano weiß man ja schon länger, dass eine Torchance eigentlich nicht mehr als eine Option ist, Paciencia benötigt sehr, sehr viel freien Raum um sich herum, um seine sehenswerte Schusstechnik zu zeigen. Und Hofmann? Kämpft mit sich, seinem Selbstverständnis und der oft etwas arg schwerfälligen Übersetzung. Heraus kommen am Ende in der Summe viel zu wenige Tore. Konkret: Vier der letzten sieben VfL-Treffer resultierten aus Standardsituation, daran beteiligt war keiner der genannten Bochumer Stürmer. Schlimmer noch: Nur zwei der sieben Tore erzielten Stürmer.
Wer ist der richtige zentrale Stürmer für den VfL Bochum?
Was macht Hoffnung?
Dass die Einstellung der Mannschaft, die bisher über jeden Zweifel erhaben ist, intakt bleibt und die Fans weiterhin bei der Stange bleiben. Aber natürlich wäre auch die Rückkehr von Osterhage und Christopher Antwi-Adjei ein Segen. Und dann braucht Thomas Letsch noch ein glückliches Händchen, um auf den letzten Metern den richtigen zentralen Stürmer auszugucken. Jedenfalls sollte man es nicht darauf ankommen lassen, in den letzten drei Saisonspielen, wie im Vorjahr, noch den Kopf aus der Schlinge ziehen zu wollen.