Frankfurt. Ein starker Beginn reichte dem VfL Bochum nicht. Eintracht Frankfurt drehte die Partie direkt nach der Pause und siegte mit 2:1 (0:1).
Der VfL Bochum hat es verpasst, einen weiteren großen Schritt in Richtung Klassenerhalt in der Bundesliga zu machen. Bei Eintracht Frankfurt führten die Bochumer mit 1:0, unterlagen mit 1:2. Fünf starke Minuten zu Beginn des zweiten Abschnitts reichten den Frankfurtern zum Sieg. Sie verhinderten damit ihre fünfte Heimspielniederlage in Folge.
Es war klar, gerade den Frankfurtern, dass es ein sehr emotionales Spiel werden würde. Vereinslegende Jürgen Grabowski war am Donnerstag gestorben. Erinnerungen an ihn begleiteten das gesamte Spiel, das ging von einer Rede von Eintracht Präsident Fischer über eine Schweigeminute und Fan-Gesängen.
Gerrit Holtmann ersetzt kurz vor Anpfiff Danny Blum
Auch die Bochumer spielten mit Trauerflor. Grabowski war über die Grenzen Frankfurts und Hessens hinaus ein anerkannter und beliebter Fußballer. Unter anderem wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Welt- und Europameister. Die Frankfurter Fans würdigten einen der besten Spieler in der Geschichte „ihrer“ Eintracht mit einem Spruch im Fan-Block: „Helden leben lange und Legenden sterben nie. Doch auferstehen werden nur Götter. Bis bald Grabi.“
Im Alltagsgeschäft Bundesliga versuchten die Frankfurter Akteure daraus Energie zu ziehen. Sie hatten ihrer vier letzten Heimspiele verloren und trafen auf eine Bochumer Mannschaft, die Trainer Thomas Reis ohnehin schon mächtig hatte umbauen müssen. Dazu kam wenige Minuten vor Spielbeginn, dass Danny Blum doch nicht würde anfangen können. Sein Name stand auf dem Aufstellungsbogen, musste dann durch den Namen Gerrit Holtmann ersetzt werden. Die erste Meldung bei Blum war: angeschlagen, Wadenprobleme. Er saß aber auf der Bank.
Bochumer spielen in Frankfurt mit veränderter Abwehrreihe
Dass der VfL Bochum ansonsten das Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt mit einer fast komplett veränderten Abwehrreihe bestreiten würde, war im Wochenverlauf immer klarer geworden. Gleich drei Stammkräfte fielen aus. Maxim Leitsch und Danilo Soares wegen Corona, Cristian Gamboa nach seiner fünften Gelben Karte gegen Fürth.
Torwart Manuel Riemann hatte daher diesmal mit Armel Bella-Kotchap nur einen Spieler direkt vor sich, der auch zuletzt dort spielte: Armel Bella Kotchap. Zweiter Innenverteidiger war Erhan Masovic. Auf den Außenpositionen verteidigten Konstantinos Stafylidis und Herbert Bockhorn. Stafylidis links, Bockhorn rechts. Im Mittelfeld kann Trainer Thomas Reis auf die bewährten Kräfte setzen. Neben Kapitän Anthony Losilla und Elvis Rexhbecaj spielt diesmal wieder der junge Patrick Osterhage.
VfL-Verteidigung braucht längere Anlaufzeit
Den Angriff bildeten Holtmann, Takuma Asano und Sebastian Polter. Das Erfolgsduo, dass im Hinspiel, das die Bochumer mit 2:0 gewannen, das frühe 1:0 gemacht hatte, war durch den kurzfristigen Ausfall von Blum auseinandergerissen. Asano hatte seinerzeit das 1:0 durch Blum vorbereitet.
Durch die vielen Umstellungen im Bochumer war klar, dass es etwas dauern würde, bis die Verteidigungsmaschine wie gewohnt laufen würde. Zunächst einmal machten viele Bochumer Spieler die gleichen Zeichen. Sie zeigten, deuteten in die Luft, wollten ihren Mitspielern zeigen, was sie wie und wo besser, konkreter machen könnten.
