Bochum. Er ist im Aufwind, auch dank der Hilfe neuer Ärzte, sagt Danny Blum vom VfL Bochum. Im Sommer stehen die Zeichen derzeit dennoch auf Abschied.

Danny Blum sprintet die Seitenlinie entlang, flankt scharf in die Mitte mit seinem starken linken Fuß. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal in dieser Trainingseinheit. Der Gegner fängt den Ball ab, schaltet schnell um. Danny Blum schaltet schnell um. Eben vorne, jetzt hinten. Die Pausen, die er sich lange Zeit nach seinen Antritten gönnte, vielleicht gönnen musste nach all den Verletzungsproblemen, sie gibt es noch. Aber längst nicht mehr im gefühlten Minutentakt.

„Ich werde immer fitter“, sagt Blum nach der Einheit, die er mit einem Sonder-Lauftraining abschloss, zwei- bis dreimal pro Woche legt er nun diese Extraschichten ein. Trainer Thomas Reis, der seinen potenziellen Unterschiedsspieler viel Zeit gab seit seiner erneuten Verletzungspause Mitte Januar, erkennt erfreut einen Wandel. „Er achtet jetzt mehr auf seinen Körper, auch in der Vor- und Nachbereitung des Trainings“, sagt Reis. „Er wirkt agiler, aggressiver, setzt vehementer nach“, defensiv wie offensiv.

Trainer Thomas Reis sieht Blums jüngste Entwicklung sehr positiv

„Nicht uninteressant“ findet Reis das, was er zuletzt von Blum gesehen hat im Training, ganz anders als noch vor zwei, drei Wochen. Blum – ein Kandidat für die Startelf für das Spiel bei seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt, den er 2019 Richtung Bochum verließ? Reis legt sich nicht fest. Er hat auf dem offensiven Flügel viele Alternativen mit Gerrit Holtmann, Takuma Asano, Christopher Antwi-Adjei, Milos Pantovic. Sie alle enttäuschten zuletzt nicht – restlos überzeugen konnten sie offensiv allerdings auch nicht.

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Für 90 Minuten, da sind sich Spieler Blum und Trainer Reis einig, reicht es noch nicht. Heißt: Gleich mit dem Mann, der in bester körperlicher Verfassung wohl Stammkraft wäre, loslegen und ihn auswechseln nach vielleicht einer Stunde? Oder als Joker zunächst auf der Bank lassen? Gegen Leipzig kam Blum für vier Minuten, gegen Fürth für 16 Minuten ins Spiel.

Startelf-Comeback in der Hinrunde gegen Frankfurt mit frühem Tor gekrönt

Schon in der Hinrunde, zum Ende der Vorsaison und in der Vorbereitung verletzungsbedingt mit Wadenproblemen ausgebremst wie schon zum Ende der Saison 2019/20, feierte Blum sein Startelf-Comeback gegen Frankfurt, seinen Ex-Klub, bei dem er von 2016 bis 2018 spielte und danach noch ein Jahr ausgeliehen wurde an Spaniens Zweitligisten UD Las Palmas. In Frankfurt, sagt Blum, hatte er eine tolle Zeit, hat noch Kontakt zu vielen Ex-Mitspielern.

Frankfurts Alex Meier beeindruckte Blum mit seiner Pass-Schärfe

Er lernte dort auch, was es bedeutet, scharf zu passen, seine Spezialität neben seinem strammen Abschluss, seinen Standards. „Wenn Alex Meier mir mit der Innenseite zugepasst hat, war das ein halber Torschuss“, sagt er. Dass diese Härte im Pass bei hoher Präzision entscheidende Sekunden bringen im Spiel, „erkläre ich auch unseren jungen Spielern immer wieder“, sagt Blum.

