Bochum. Der VfL Bochum gewinnt das letzte Heimspiel der Saison gegen Arminia Bielefeld. Die Ostwestfalen stehen mit einem Bein in der Zweiten Liga.
Wenn die Sonne über Bochum untergegangen ist, strahlt das Ruhrstadion umso heller. Die vier Flutlichtmasten, Relikte aus anderen Bundesliga-Zeiten, sind schon von weitem zusehen. Schmuckkästchen nennen sie ihr Stadion, wie passend. Es leuchtet in der Nacht.
An gewöhnlichen Spieltagen bleibt das Licht noch eine ganze Weile an. Doch wenn die Minuten nach Abpfiff vergehen, wird es von Minute zu Minute ruhiger an der Castroper Straße, bis die Stadiontore schließen. Nicht aber am Freitagabend. Die Menschen blieben einfach nach dem 2:1 (1:1) über Arminia Bielefeld. Sie feierten den VfL Bochum. Das Siegtor in der 89. Minute. Aufstiegshelden wie Robert Tesche, die den Klub verlassen werden. Noch immer den Derbysieg aus der Vorwoche, das 4:3-Spektakel bei Borussia Dortmund. Den vorzeitigen Klassenerhalt.
VfL Bochum: Sebastian Polter erzielt sein zehntes Saisontor
Einige Bochumer Profis hatten ihre Kinder mit aufs Feld gebracht. Gemeinsam sprangen sie vor der Ostkurve auf und ab. Das ganze Stadion machte mit. „Das ist das, was sich die Fans über die ganze Saison verdient haben. Mit diesem Rückhalt ist es sensationell. Damit kannst du in der Bundesliga bestehen“, schwärmte Stürmer Sebastian Polter. Der 31-Jährige hatte die Bochumer mit seinem zehnten Saisontor nach 21 Minuten in Führung gebracht. Weil George Bello später noch ins eigene Tor traf (89.), reichte den Gästen aus Bielefeld der zwischenzeitliche Ausgleich durch Joakim Nilsson (35.) nicht zu einem Punktgewinn.
Und so gab es in den Minuten nach Abpfiff zwei gänzlich unterschiedliche Gefühlswelten zu beobachten. Die Feierbiester des VfL. Auf der anderen Seite die Arminia-Profis, die mit hängenden Köpfen vor dem Gästeblock standen. Ihre Fans donnerten voller Wut immer wieder gegen die Plexiglas-Scheiben, die sie vom Spielfeld trennten. Nach zwei Jahren im Oberhaus droht der Abstieg in die zweite Liga. „Die Tabelle so kurz vor Saisonende lügt nicht“, fasste Bielefelds Trainer Marco Kostmann die missliche Lage seines Klubs zusammen.
VfL Bochum: Danny Blum und Simon Zoller leiten Siegtreffer ein
Maximal auf den Relegationsplatz können sich die Ostwestfalen noch vorschieben. Dafür muss Bielefeld die kommende Partie gegen RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gewinnen – und der VfB Stuttgart zweimal verlieren, zunächst an diesem Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) das Gastspiel bei Bayern München. „Abhängigkeit ist großer Mist, jetzt sind wir noch ein bisschen abhängiger“, meinte Kostmann. „Der Optimismus ist wieder da, wenn das Spiel am Sontag so gelaufen ist, dass wir noch mal eine Chance haben.“
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Thomas Reis, der Bochumer Trainer, lobte zwar „eine sehr aktive Bielefelder Mannschaft, die sich gegen die Niederlage gestemmt und alles versucht hat“. Er bekam aber auch sehr anschaulich gezeigt, warum die Arminia einen Spieltag vor Saisonende dort steht, wo sie steht: als Tabellen-17. bereits mit einem Bein in der Zweiten Liga. In der Abwehr löchrig, vorne viel zu harmlos – und am Ende auch noch im Pech. Alle hatten sich eigentlich schon auf ein Remis verständigt, da kam Bochums Danny Blum noch einmal eine Idee. Ein Ball aus dem Halbfeld landete hinter Bielefelds Viererkette – und genau bei Simon Zoller. Arminen-Torwart Stefan Ortega wehrte gegen Zoller wie so oft in dieser Partie herausragend ab. Doch der Ball landete genau am Bein von Bello, der den Ball zum 2:1 ins Tor abfälschte.
VfL Bochum steht nun bei 42 Punkten
Der Druck auf die Ostwestfalen vor dem letzten Saisonspiel ist nun gewaltig. „Wir haben Abstimmungsprobleme, aber wenn wir die beheben, ist gegen Leipzig alles möglich“, versprühte Patrick Wimmer wenigstens noch einen Hauch Zuversicht. Und der VfL? Der kann am Samstag ganz entspannt zu Union Berlin reise und die herausragende Spielzeit abschließen. 42 Punkte hat der Aufsteiger eingesammelt – das hat ihm im August 2021 kaum jemand zugetraut. „Wir sind schwierig in die Saison gekommen. Dann haben wir uns wirklich stabilisiert und eine richtig gute Serie gespielt“, sagte Tesche. In Bochum strahlt in diesen Wochen nicht nur das Stadion.