Sebastian Polter erzielt mit seinem achten Saisontor das 1:0
Die Bochumer überstanden dann nicht nur die erste Drangphase der Frankfurter, sie nutzen ihre erste Torchance nach 19 Minuten gleich zur 1:0-Führung. Stafylidis schlug einen Freistoß auf den Kopf von Polter, Frankfurts Torwart Kevin Trapp konnte dem Ball nur noch hinterherschauen. Es war Polters achtes Saisontor.
Nur wenige Minuten später zeigte Trapp, warum er Nationalspieler ist. Die Bochumer gewannen den Ball im Mittelfeld, schalteten über Losilla, Polter und Holtmann schnell um. Am Ende der Pass-Kette war Asano allein vor Trapp und brachte den Ball aus kurzer Distanz nicht an ihm vorbei. Das war überragend von Trapp, zu schwach von Asano. Das hätte das 2:0 sein müssen. In dieser Phase schien sich zu bestätigen, dass Frankfurt historisch gesehen in der Bundesliga Bochums Lieblingsgegner ist. Gegen kein anderes Team punkteten die Bochumer öfter.
Erhan Masovic will klären, trifft aber ins eigene Tor
Einen Bochumer Sieg in Frankfurt aber hatte es zuletzt 2007 gegeben. Die Frankfurter versuchten nach dem Rückstand und einer Phase der Neuordnung mit Macht, dass das so bleibt. Bockhorn und Stafylidis bekamen nun deutlich mehr Arbeit, wurden durch ihre Gegenspieler Kostic und Lindström intensiv beschäftigt. Stafylidis und Bockhorn verloren wichtige Zweikämpfe, größeren Nutzen konnten die Frankfurter daraus nicht ziehen. Die beste Möglichkeit hatten die Frankfurter, als Bella Kotchap fast sein drittes Eigentor in dieser Spielzeit gemacht hätte und kurz vor Ende des ersten Durchgangs, als Martin Hinteregger nach einem Freistoß zum Kopfball kam, Manuel Riemann aber zur Ecke klären konnte.
Bis zum Ausgleich dauerte es dann dennoch nicht mehr lange. Keine Minute war im zweiten Abschnitt gespielt, da brachte Ansgar Knauff den Ball nach innen, Masovic versuchte zu klären, der Ball aber flog zum 1:1 ins Tor (46.). Weitere fünf Minuten und elf Sekunden später war das Spiel gedreht, führte Frankfurt 2:1.
VfL-Trainer Thomas Reis reagiert mit Dreifach-Wechsel
War der Ausgleich über die linke Bochumer Abwehrseite gefallen, nahm das zweite Frankfurter Tor über die rechte Bochumer Abwehrseite den Anfang. Bockhorn konnte einen Pass in die Tiefe auf Kostic nicht verhindern, hob dann in der Folge das Abseits auf. Frankfurt führte durch Daichi Kamada, zweimal hatten die Bochumer mitgeholfen.
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So aber war klar, dass Reis reagieren musste. Er tat das nach einer Stunde mit einem Dreifach-Wechsel. Jürgen Locadia, Milos Pantovic und Christopher Antwi-Adjei ersetzten Holtmann, Asano und Osterhage. Reis setzte das erste Mal seit dem 1:1 bei Hertha BSC wieder auf eine Doppelspitze mit Polter und Locadia.
Antwi-Adjei vergibt kurz vor Schluss Ausgleichs-Chance
Die Bochumer erarbeiteten sich dadurch wieder mehr Spielanteile und ein etwas ausgeglicheneres Spiel, weitere Torchancen allerdings nicht. Auch die Hereinnahme von Eduard Löwen für Rexhbecaj änderte das nicht. Die Frankfurter beschäftigten die Bochumer, wirkten bei ihren Kontern gefährlicher als sie.
Die beste Bochumer Chance hatte Antwi-Adjei, als Trapp einen Schuss von Locadia nicht festhalten konnte. Es war der zweite Torschuss der Bochumer im zweiten Abschnitt.