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Es geht also wieder gegen Frankfurt, und mitunter ist es im Fußball ja so, dass die passende Geschichte nur darauf wartet, erzählt zu werden. Blum traf im Hinspiel nach Steckpass von Takuma Asano nach nicht einmal drei Minuten mit einem Tunnel gegen Keeper Kevin Trapp zum 1:0, Bochum gewann mit 2:0. Den ausgiebigen Jubel schenkte er sich, „gegen Frankfurt jubel ich nicht“, sagt Blum – auch am Sonntag nicht, wenn er denn treffen sollte. Was ihn, natürlich, freuen würde: „Ich bin ein torgeiler Spieler und schieße gerne Tore. Auch gegen Frankfurt, noch lieber aber gegen andere Vereine.“

Neun Einsätze in dieser Saison sind für Blums Klasse zu wenig

Sein Startelf-Comeback im Oktober weckte Hoffnungen auf mehr, doch seine Verletzungshistorie würde wohl das größte Kapitel in einem Blum-Buch füllen. Auch in Bochum, auch in dieser Saison: immer wieder muskuläre Probleme, immer wieder Auszeiten, Rückschläge. Es folgte nur noch ein Spiel von Beginn an und nur noch ein zweiter Treffer im Spiel nach Frankfurt gegen Mönchengladbach zum 1:2 per Freistoß. Neun Einsätze insgesamt stehen in der Saisonbilanz – viel zu wenig für seine Klasse.

Neue Ärzte finden eine neue Diagnose, die Blum viel Mut macht

Blum ging in diesem Jahr nach Absprache mit dem VfL neue Wege, suchte den Rat neuer Ärzte, ein MRT zeigte: Die Problematik in der Bein-Muskulatur könnte von einer Rückenproblematik herrühren. Spritzen halfen. Rücken- und Hüftmuskulatur stärkt Blum nun besonders, der Oberschenkel - Stand jetzt - hält dem Druck stand. Vielleicht, sagt Blum und ist guter Dinge, sei das Problem, das ihn seine Karriere lang verfolgt, gelöst. „Ich bin auf dem richtigen Weg.“

In jedem Fall hat Blum „Bock auf die Bundesliga“ – in dieser Saison noch beim VfL. Und in der nächsten? Sein Vertrag, der sich im Vorjahr aufgrund des Aufstiegs um ein Jahr verlängert hatte, läuft aus nach drei Jahren. 60 Mal hat er gespielt in der 2. und 1. Liga und im Pokal für den VfL, hat 15 Tore erzielt. „Bochum ist für mich wie ein Zuhause und mein erster Ansprechpartner“, sagt der 31-Jährige.

Zukunft nach der Saison ist für Blum noch „ein großes Fragezeichen“

Noch aber gibt es kein klares Zeichen vom Verein. Ewig warten, sagt Blum sinngemäß, könne er auf ein Angebot auch nicht. „Es gibt andere Interessenten“, erklärt Blum, und zwar im In- und Ausland, Gespräche gab es auch schon. „Irgendwann muss ich mich auch umschauen und wissen, wie es weitergeht.“

Der VfL kann sich einen Blum-Verbleib zwar vorstellen, aber wenn, dann nur mit einem deutlich stärker leistungsbezogenen Vertrag. Bisher stimmte das Preis-Leistungsverhältnis nicht, und Blum ist mit 31 nicht mehr der Jüngste. Hört man hier und dort die Zwischentöne, klingt es im Gesamtpaket eher nach Abschied als nach Vertragsverlängerung. Blum nennt seine Zukunft nach dem Sommer „noch ein großes Fragezeichen“.

Blum will mit Präsenz und Torgefahr der Mannschaft helfen

Am Sonntag aber will er, ob sofort oder als Joker, zunächst einen weiteren Schritt zurück in den Fokus der Fußballwelt machen. Mit seiner Präsenz, sagt Blum, seiner Torgefahr, seiner Spielintelligenz und „Power, wenn ich richtig fit bin“, könne er dem Team helfen. Einem Team, das weitgehend auch ohne ihn „eine super Saison“ hinlege.

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„Die Mischung aus alten und jungen Spielern passt, wir haben tolle Fans, auch die Euphorie mitgenommen, mit den Erfolgen stieg auch die Torgefahr, das Selbstvertrauen“, sagt Blum. In Frankfurt komme nun ein starker Gegner auf den VfL zu. „Wir müssen wieder eklig zu bespielen sein“, sagt der Flügelstürmer. Und selbst einmal zuschlagen, mindestens einmal. Vielleicht ja wie im Hinspiel in Person von Danny Blum.