Bochum. Der VfL Bochum ist gut gelandet nach einer Woche in Andalusien - und froh, dass die lange Vorbereitung zu Ende geht. Was gut, was schlecht war.

Eine XXL-Vorbereitung mit kurzer Weihnachtspause liegt hinter Bundesligist VfL Bochum. Erstmals gab es wegen der WM in Katar eine über zweimonatige Liga-Unterbrechung im Winter. Am Samstagabend landete der VfL-Tross nach einwöchigem Trainingslager im meist sonnigen spanischen Jerez de la Frontera in der verregneten Heimat. Bilanz und Ausblick.

Das Wichtigste

Trainer Thomas Letsch hat vor dem Heimspiel gegen Abstiegskonkurrent Hertha BSC (21. Januar/15.30 Uhr) fast alle Spieler zur Verfügung, ein „Luxusproblem“, wie er erfreut sagt und von noch „einigen schlaflosen Nächten“ beim Gedanken an die Startelf spricht.

Das System

Letsch hat sich früh festgelegt auf ein 4-3-3: „Die Viererkette bleibt unsere Basis“, sagt er. Die Dreierkette ist eine Variante je nach Spielsituation und Gegner. „Kompaktheit im Spiel mit und gegen den Ball“, so Letsch, ist das Kernprinzip, war Schwerpunkt der taktischen Vorbereitung. Bochum hat ja die meisten Gegentore aller Teams kassiert (36). Bochum will und muss defensiv stabiler werden.

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Die personelle Lage

„Alle Spieler sind fit“, sagt Letsch. „Wir haben viele Optionen auf allen Positionen.“ 23 Feldspieler kämpfen um elf Startplätze, die gegen Hertha wie berichtet die elf Spieler vom letzten Test gegen Luzern einnehmen dürften.

Im November und Dezember wurden in körperlich fordernden Einheiten die Grundlagen gelegt. Im Januar folgte der technisch-taktische Feinschliff mit weniger Umfängen, aber hoher Intensität. „Wir haben die Power für 90 Minuten Bundesliga“, sagt Letsch. Das war ihm besonders wichtig, deshalb gab es am Freitag noch einmal zwei Testspiele über die komplette Distanz fast ohne Wechsel: „Alle sollten noch mal 90 Minuten in die Beine bekommen“, erklärte auch Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian.

Lediglich Jacek Goralski und Dominique Heintz haben nach ihren langen Verletzungspausen noch etwas Rückstand. Die Nummer zwei im Tor, Michael Esser (Oberschenkel-Verletzung), soll bald wieder ins Training einsteigen. Mats Pannewig fällt noch einige Wochen aus (Knie), ist aber noch A-Jugend-Spieler.

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Die Neuzugänge

Keven Schlotterbeck (25/SC Freiburg) und Pierre Kunde (27/Olympiakos Piräus) verstärken den VfL auf Leihbasis zunächst bis zum Saisonende. Beide kamen frühzeitig – mit beiden ist direkt oder bald zu rechnen in der Anfangsformation.

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Innenverteidiger Schlotterbeck hat an der Seite von Ivan Ordets, von Letsch zum Abwehrchef erklärt, alle Testspiele und großen Spielformen im „A-Team“ absolviert. Er hat im Aufbau, im Stellungsspiel, im Zweikampf überzeugt.

Mittelfeldmann Kunde hat mangels Spielpraxis im letzten halben Jahr noch etwas Rückstand. Er ist ein positiver Typ, kam direkt an im Team – und hat viel drauf. Seinen Antritt, seine Dynamik, sein Zug zum Tor, auch seine Aggressivität gegen den Ball – hier ist noch Luft nach oben – dürften Bochum besser machen. Zu vermuten ist, dass Kunde gegen Hertha noch auf der Bank sitzt, aber zügig, vielleicht schon in Leverkusen am Mittwoch darauf, in der Startelf zu finden ist. Womöglich für Philipp Förster, der weiterhin mit Licht und Schatten unterwegs ist.

