Bochum/Dortmund. Der VfL Bochum hat ein Problem im Angriffszentrum. Letsch lobt Broschinski nach dem Derby. Er rotiert. Der Check vor dem Heimspiel gegen den FCA.

Dieses Gefühl, dass mehr drin war beim Derby in Dortmund, nahmen die Bochumer mit auf den kurzen Weg nach Hause. Mit gemischten Gefühlen. Defensiv, läuferisch, als kämpfende Einheit bot der VfL dem BVB lange Paroli, hatte auch Chancen zur Führung. Doch im Angriff, im Abschluss haperte es. Kein neues Phänomen – und auch ein Problem des zentralen Stoßstürmers.

Philipp Hofmann, Goncalo Paciencia, Moritz Broschinski sind die Kandidaten. Keiner hat einen klaren Nummer-Eins-Status, nicht einmal einen Kaderplatz sicher. Der Konkurrenzkampf ist da, für Bundesliga-Verhältnisse derzeit auf überschaubarem Niveau.

VfL Bochum: Letsch stärkt Stürmern den Rücken

„Ich bin froh, dass ich die drei habe“, sagte Trainer Thomas Letsch nach dem 1:3 in Dortmund. Der Trainer beschwor am Sonntag nach der sicherlich um ein Tor zu hoch ausgefallenen Niederlage den Teamgeist, zeigte sich mit allen VfL-Profis zufrieden mit ihrer Leistung, mit der Entwicklung des VfL. Hofmann und Paciencia brachte er diesmal nach 80 Minuten – der 23-jährige Broschinski erhielt den Vorzug in der Startelf.

Es war der dritte Einsatz von Beginn an für den ehrgeizigen Kämpfertypen, der vor einem Jahr von Dortmunds zweiter Mannschaft kam. Von der dritten Liga in die erste Klasse, ein großer Sprung. Zu groß? „Von unseren drei zentralen Stürmern ist Moritz der Spieler, der am meisten Intensität ins Spiel bringt, der alles anläuft, was möglich ist, eine gute Geschwindigkeit hat“, erklärte Letsch seine Idee nach der Partie. „Er hat es aus meiner Sicht sehr gut gemacht. Es ist toll zu sehen, wie der Junge sich entwickelt hat, gerackert hat. Aber es ist auch gut, wenn Hofmann und Paciencia auf den Platz kommen und auch im Spiel sind. Wir spielen immer mal wieder mit einem anderen vorne drin. Heute war es Moritz. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Leistung.“

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In der Tat zeigte Broschinski wie gewohnt viel Einsatz, legte mit 37 Sprints die zweitmeisten aller Bochumer hin nach Matus Bero (38), rannte unermüdlich an, störte den Aufbau des BVB. Bei eigenem Ballbesitz aber stieß er erneut an seine Grenzen, wie schon bei seinen Startelf-Spielen gegen Mainz oder in Darmstadt, als er allerdings auf der Außenbahn eingesetzt war, nicht seine Idealposition.

Broschinski ist sicherlich kein Vorwurf zu machen. Aber gegen die gestandenen Bundesliga-Verteidiger stößt er oft an seine Grenzen. Broschinski lässt sich zu oft abkochen, kann sich kaum durchsetzen, hat technisch Defizite, ging mit einer Zweikampfquote von nur 22 Prozent vom Feld – ohne Torschuss, ohne Torschussvorlage. Insgesamt kommt der wuchtige Angreifer auf 405 Spielminuten in zwölf Einsätzen.

Gegen den VfB Stuttgart stand Goncalo Paciencia in der Startelf, konnte sich aber nicht empfehlen.
Gegen den VfB Stuttgart stand Goncalo Paciencia in der Startelf, konnte sich aber nicht empfehlen. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Für ihn weichen musste Goncalo Paciencia. Die Leihgabe von Celta Vigo hatte sich nach Anlaufproblemen auch aufgrund von Trainingsrückstand im Winter die Vorherrschaft gesichert, durfte vier Mal in Folge von Beginn an ran, überzeugte aber nur gegen Union Berlin. Für den Portugiesen spricht: Paciencia hat bei seinen 13 Einsätzen mit 554 Minuten Spielzeit drei Tore erzielt, darunter die Traumtreffer in Freiburg und in Hoffenheim, das zum ARD- Tor des Monats gekürt wurde.

