Bochum. Noch nicht ausverkauft ist das Ruhrstadion, in dem der VfL Bochum am Sonntag Frankfurt empfängt. Diese Chancen sehen Coach Reis und Stürmer Blum.

Trainer Thomas Reis behielt die Ruhe. Ein Journalist fragte bei der Pressekonferenz, ob der VfL Bochum gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag der Favorit sei. „Von der Favoritenrolle“, sagte der Trainer des Aufsteigers wenige Stunden nach Frankfurts starkem Spiel beim 3:1 in der Europa League gegen Olympiakos Piräus, „sind wir weit weg.“

Was nicht heißt, dass sich Reis nichts ausrechnet gegen die Eintracht, die nur einen Punkt und Platz vor Bochum rangiert nach acht Spieltagen. „Der Sieg in Fürth war wichtig, aber wir dürfen jetzt nicht überpacen“, betont Reis. Also: nicht überdrehen, nicht kopflos anstürmen, auch nicht daheim. Reis: „Wir wollen den Sieg gegen Fürth vergolden. Dafür müssen wir die Aufgabe aber sehr seriös angehen und alles abrufen. Ich bin guter Dinge, weil die Trainingswoche gezeigt hat, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.“

19.300 Tickets sind bis Freitagmittag verkauft worden

Was das zuerst heißt, sagte Reis auch: „Wir müssen wieder sehr gut verteidigen.“ Dass es zunächst auf intensiv geführte und zu gewinnende Zweikämpfe ankommt, auf defensive Stabilität und klare Ordnung versteht sich fast von selbst. Und das würden sicherlich auch die Fans im Vonovia Ruhrstadion wie schon gegen Mainz, Hertha BSC und Stuttgart honorieren. 20.000 inklusive der 1.000 Frankfurter sind zugelassen. Ganz ausverkauft ist das Stadion, Stand Freitagmittag, noch nicht. 19.300 Tickets waren verkauft, davon 900 an die Gäste. 600 VfL-Karten also waren noch zu haben.

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Wie schnell sich Wahrnehmung und Stimmungslage ändern können, zeigte sich jüngst beim VfL Bochum (mindestens angespannte Stimmung nach dem 0:3 gegen Leipzig, gelöste Stimmung nach dem 1:0 in Fürth) ebenso wie bei der Eintracht. Nach dem 1:2 gegen Hertha BSC wurde eine Art Krise ausgerufen. Nach dem 3:1 gegen Piräus ist diese beendet. Vorerst.

Frankfurt beeindruckt beim Europapokal-Spiel gegen Piräus

Reis jedenfalls war angetan vom Europa-League-Auftritt der Hessen: „Man hat gesehen, welche Qualität in der Mannschaft steckt. Sie haben Piräus permanent unter Druck gesetzt, oft über die Außen. In der Liga aber hinken sie noch ein Stück weit hinterher. Frankfurt ist bisher auch eine Art Wundertüte.“

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Frankfurts Coach hatte auf das 1:2 gegen Berlin mit fünf Änderungen in der Startelf reagiert. Mit Erfolg. Und es spricht nicht wirklich viel dagegen, dass diese Elf um den starken Gestalter im Zentrum, Daichi Kamada, um die Angreifer Goncalo Paciencia und Rafael Borre sowie natürlich den unberechenbaren Unterschied-Spieler Filip Kostic auch in Bochum loslegt.

Dann würde die Eintracht erneut mit einer Dreierkette agieren. Eine Formation, in der Reis auch eine Chance für sein Team sieht: „Bei Ballverlusten ergeben sich Räume, die wir nutzen müssen“.

Danny Blum sieht Stärken und auch „sehr viele Schwächen“ bei der Eintracht

Ähnlich sieht es Danny Blum, der Ex-Frankfurter. „Wenn man sie spielen lässt, lassen sie sehr gut den Ball laufen, spielen stark in die Tiefe“, sagt der 30-Jährige. „Aber sie haben auch sehr viele Schwächen.“ So habe Piräus gute Konterchancen „sehr schlecht ausgespielt“. Der VfL soll das besser machen, was in den bisherigen acht Saisonpartien allerdings meist noch nicht wirklich oft gelang.

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Vielleicht ja mit Danny Blum. Ob von Beginn an, was eher unwahrscheinlich ist, oder wieder als Joker von der Bank kommend wie in Fürth. Blum jedenfalls hofft, sein erstes Bundesliga-Tor für den VfL zu erzielen. „Als Offensivspieler muss man diese Einstellung immer haben“, sagt er. Sollte es klappen, will er aus Respekt vor seiner „wunderschönen“ Zeit in Frankfurt das Jubeln seinen VfL-Kollegen überlassen.

In der Offensive hat Trainer Thomas Reis viele Optionen

Während die Defensive wie berichtet feststehen dürfte, hat Reis offensiv einige Variationsmöglichkeiten, über die man nur spekulieren kann. Milos Pantovic könnte auf die Bank rotieren, aber auch Eduard Löwen oder sogar Sebastian Polter.

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Zudem ist und bleibt Löwen ja nach seiner ersten erfolgreichen Freistoß-Flanke in Fürth, veredelt vom Kopf Anthony Losillas, Bochums Standard-Mann Nummer eins. Vor allem, wenn Blum nicht auf dem Platz ist. Reis betont aber und schloss sich selbst ausdrücklich mit ein, „dass wir Edu nicht zu sehr auf Standards reduzieren“ dürften – um ihm den Druck zu nehmen.

Letztlich, so Reis, wolle man zuhause wieder versuchen, „aktiv zu spielen, den Gegner unter Druck zu setzen. Es ist unser Plan, die drei Punkte hierzubehalten.“

Teams und Fakten: Wer spielt, wer fehlt?

VfL Bochum: Riemann - Gamboa,Lampropoulos, Masovic, Soares - Losilla - Rexhbecaj, Löwen (Pantovic) - Asano, Holtmann - Polter.

Reserve: Esser - Bella-Kotchap, Stafylidis, Osterhage, Pantovic (Löwen), Antwi-Adjei, Blum, Ganvoula (Novothny)

Denkbar sind mehrere Varianten, zum Beispiel mit Doppelsechs (Losilla/Rexhbecaj) und Zehner. Asano, der auch ganz vorne für Polter vorstellbar ist, oder Löwen könnten diese Position übernehmen. Der defensivstärkere Pantovic könnte im Halbraum auch für Löwen spielen. Zudem ist Danny Blum eine Startelf-Alternative auf dem Flügel.

Es fehlen beim VfL: Zoller (Kreuzbandriss), Bockhorn (Muskelfaserriss), Tesche, Leitsch, Hartwig (alle muskuläre Probleme).

Eintracht Frankfurt: Trapp - Tuta, Hasebe, Hinteregger - Sow, Jakic - Toure, Kostic - Kamada - Borre, Paciencia. Das wäre die Startelf, die gegen Piräus (3:1) überzeugte.

Alternativen: Ndicka, Rode, Durm, Hauge, Chandler, da Costa, Hrustic, Ilsanker, Lindström, Lammers. Trainer Oliver Glasner könnte auch auf eine Viererkette setzen mit Durm und Ndicka. Auch Kapitän Rode ist im Zentrum ein Kandidat für die Startelf.

Es fehlen bei der Eintracht: Lenz (Faserriss), Barkok (Knieprobleme), Pecar (Sehnenverletzung)