Dortmund. Nach dem 1:3 beim BVB waren die Bochumer nur vom Ergebnis enttäuscht. Trainer Letsch nimmt viel Rückenwind mit. Beros Chance eine Schlüsselszene.
Die rund 8000 Fans des VfL Bochum feierten ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff im Dortmunder Signal-Iduna-Park, und die Enttäuschung bei Spielern, Verantwortlichen und Trainer beschränkte sich nach dem umkämpften Derby vor allem auf das Ergebnis.
Mit 1:3 verlor der Außenseiter nach einer engagierten Leistung beim Champions-League-Klub Borussia Dortmund. Und Trainer Thomas Letsch nahm viel Positives mit: „Wir sind unterm Strich enttäuscht, weil wir verloren haben. Aber ich bin extrem stolz auf die Mannschaft. Wir haben eine geile Truppe, haben gefightet und auch guten Fußball gespielt“, sagte er.
Eine Schlüsselszene: Matus Bero eroberte in der besten Offensivphase des VfL in den ersten 20 Minuten nach der Pause den Ball, zögerte aber mit dem Abschluss frei vor Torwart Alexander Meyer zu lange. Bero hatte den Ball selbst erobert, von Letsch und Spielerkollegen wie Maxi Wittek gab es „überhaupt keinen Vorwurf“, so Wittek.
„Er war wohl selbst überrascht, dass er so frei war“, meinte Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian. „In so einem Spiel entscheiden Kleinigkeiten.“ Letztlich wurde Bero von Ian Maatsen noch gestoppt. Deshalb resümierte Fabian: „Wir haben eine hervorragende Leistung gezeigt und hätten uns mit einem Punkt belohnen müssen. Das haben wir leider nicht geschafft.“
Auch Sportdirektor Marc Lettau sah einen „guten Auftritt“ des VfL, mit vielen Balleroberungen, Intensität, mit starker Defensivarbeit. Dabei begann die Partie äußerst unglücklich, vom Knie von Ivan Ordets sprang der Ball in den Lauf von Donyell Malen, der über den herausstürmenden Manuel Riemann fiel. Elfmeter Nummer eins, nach Studium der Bilder herrschte weitgehend Einigkeit: korrekte Entscheidung von Schiedsrichter Benjamin Brand. Niclas Füllkrug verwandelte in der siebten Minute ebenso wie in der Nachspielzeit zum 3:1 (90.+1).
Den zweiten Strafstoß indes, da waren sich zumindest die Bochumer einig, hätte es nicht geben dürfen. In der Entstehung sah Lettau ein Foul Füllkrugs an Ordets, zudem ein Handspiel. Trotz Prüfung durch den Kölner Keller aber durfte der Nationalstürmer zu seinem dritten Treffer des Abends ansetzen. „Das war kein Elfmeter“, legte sich auch Letsch hinterher fest, wollte aber nicht zur großen Schiedsrichter-Schelte ansetzen. Ebenso wenig wie Lettau.
Sie hoben vielmehr die Leistung des VfL hervor, der mit Rechtsverteidiger Tim Oermann (20) oder Stürmer Moritz Broschinski (23) gegen Jadon Sancho oder Niklas Süle antrat, der auf Keven Schlotterbeck, Bernardo und Takuma Asano verzichten musste. Auch beim BVB fielen Topspieler wie Brandt oder Reus aus - sie werden ersetzt von Natioanalspielern, wie Letsch noch einmal betonte.
Wie man das frühe Gegentor weggesteckt habe, „wie wir zurückgekommen sind, das war beeindruckend“, lobte Letsch. Engmaschig verteidigte der VfL, leistete viel Laufarbeit, nahm Dortmund die Lust, war zugleich mutig. Bochum lief mit Broschinski, Christopher Antwi-Adjei und Kevin Stöger früh an, im Zentrum ackerten zudem der starke Patrick Osterhage, Anthony Losilla und Maatsen-Aufpasser Matus Bero. Der Lohn: Balleroberungen, der Ausgleich durch Nico Schlotterbecks Eigentor nach scharfer Flanke von Osterhage.
In der zweiten Halbzeit war das Momentum sogar auf Bochumer Seite. „Wir wollten mutig bleiben“, erklärte Letsch. Zwei Schüsse von Osterhage verfehlten das Ziel, Antwi-Adjei traf am kurzen Pfosten Torwart Meyer, Bero ließ die Topchance liegen. „In dieser Phase hätte es kippen können, das Stadion wurde etwas unruhig“, so Letsch, der die „zweite Welle“ des BVB dann kommen sah.
Füllkrug köpfte das 2:1 nach Flanke von Sabitzer. „Das hätten wir besser verteidigen müssen“, meinte Linksverteidiger Maxi Wittek, der eine engagierte Leistung zeigte als Ersatz für Bernardo. „Wir haben alles reingeworfen, uns in die Bälle geschmissen, haben versucht, alles weg zu verteidigen“, erklärte der 27-Jährige. „Es war viel Tempo drin, wir haben einen guten Auftritt hingelegt.“
Was fehlte: Effektivität, „der letzte Punch“, meinte Letsch, auch: mehr Torgefahr vor allem im ersten, ansonsten ausgeglichen gestalteten Abschnitt. Moritz Broschinski, überraschend in der Startelf, gefiel zwar als Anläufer, konnte offensiv aber keine Akzente setzen. „Wir müssen im gegnerischen Drittel mit dem Ball noch ruhiger sein, beim letzten Pass fehlt noch was“, meinte Kevin Stöger. „Wenn wir in Führung gehen, tut sich der BVB schwer, dann wird es für die Auswärtsmannschaft hier ein geiles Spiel“, sagte Stöger, mit Licht und Schatten unterwegs vor den gut 80.000 Fans. „Aber wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht. Ich bin stolz auf die Mannschaft, in welcher Art und Weise wir hier aufgetreten sind.“
Nach dem 1:2 wechselte Letsch offensiv, brachte Moritz Kwarteng, Philipp Hofmann und Goncalo Paciencia. Der BVB hatte nun mehr Räume, mehr Chancen, das Glück beim Elfmeterpfiff - Bochum fuhr ohne Punkt nach Hause.
„Wir sind nicht die Mannschaft, die 100 Tore schießen wird in dieser Saison“, meinte Letsch. Gegen Bremen kostete ein später Gegentreffer den Sieg beim 1:1, gegen Stuttgart reichte Beros 1:0 für drei Punkte. „Wir müssen so viele Tore schießen, dass wir punkten. Ich bin mir sicher, wenn wir so weitermachen, werden wir uns in kommenden Aufgaben belohnen.“
Am besten gleich am nächsten Samstag. Dann empfängt der VfL mit dem einen Punkt und Platz besser platzierten FC Augsburg einen Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt (15.30 Uhr/Sky). Mit acht und neun Punkten Vorsprung auf Köln, Mainz und Darmstadt hat der VfL weiterhin ein ordentliches Polster nach unten.