Der 29-Jährige ist spielstark, technisch versierter, auch eleganter, der kompletteste Stürmer des Trios. Zuletzt blieb er aber ohne Bindung zum VfL-Spiel, zeigte Defizite in der Arbeit gegen den Ball. Ruft er in dieser Trainingswoche seine Leistung ab, dürfte er gute Karten haben, in die Startelf zurückzukehren.

Die Torkrise von Philipp Hofmann beim VfL Bochum hält weiter an

Enttäuscht nach dem 1:3: Philipp Hofmann konnte als Joker im Schluss-Spurt nicht mehr für die Wende sorgen bei der Derby-Niederlage des VfL Bochum in Dortmund.
Enttäuscht nach dem 1:3: Philipp Hofmann konnte als Joker im Schluss-Spurt nicht mehr für die Wende sorgen bei der Derby-Niederlage des VfL Bochum in Dortmund. © AFP | LEON KUEGELER

Denn Philipp Hofmanns Leiden geht weiter. Kein Tor seit April 2023, das nagt, da trösten auch die zwei Torvorlagen in dieser Saison wenig bei immerhin 816 Minuten Einsatzzeit. Bis zum 1:3 in Hoffenheim legte der Arnsberger fast immer los, in den letzten fünf Partien war der 30-Jährige maximal Joker ohne Fortune. Mit seiner Wucht und Stärke in der Ballbehauptung ist er zwar weiterhin eine Waffe bei den oft langen Schlägen von hinten heraus, zeigte dies auch in einigen Partien, kämpferisch ist auf den 30-Jährigen absolut Verlass. Ein Torerfolg, wohl eher als eingewechselter Spieler, könnte den Knoten platzen lassen - in der Vorsaison traf er acht Mal. Auch deshalb verlängerte der VfL seinen Vertrag frühzeitig bis 2026.

Asano spielt am Mittwoch mit Japan gegen Bahrain beim Asien-Cup

Stoßstürmer leben auch von guter Vorarbeit, Flanken von außen. Christopher Antwi-Adjei oder Matus Bero lieferten wenig Verwertbares. Takuma Asano, mit fünf Treffern weiterhin bester VfL-Torschütze, fehlt. Er spielt noch beim Asien-Cup, Japan trifft am Mittwoch auf Bahrain im Achtelfinale in Katar. Japan ist klarer Favorit; unwahrscheinlich, dass Asano schon gegen Augsburg wieder dabei ist. Auch die Partie in Frankfurt könnte er noch verpassen.

VfL Bochum: Neuer Stürmer könnte trotzdem noch kommen

Ein Hoffnungsträger bleibt Moritz Kwarteng, der in Dortmund in der 80. Minute kam, seine Klasse andeutete. Auf den aus der 2. Liga geholten Angreifer, der für den VfL nun auf beschauliche 170 Minuten Spielzeit kommt, halten die VfL-Verantwortlichen große Stücke. Dies erklärte auch Marc Lettau, der VfL-Sportdirektor, bei der Frage, ob der VfL bis zum Transferschluss am Donnerstag (1. Februar, 18 Uhr) noch einen Stürmer verpflichtet oder nicht. Wobei ein künftiger Asano-Ersatz, der im Sommer ablösefrei wechseln könnte, gesucht wird und kein klassischer Stoßstürmer. Möglich ist noch ein Transfer - ein Vollzug derzeit offen.

„Wir halten die Augen weiter auf. Wir werden aber nicht irgendwas machen, weil wir meinen, irgendwas machen zu müssen“, sagte Lettau. „Wir sind weiter davon überzeugt, dass wir Spieler im Kader haben, die richtig, richtig gut sind. Wir sind alle überzeugt, dass Moritz Kwarteng künftig eine wichtige und tragende Rolle für uns einnimmt.“