Bochum. Bei Eintracht Frankfurt ist die Stimmung schlecht. Die neuen Stürmer stechen nicht, man sieht noch keine Einheit. Der VfL-Bochum-Gegner im Check.

Eintracht Frankfurt trifft nach dem 1:2-Rückschlag gegen Hertha BSC in der Europa League auf Olympiakos Piräus am Donnerstag, es ist das Duell des Zweiten gegen den Ersten der Gruppe D. Auch Bochums Trainer Thomas Reis wird genau hinsehen: Taktisch und personell gibt es bei den Hessen, am nächsten Sonntag nächster Bundesliga-Gegner des VfL (19.30 Uhr/Vonovia-Ruhrstadion), derzeit viele Fragezeichen.

Frankfurt ist mit einem 0:2 im Pokal beim Drittligisten SV Waldhof Mannheim gruselig in die Saison gestartet, und in der Folge wurde es selten besser. Die Eintracht liegt nur einen Punkt vor dem Aufsteiger aus Bochum. Es ist die Folge (zu) vieler Remis, fünf sind es schon. Gegen zwei der drei vermeintlich schärfsten VfL-Konkurrenten im Abstiegskampf, gegen Augsburg (0:0) und Bielefeld (1:1), reichte es ebenso nicht zum Erfolg wie gegen Stuttgart (1:1), Wolfsburg (1:1) und Köln (1:1).

Frankfurts Trainer Oliver Glasner liefert denkwürdige Pressekonferenz ab

Hinzu kommen ein 2:5 zum Saisonstart in Dortmund sowie zuletzt ganz viel Licht und ganz viel Schatten in kurzer Folge. Erst feierte Frankfurt einen 2:1-Triumph beim FC Bayern, auch dank des überragenden Torwarts Kevin Trapp und reichlich Glück. Dann setzte es gegen die bis dahin nur gegen Fürth und Bochum siegreiche Hertha aus Berlin eine empfindliche 1:2-Heimpleite.

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Trainer Oliver Glasner platzte in der Pressekonferenz danach wie berichtet der Kragen, er ging mit der Mannschaft hart ins Gericht, bezog sich selbst in die Kritik aber auch ein. „Es is scheißegal, in welchem System wir spielen, wenn wir unsere Aufgaben nicht machen“, sagte er und schloss dann sprachlich milder formuliert, aber in der Sache ebenso deutlich: „Das war von uns allen einfach zu wenig, von mir auch.“

Wechsel bei Trainern und Vorständen: bisher ohne Erfolg

Die Stimmung also ist winterlich kühl mitten im Herbst. Noch konnte Glasner, in der Vorsaison mit Wolfsburg erfolgreich, nicht an die Erfolge seines Vorgängers Adi Hütter anknüpfen. Womöglich eine Folge auch des Umbruchs: Neben Hütter, den Borussia Mönchengladbach loseiste, verließ ja auch der langjährige Erfolgs-Sportvorstand Fredi Bobic den Klub Richtung Berlin.

Ihm folgte der Ex-Paderborner und Entdecker von Bochums Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei, Markus Krösche, der bis Ende April noch bei RB Leipzig im Amt war. Für alle vier übrigens gilt: Bei ihren neuen Vereinen läuft es alles andere als rund bisher.

Kostic und Younes wollten wechseln - Nur Kostic spielt wieder eine tragende Rolle

Auch im Team gab und gibt es womöglich einige Unstimmigkeiten. Filip Kostic wollte wechseln zu Lazio Rom, letztlich musste er nach viel (medialem) Getöse bleiben. Für Ruhe sorgte das nicht. Mittlerweile ist Kostic wieder ein wichtiger Schlüsselspieler in der Eintracht-Offensive. Der Mann für den Unterschied, daran lässt auch Glasner keinen Zweifel. Die Frage ist, wie er am besten einzusetzen und defensiv abzusichern ist.

Anders lagert der Fall bei Amin Younes, dessen selbst erhoffter Wechsel ebenfalls scheiterte. Younes ist seit dem zweiten Spieltag nicht mehr im Kader der Eintracht aufgetaucht. Und damit ein teurer Tribünengast.

Nach Silvas Abgang: Neue Offensivkräfte stechen bisher nicht

Verlassen hat Frankfurt Top-Torjäger Andre Silva, mit 28 Treffern und acht Torvorlagen Punktegarant der Vorsaison. Für rund 23 Millionen Euro wechselte er zu RB Leipzig. Den Bochumern ist Silva ja bestens bekannt vom Gastspiel in Leipzig, als er das 1:0 köpfte direkt nach seiner Einwechslung und das 2:0 vorbereitete.

Die neuen Stürmer Sam Lammers (ausgeliehen von Atalanta Bergamo), Jesper Lindström (für 7 Millionen Euro verpflichtet von Bröndby IF/Dänemark), der kolumbianische Nationalspieler Rafael Borre (ablösefrei von River Plate/Argentinien) und Jens Petter Hauge (ausgeliehen vom AC Mailand) konnten bisher nicht überzeugen. Vorgeworfen wird dem Coach etwa vom Fachmagazin Kicker, warum ein Daichi Kamada, in der Vorsaison Stammkraft und an 20 Treffern beteiligt (5 Tore/15 Vorlagen), bisher nur Ergänzungsspieler ist. Kamada war jüngst mit Bochums Takuma Asano für Japan im Länderspiel-Einsatz.

Gegen Piräus ist mit einigen Änderungen zu rechnen

Insgesamt hat es Oliver Glasner offenbar noch nicht geschafft, eine neue Einheit zu formen, die gemeinsam denkt wie in der Vorsaison. Da stürmte Frankfurt mit Gift, Galle und individueller Klasse von Typen wie Kostic, Kamada oder Silva in die Europa League. In der trifft die Eintracht am Donnerstagabend (21 Uhr) auf den zwei Punkte vor ihr platzierten griechischen Spitzenklub Olympiakos Piräus.

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Mit etlichen Änderungen in der Offensive wird gerechnet, mit Kamada, der Ex-Schalke-Leihgabe Goncalo Pacienca und Borre von Beginn an. Und auch Thomas Reis, der VfL-Trainer, wird genau hinsehen, in welcher Formation, ob mit Dreier- oder Viererkette etwa, die Frankfurter einen Schritt nach vorne machen wollen, bevor sie am Donnerstag im Ruhrstadion aufkreuzen.

Bochums Trainer Reis verspricht eine „topfite“ Elf gegen Frankfurt

„Wir haben unsere Ideen im Kopf, egal, mit welcher Formation Frankfurt bei uns aufläuft“, ist Reis jedenfalls schon jetzt zuversichtlich. Nach jeweils zwei Einheiten am Dienstag und Mittwoch – vormittags spielerisch-taktisch mit Ball, nachmittags Kraft-/Konditionstraining in zwei Gruppen – sollen sich seine Profis am Donnerstag erholen. Ab Freitag geht es dann weiter mit der Vorbereitung auf Frankfurt. „Und am Sonntag“, verspricht Reis, „werden wir topfit sein.“