Jerez de la Frontera. Der VfL Bochum sortiert Sommer-Zugang Lys Mousset aus. Im Trainingslager bringt er das Fass zum Überlaufen. Alle Hintergründe zum Rauswurf.

Die Idylle auf der Golfanlage des Fünf-Sterne-Hotels Barcelo Montecastillo wird ab und zu von Motorenlärm gestört. Das Resort liegt – wie der Name verrät – auf einem kleinen Hügel. Am Fuße dessen drehen Rennwagen auf der ehemaligen Formel-1-Strecke von Jerez de la Frontera ihre Runden. Die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum, der in Andalusien sein Wintercamp aufgeschlagen hat, sind derweil damit beschäftigt, ganz andere Geräusche niedriger zu pegeln, die den Klub und dessen Umfeld seit Wochen nerven.

Die Nebengeräusche erzeugt Lys Mousset, der kein Pflichtspiel für den VfL absolviert hat und das auch nicht nachholen wird. „Wir sind an einem Punkt angelangt, in der wir die Gruppe schützen müssen“, sagt Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian. Mousset ist suspendiert, das Ende eines für Bochumer Verhältnisse teuren Missverständnisses.

Im Sommer war der französische Angreifer mit der Empfehlung von 99 Spielen in der englischen Premier League zum VfL gewechselt. Der 26-Jährige sollte im Kader Jürgen Locadia ersetzen, dessen Vertrag ausgelaufen war. Mousset galt als technisch versiert – wovon in Bochum nichts zu sehen war. Der Franzose, mit einem Jahressalär von rund einer Million Euro einer der Topverdiener, präsentierte sich von Anfang an nicht in der körperlichen Verfassung, um in der Liga eine Rolle zu spielen, wurde sowohl von Trainer Thomas Letsch als auch von dessen Vorgänger Thomas Reis nicht berücksichtigt. „Die sportliche Qualität, die wir uns von ihm erhofft haben, hat er nicht gezeigt. Darüber hinaus legte er nicht das Verhalten an den Tag, das es braucht, um Teil einer Gruppe zu sein“, so Fabian.

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Mousset, im Sommer noch vom ehemaligen Sportchef Sebastian Schindzielorz verpflichtet, war von Anfang an ein Streitfall. Der frühere Profi der englischen Klubs AFC Bournemouth sowie Sheffield United und von US Salernitana aus Italien, für den einst ein Marktwert von elf Millionen Euro taxiert worden war, protzte in den sozialen Medien mit Privatjets und teuren Autos, bekam in den jüngsten Jahren aber auch verletzungsbedingt auf dem Platz nicht mehr viel zustande. So einer sollte zum VfL passen, dessen Mitarbeiter stets Bodenständigkeit predigen? „Einem Team kann so jemand auch neue Impulse bringen“, hoffte im Sommer noch Ex-Trainer Reis. „Ich finde es schwierig, jemanden aufgrund seiner Vergangenheit vorzuverurteilen.“

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Mousset bemühte sich wenig, etwas zu ändern. Im Trainingslager in Jerez brachte er das Fass zum Überlaufen. Am Sonntag verschlief er ein Training und durfte hinterher bloß individuell arbeiten. „Das Vertrauen von meiner Seite ist nicht mehr da, deswegen ist für mich das Thema Lys Mousset erledigt“, stellt Letsch klar. Dem Vernehmen nach auf Druck des Trainers wurde Sport-Geschäftsführer Fabian über Nacht zum Handeln gezwungen. „Wir sind im Abstiegskampf. Mir ist es wichtig, dass wir einen Kader haben, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann“, so der 54 Jahre alte Trainer. „Dieses Gefühl ist einfach nicht mehr da bei Lys. Deshalb glaube ich, dass man Entscheidungen treffen muss, bevor er zur Belastung für ein Team wird.“

Lys Mousset (l.), hier im Zweikampf mit Vasileios Lampropoulos, muss den VfL Bochum verlassen.
Lys Mousset (l.), hier im Zweikampf mit Vasileios Lampropoulos, muss den VfL Bochum verlassen. © ffs | Christof Köpsel

Mousset, über den es mannschaftsintern kein böses Wort zu hören gab und der am Montag noch mit dem Team zu Mittag aß, wird zeitnah abreisen – nicht ins Ruhrgebiet. Der Angreifer soll sich einen neuen Klub suchen. Dass ein anderer Verein aber große Teile von Moussets üppigem Gehalt übernimmt, dürfte eher Wunschdenken sein. Sein Vertrag beim VfL, der aktuell nicht plant, auf dem Transfermarkt noch einmal tätig zu werden, läuft bis 2024, aber nur im Falle des Klassenerhaltes. Eine Zukunft hat Mousset in Bochum so oder so nicht mehr. Störgeräusche in Jerez de la Frontera werden also ab jetzt, so hoffen sie beim VfL, höchstens von den Rennwagen produziert.