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Verstärkung für Bochum: Pierre Kunde.
Verstärkung für Bochum: Pierre Kunde. © WAZ | Ralf Ritter

Die Abgänge

Lys Mousset wurde suspendiert. Der französische Stürmer spielt sportlich endgültig keine Rolle mehr, wird in Bochum keine Chance mehr aufs Mannschaftstraining erhalten. Letsch wollte mit Moussets Rauswurf die Gemeinschaft schützen. Mousset soll sich einen neuen Verein suchen – Ende offen. Ebenso wie bei Tarsis Bonga, der ebenfalls auf Klubsuche ist, zuletzt bei Eintracht Braunschweig mittrainierte. Weitere Kaderbewegungen sind nicht zu erwarten bis Ende Januar.

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Der Knackpunkt I: die Testspiele

Sieben Spiele gegen Außenseiter, gegen Zwolle (1:3), Karlsruhe (1:2), Paderborn (1:1), Verl (0:2), Grasshopper Zürich (1:1), Diosgoyri VTK (0:3), FC Luzern (1:1) - maximal ein eigenes Tor. Kein Sieg. „Das ist schlecht“, sagt Trainer Letsch, um aber auch „das große Ganze“ zu betonen. „Die Vorbereitung war insgesamt gut, wir sind bereit. Nachdem wir in der Vorbereitung nicht gewonnen haben, wollen wir in der Bundesliga mit einem Sieg starten.“

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Ähnlich denkt Patrick Fabian, wobei ihn die fehlenden Erfolgserlebnisse spürbar ärgern: „Wir haben sehr gut gearbeitet, aber leider keinen Sieg in den Testspielen erzielt. Und darum geht es am Ende im Fußball“, so der Sportchef. „Am Ende kannst du Aufwand betreiben, wie du möchtest, es geht um Siege, und die haben wir nicht eingefahren. Das müssen wir so feststellen, aber auch nicht höher hängen als es ist.“

Der Knackpunkt II: fehlende Torgefahr

In den vier Testspielen 2022 gab es gemischte Teams nach harten Einheiten, eine gewisse Müdigkeit, „was aber keine Ausrede sein soll“, so Fabian. In den drei Spielen im Trainingslager gab es klare Startelf-Konturen und eine Vorbereitung aufs Spiel hin – aber zu wenig Effizienz. Und vom „B-Team“ mit prominenten Spielern wie Cristian Gamboa, aktuell verdrängt von Saidy Janko, mit Kosta Stafylidis oder Simon Zoller gegen den ungarischen Zweitligisten eine „dem VfL unwürdige“ Leistung, so Patrick Fabian.

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Von Ralf Ritter und Christian Woop

Im Abschluss also gibt es – wie seit Jahren – großen Steigerungsbedarf. „Gerade im letzten Drittel haben wir oft gute Möglichkeiten, in die Box zu kommen und bringen den Ball nicht rein oder sind technisch etwas schlampig“, sagte Fabian. „Dadurch vergeben wir gute Möglichkeiten.“ Trainer Letsch meinte: „In der Bundesliga reicht es nicht zu dominieren. Wir müssen uns die zwingenden Dinger erarbeiten, und wenn wir die Chancen haben, müssen wir sie besser nutzen.“

Der Ausblick

Insgesamt ziehen Fabian und Letsch nun einen Strich unter die XXL-Vorbereitung. Fabian sagt: „Es reicht jetzt einfach, das hat sich schon gezogen. Jetzt geht es nächste Woche wieder um Punkte und alles, was in den letzten Wochen war, ist ein Stückweit hinfällig.“ Letsch meinte: „Die Vorbereitung war schon sehr lang. Jeder freut sich jetzt wieder auf eine normale Bundesliga-Woche.“

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Am Dienstag ist wieder Training, am Samstag kommt Hertha ins Ruhrstadion. Es ist der Auftakt der „Englischen Woche“ mit den weiteren Partien in Leverkusen (Mittwoch,. 25.1., 20.30 Uhr) und in Mainz (Samstag, 28.1., 15.30 Uhr).