Bochum. Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel schwärmt von Thomas Reis. Der Coach des VfL Bochum lässt in Frankfurt einen Platz im Kader frei.
Bei Eintracht Frankfurt hat Thomas Reis in der A-Jugend gespielt, in Frankfurt wurde er zum Profi. Fünf Jahre, von 1990 bis 1995, spielte er für die Eintracht, ehe er zum VfL Bochum wechselte. Jetzt kehrt er erstmals als Cheftrainer ins Stadion der Eintracht zurück, zum Bundesliga-Spiel des VfL Bochum am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) in Frankfurt – und wird von einer Legende mit freundlichsten Worten empfangen.
Karl-Heinz „Charly“ Körbel, der Bundesliga-Rekordspieler, der einzig und allein für Frankfurt 602 Einsätze und damit noch 84 mehr als Bochums Ikone Michael Ata Lameck für den VfL vorzuweisen hat, ist geradezu begeistert von Thomas Reis‘ Werdegang.
Körbel schwärmt von Reis: „Für ihn ist die Mannschaft das Wichtigste“
Er war Trainer von Talent Reis in seinem zweiten A-Jugend-Jahr bei der Eintracht. „Ich drücke Thomas Reis jedes Mal die Daumen, wenn ich ihn am Spielfeldrand sehe“, sagte Körbel der aktuellen Ausgabe des Eintracht-Magazins „Im Herzen von Europa“. „Ich denke dann immer: Mensch, das war auch mal mein Spieler. Er hat eine unglaubliche Entwicklung hingelegt. Er weiß genau, woraus es ankommt. Für ihn ist die Mannschaft das Wichtigste.“
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Aber Körbel ist eben Frankfurter durch und durch, und am Sonntag lässt er es mal sein mit dem Daumen-Drücken für seinen Ex-Spieler. „Bochum hat uns schon so oft geärgert“, sagt der 67-Jährige – zum Beispiel im Hinspiel, beim 0:2 der Hessen im Ruhrstadion. Sein Appell ans aktuelle Team, das gerade erst in der Europa League geglänzt hat in Sevilla: „Haut dem Reisi mal richtig zwei rein für uns. Und Thomas kann die anderen Spiele dann gewinnen.“
Reis über seinen Jugendtrainer Körbel: Habe viel von ihm gelernt
Auch Thomas Reis blickt gerne auf seine Zeit in Frankfurt zurück. Körbel, sagt er gegenüber dieser Redaktion, war eben damals schon eine „Legende“, so Reis, als er mit 18, 19 Jahren unter ihm trainieren durfte. „Ich denke, wir hatten ein ganz gutes Verhältnis“, sagt Reis. „Ich habe unter ihm viel gelernt.“ Und er hat es letztlich zum Profi geschafft in Frankfurt.
16 Bundesliga-Spiele absolvierte er bei dem Klub, bei dem er meistens bei den Amateuren eingesetzt wurde, bei dem er mit „tollen Typen“, so Reis, wie Uli Stein, wie Uwe Bein zusammenspielte. Unter Trainer-Legende Dragoslav Stepanovic debütierte er – Stepanovic war einer der Ersten, die ihm jüngst nach dem 4:2-Sieg gegen den FC Bayern im Februar persönlich gratulierten. „Das“, sagte Reis vor ein paar Wochen dieser Redaktion, „hat mich sehr gefreut.“
Warum Jupp Heynckes VfL-Trainer Reis imponiert hat
Unter Jupp Heynckes spielte er auch. Der besuchte ihn mal im Krankenhaus, „obwohl ich noch gar keine Partie bestritten hatte unter ihm“, erzählt Reis – eine Charakterzug, er ihm imponiert hat. Sportlich und menschlich habe er viele Erfahrungen gesammelt in Frankfurt, von vielen etwas mitgenommen, um zugleich – später – seinen eigenen Weg zu gehen, so Reis.
Einen erfolgreichen, wie man heute weiß. Als Profi reifte er beim VfL Bochum zur Stammkraft, „der Wechsel war ja dann sicher auch nicht schlecht“, sagte Reis mit einem Lächeln. Als Trainer ist er seit September 2019 beim VfL auf Erfolgskurs. Er schaffte erst den Klassenerhalt in der ersten Phase der Coronakrise, stieg dann auf, jetzt ist der Klassenerhalt ganz nahe.
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Frankfurt ist bisher heimschwach - Bochum personell angeschlagen
Nahe – aber noch nicht erreicht, mahnt Reis. „Wenn wir nur einen Schritt weniger gehen, werden wir ein blaues Wunder erleben.“ Erst Recht am Sonntag in Frankfurt, bei einer qualitativ hochwertig besetzten, offensiv ausgerichteten Mannschaft, die unter Trainer Oliver Glasner im eigenen Stadion bisher allerdings nur selten komplett überzeugte. Die letzten vier Heimspiele gingen verloren, daheim holte Frankfurt erst 13 Punkte – Bochum kommt im Ruhrstadion auf 24. Auswärts aber eben auch erst auf acht Punkte.
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Und am Sonntag muss Reis fast seine ganze Stamm-Abwehrreihe der Rückrunde umbauen, einzig Innenverteidiger Armel Bella Kotchap ist einsatzbereit. Danilo Soares und Maxim Leitsch fallen nach positivem Corona-Tests ebenso aus wie der gesperrte Cristian Gamboa. Für sie werden Konstantinos Stafylidis und Herbert Bockhorn außen sowie Erhan Masovic, der in der Hinrunde oft genug geglänzt hat auf dieser Position, innen verteidigen.
Masovic hat eine starke Hinrunde gespielt und sich „nichts zu schulden kommen lassen“, erklärte Reis, aber mit den in der Rückserie bevorzugten Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch habe er eben auch „zwei Spieler mit sehr hoher Qualität“, die ihre Leistung konstant brachten.
Weilandt, Bonga und Decarli dürfen nicht mit nach Frankfurt
Immerhin: Am Samstag kam kein weiterer Ausfall hinzu, nach dem Abschluss-Training machte sich der VfL Bochum gegen 15.30 Uhr auf die Fahrt nach Hessen. Mit einem Mann weniger als möglich: Den 20. Platz im Kader ließ Reis frei. Tom Weilandt, Saulo Decarli und Tarsis Bonga bleiben trotz Einsatzfähigkeit zuhause. „Auch einen Platz im Kader muss man sich verdienen“, sagte Reis vielsagend.
Decarlis und Weilandts Verträge laufen nach dieser Saison ohnehin aus. Bonga ist noch ein Jahr länger gebunden – eine Trennung im Sommer aber wäre sportlich für alle Seiten das Beste.