Jerez de la Frontera. Patrick Fabian, Sport-Geschäftsführer des VfL Bochum, ist mit 35 Jahren der jüngste Manager der Liga – und macht seine Sache bislang gut.

Es ist ein prägendes Bild beim Trainingslager des VfL Bochum in Jerez de la Frontera: Patrick Fabian schreitet an der Torauslinie des Trainingsplatzes im Golf-Resort Barcelo Montecastillo allein auf und ab, stets das Handy am Ohr. Vor drei Jahren, als sich der VfL hier in Andalusien auf den Abstiegskampf der Zweiten Liga vorbereitete, grätschte der langjährige Verteidiger noch auf dem Rasen. Jetzt ist er Sport-Geschäftsführer in der Bundesliga. Ein steiler Aufstieg. Für den VfL Bochum. Für Patrick Fabian.

Er ist 35 Jahre alt und damit der jüngste Manager der Liga. Nach seinem Karriereende im Sommer 2022 assistierte er zwei Jahre lang Sebastian Schindzielorz – seit September ist er dessen Nachfolger. Es war ein Sprung ins eiskalte Wasser. „Es gab keine klassische Einarbeitungszeit“, sagt Fabian auf der Terrasse des Hotels in Spanien und wirkt dabei recht aufgeräumt.

„24/7-Aufgabe“ beim VfL Bochum

Die Aufgaben, gleich gewaltig: die Trennung von Aufstiegs-Held Thomas Reis nach sechs Spielen ohne Sieg und viel Unruhe, wenig später die Verpflichtung des in der Liga weitgehend unbekannten Thomas Letsch (54) von Vitesse Arnheim. Im Trainingslager der nächste schwierige Moment: Fabian suspendierte Stürmer Lys Mousset. Auch menschlich keine einfachen Entscheidungen, sagt er: „Aber es geht immer darum, das Bestmögliche für den Verein herauszuholen. Da ist es egal, ob man erst seit zwei Wochen oder schon seit zehn Jahren verantwortlich ist.“

Auf Leihbasis beim VfL Bochum: Innenverteidiger Keven Schlotterbeck.
Auf Leihbasis beim VfL Bochum: Innenverteidiger Keven Schlotterbeck. © Christof Köpsel / FUNKE Foto Services | Christof Köpsel / FUNKE Foto Services

Fabian lebt als Sport-Geschäftsführer vor, was ihn stets ausgezeichnet hat. Er hat einen klaren Plan, ist ehrgeizig, wissbegierig, ein Kämpfer und Teamplayer. In den ersten Monaten habe er „alle Facetten kennenlernen müssen. Das ist schon eine 24/7-Aufgabe“, sagt er. Abzuschalten sei „nicht einfach, aber für ein paar Minuten oder Stunden muss man auch mal loslassen können.“ Wichtig sei das für ihn selbst, aber auch für das nahe Umfeld, seine Frau, Familie, Freunde. „Sonst belastet man sich und andere.“

Seit der Jugend beim VfL

Fabian kann dabei auch auf die Erfahrung von schmerzhaften Einschnitten zurückgreifen. Nach vier Kreuzbandrissen etwa kehrte der bekennende Veganer und aktive Tierschützer immer wieder zurück. Fabian ist ein emotionaler Mensch, mitfühlend, was im Profigeschäft neben seinem Alter auch Zweifel nährte, ob er der Aufgabe (bereits) gewachsen sei. Er hat bisher seine Kritiker widerlegt.

Seine ersten komplizierten Monate, seine erste Wintertransferphase hat Fabian, seit der Jugend beim VfL Bochum als Spieler und dann in anderen Positionen aktiv, gemeistert, er tritt auch nach außen immer souveräner auf. In Innenverteidiger Keven Schlotterbeck (25) und Mittelfeldmann Pierre Kunde (27) präsentierte er die beiden Wunschspieler pünktlich zu den Feinschliff-Wochen der Wintervorbereitung. Seine wichtigste Amtshandlung aber war die Verpflichtung von Trainer Letsch – sie könnte sich als Volltreffer erweisen.

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Der Schwabe kommt in Team und Umfeld gleichermaßen gut an. Er holte zwölf Punkte aus acht Partien. Fabian ist optimistisch – und mahnt zugleich. Die Stimmung im Trainingslager sei gut, die Trainingsarbeit intensiv, und mit den beiden Neuen sei man auf jeder Position mindestens doppelt besetzt.

Alle möglichen Szenarien beim VfL Bochum im Blick

Mit den zwei Siegen zum Jahresabschluss gegen Mönchengladbach und Augsburg „haben wir den Anschluss wieder hergestellt. Aber es nützt nichts zurückzublicken“, sagt er. Spätestens im Sommer steht Fabian vor seiner nächsten großen Bewährungsprobe, den Kader für die kommende Saison zusammenzustellen. Im Abstiegsfall droht ein XXL-Umbruch. „Wir konzentrieren uns jetzt ganz auf diese Saison“, sagt er. „Aber wir müssen uns natürlich auf alle Szenarien vorbereiten.“

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Er kennt das Tagesgeschäft, denkt aber viel lieber strategisch, perspektivisch. Fabian baut beim VfL neue Strukturen auf. Im Talentwerk etwa, aber auch bei den Profis. In Marc Lettau (37) hat er einen Technischen Direktor von Union Berlin nach Bochum geholt. Es ist eine beim VfL neu geschaffene Führungsposition für den sportlichen Bereich. Lettau ist auch für die Kaderplanung mitverantwortlich.

Patrick Fabian nimmt seine Rolle beim VfL Bochum an

„Ich bin ein Freund davon, dass Entscheidungen aus einer Diskussion heraus entstehen mit verschiedenen Perspektiven“, erklärt Patrick Fabian. Die Rolle des Verantwortlichen nimmt er dabei komplett an: „Aber am Ende“, sagt Fabian, „treffe und verantworte ich die Entscheidung.“