Bochum. Nicht nur auf die Schiedsrichter war Bochums Trainer Letsch nach dem 1:2 gegen Freiburg nicht gut zu sprechen. Er vermisste die nötige „Schärfe“.
Thomas Letsch kann mit Niederlagen umgehen. Er bleibt stets sachlich. Das war auch nach dem 1:2 gegen den SC Freiburg zu sehen und zu hören. Doch anders als nach dem 1:4 gegen RB Leipzig vor einer Woche war der Trainer des VfL Bochum diesmal deutlich schlechter gelaunt. Angefressen war er, auch sauer auch auf seine Mannschaft.
Natürlich: Auch Letsch hatte eine klare Meinung zu drei Schlüsselszenen, in denen der Schiedsrichter zu Ungunsten des VfL Bochum entschied. Marco Fritz gab keinen Handelfmeter nach Sildillias Handspiel, er gab keinen Foulelfmeter nach Ginters Foul an Broschinski, der sich nachvollziehbar mächtig darüber aufregte, dass es keinen VAR-Check gab, der Kölner Keller nicht eingriff. Zudem sah Letsch Manuel Gulde nach dessen Foul an Philipp Förster (59.) mit der Gelben Karte zu gut bedient.
Elf Gegentore, drei Niederlagen seit dem 3:2 gegen den FC Bayern
Der VfL-Coach machte aber immer wieder deutlich, „dass wir uns an die eigene Nase fassen müssen. Wir suchen die Fehler bei uns.“
Nach dem starken Beginn in diesem Jahr, gekrönt mit dem 3:2 gegen den FC Bayern, hat der VfL nun drei Mal in Folge verloren: 2:5 in Mönchengladbach, 1:4 gegen Leipzig, 1:2 gegen Freiburg. Dabei wäre der SC im eigenen Stadion schlagbar gewesen, hatte zuvor sechs Mal in Folge nicht gewonnen, hatte noch am Donnerstag in der Europa League gegen West Ham einen Fight abgeliefert.
Trainer Letsch vermisst Entschlossenheit und Intensität beim VfL Bochum
„Wir hatten aber nicht die Schärfe, Freiburg zu schlagen“, kritisierte Letsch. Er vermisste den letzten Tick Willen, Einsatz, Entschlossenheit. Um Freiburg zu packen, müsse man „unsere Intensität abrufen, alles reinwerfen, ans Limit gehen. Das haben wir nicht geschafft.“
Und zwar in beiden Richtungen. Zwar ließ die Defensive insgesamt wenig zu und hatte Bochum mehr Ballbesitz (59 Prozent). Aber in zwei entscheidenden Situationen „haben wir einfach schlecht verteidigt“, monierte der Coach.
Beim 0:1 verlor Ivan Ordets das Kopfballduell gegen den Ex-Bochumer Michael Gregoritsch, hatte keiner den durchlaufenden Torschütze Maximilian Eggestein auf dem Schirm. Beim 0:2 von Gregoritsch sah erneut Ordets nicht gut aus, auch Bernardo attackierte Ritsu Doan vor der Flanke nicht.
VfL Bochum zu harmlos: Kapitän Losilla vermisst Galligkeit
Zwar warf Bochum nach Ordets‘ Anschlusstreffer nach einer Stöger-Ecke alles nach vorne, wechselte Letsch offensiv. Doch im Abschluss, im letzten Drittel blieb Bochum harmlos. So sei man, mäkelte der Trainer, nicht mit letztem Willen auf Abpraller gegangen. „Uns hat die Schärfe gefehlt“, sagte Letsch mehrmals. „Wir haben zwar viele Abschlüsse. Aber es reicht nicht, nett, brav, gut zu spielen. Wir müssen konsequenter sein und schärfer.“
So sah es auch sein Kapitän. Anthony Losilla hatte sich seinen 38. Geburtstag anders vorgestellt. Auch er suchte die Schuld nicht beim Schiedsrichter. „Es ist ein Tick zu wenig, um ein Tor zu machen. Wir hätten in Offensivaktionen überzeugender sein müssen. Uns fehlt etwas Galligkeit, Entschlossenheit.“
Förster rotiert überraschend für Wittek in die Startelf des VfL Bochum
Klare Worte. Dabei setzte Letsch gegen Freiburg auf ein 4-2-2-2, Philipp Förster rotierte in die Startelf für Maxi Wittek, weil Letsch mit mehr Ballbesitz gerechnet hatte, mit Förster fußballerische Qualität ins Zentrum bringen wollte. Zwingende Aktionen sprangen dabei aber nicht heraus.
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Tim Oermann übernahm wieder die rechte Abwehrseite, verletzte sich aber am Oberschenkel, musste zur Pause ausgewechselt werden. In Mainz am kommenden Samstag, 1:8-Verlierer gegen den FC Bayern, dürfe er ausfallen. Patrick Osterhage und Christopher Antwi-Adjei könnten nach Verletzungspausen zurückkehren, Letsch ist da zumindest „optimistisch“.
Letsch zum Abstiegskampf: „Situation ist auch gefährlich, das haben wir im Kopf“
In Mainz steht nach der verpassten Chance, das Polster auf die Abstiegsregion auf zehn (Köln) bzw. zwölf Punkte (Mainz) auszubauen, nun viel auf dem Spiel, denn eine vierte Pleite, diesmal bei einem Abstiegskonkurrenten würde die Stimmung vor der Länderspielpause deutlich drücken - und größere Abstiegssorgen würden zurückkehren. „Wir haben keine schlaflosen Nächte“, sagte Letsch. „Aber wir werden einen Teufel tun, die Lage als entspannt zu sehen. Es bleibt jetzt ein Fight bis zum Schluss. Die Situation ist auch gefährlich, das haben wir im Kopf. Umso wichtiger ist es, in den kommenden Spielen wieder besser zu spielen.“