Bochum. VfL Bochums Milos Pantovic ist nicht Stamm, spielt aber oft. In sozialen Medien gibt’s oft Kritik. Er hat eine klare Meinung dazu. Ein Gespräch.

Milos Pantovic ist der Mann für alle Fälle beim VfL Bochum. Der 25-Jährige geht mit dem VfL in seine vierte Saison. Unter Trainer Robin Dutt war der offensive Mittelfeldspieler vor und nach einer Kreuzbandverletzung in der Saison 2017/18 meist gesetzt in der 2. Liga. Unter Trainer Thomas Reis ist er sowohl in der zweiten Bundesliga als auch in der Bundesliga eher ein Spieler, der in die Lücke springt, die sich auftut. Und diese tun sich häufig auf für den beim FC Bayern ausgebildeten Offensivmann.

Vor allem, weil Pantovic, wie Trainer Reis gerne betont, „sehr flexibel ist und im Training immer Vollgas gibt“. Ein Gespräch mit dem in München geborenen Deutsch-Serben über den VfL, seine Einsatzzeit, Kommentare in sozialen Medien und das nächste Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am kommenden Sonntag (19.30 Uhr/Vonovia Ruhrstadion).

Hallo Herr Pantovic, Glückwunsch zum Sieg in Fürth. Die Stimmung scheint gerade wieder richtig gut zu sein im Team.

Milos Pantovic: Die drei Punkte waren sehr wichtig. Da ist es egal, auf welche Art und Weise wir sie geholt haben. Wir müssen in der Bundesliga zunächst defensiv gut stehen, zusammenarbeiten, dürfen weniger Fehler machen. Das hat in Fürth gut geklappt. Schön, dass unser Tor nach einem Standard fällt, das hatten wir in der Trainingswoche einstudiert. Für Toto (Anthony Losilla, die Red.) hat es mich unheimlich gefreut, dass er mit 35 Jahren sein erstes Tor in der Bundesliga gemacht hat. Für uns als Team war es unheimlich wichtig, den Anschluss ans Tabellenmittelfeld zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison nicht zu verlieren. Das haben wir geschafft.

Flexiblität zeichnet Pantovic aus

Sie haben in Fürth auf der Zehnerposition gespielt, waren in dieser Saison aber auch schon als Achter und als Flügelstürmer auf dem Feld. Offenbar sind Sie ein Mann für alle Fälle.

Pantovic: Ich denke schon, dass mich diese Flexibilität auch auszeichnet. Der Trainer hat mir schon vor der Saison gesagt, dass er mir mehrere Rollen zutraut, ob im Halbfeld, auf dem Flügel oder auch im offensiven Zentrum. Ich spiele da, wo ich gebraucht werde, wo ich der Mannschaft am besten helfen kann.

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Sie haben in vier der acht Bundesliga-Partien von Beginn an gespielt, zweimal wurden Sie eingewechselt, wie erwähnt auf verschiedenen Positionen. Der Haken daran: Auch in der Vorsaison waren Sie nicht Stammkraft auf einer bestimmten Position. Sie müssen sich Ihren Einsatz von Woche zu Woche neu erkämpfen.

Pantovic: Man muss immer kämpfen. Wir haben einen breiten Kader mit einer hohen Qualität. Wir müssen immer alles reinhauen, als Mannschaft und für die Mannschaft. Jeder Spieler hat nur sechs bis sieben Einheiten in der Woche, um sich anzubieten für das nächste Spiel. Wer das nicht tut, hat ein Problem. Eine hohe Trainingsqualität ist für uns sehr wichtig. Ich denke: Wie du trainierst, so spielst du auch. Wenn man lax trainiert, ist man nicht gut vorbereitet, dann kann man im Spiel seine Leistung nicht bringen. Ich versuche immer, im Training Gas zu geben, mich zu empfehlen für Einsatzzeiten.

Was bisher ja meist gelang. In den letzten beiden Heimspielen allerdings waren Sie nur auf der Bank zunächst.

Pantovic (lacht). Vielleicht soll ich immer nur auswärts spielen. Aber Spaß beiseite: Insgesamt bin ich bisher zufrieden mit meiner Einsatzzeit, aber am liebsten will ich natürlich immer spielen, auch zuhause. Wenn der Trainer aber eine andere Idee hat und ein anderer Spieler anfängt, dann akzeptiere ich das auch. Wenn ich dann eingewechselt werde, versuche ich, die Zeit zu nutzen, meine Leistung zu bringen.

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Sie sind nun im vierten Jahr in Bochum, abgesehen von einer Kreuzbandverletzung in der ersten Saison waren sie immer fit, gab es an Ihrer Einsatzfreude nichts zu meckern. In den sozialen Medien werden Sie aber oft, teils auch harsch kritisiert in den Kommentaren. Ginge es danach, haben Sie bei etlichen Fans einen vergleichsweise schweren Stand. Verfolgen Sie diese Kommentare im Internet?

Pantovic: Was in den sozialen Medien geschrieben wird, habe ich zu Beginn meiner Zeit in Bochum schon verfolgt und mich damit beschäftigt. Aber über die Jahre nutzt sich das ab. Es sind doch immer die Gleichen, die ihre Kommentare dort abgeben oder auch Leute, die auf irgendeinen Zug aufspringen wollen. Das ist mir mittlerweile zu langweilig zu lesen, es ist irgendwie ausgelutscht. Von den Fans im Stadion, von meinen Mitspielern und von den Verantwortlichen im Verein spüre ich eine ganz andere Wertschätzung. Nur das ist mir wichtig. Da können die anderen im Internet ruhig motzen. Ich gebe auf dem Platz weiter Gas.

Das sagt Pantovic zum auslaufenden Vertrag

Ihr Vertrag hat sich nach der vergangenen Saison dank einer Klausel um ein Jahr verlängert, er gilt noch bis zum Sommer 2022.

Pantovic. Wir müssen erst einmal als Mannschaft sehen, dass wir uns bis zum Winter weiter stabilisieren und in der Bundesliga behaupten. Danach, denke ich, können wir über alles reden. Wenn alle Seiten zusammenfinden, wäre es durchaus denkbar, den Vertrag auch noch einmal zu verlängern.

Stichwort Bundesliga und Stabilität. Sind Sie zufrieden mit dem Saisonstart?

Es war klar, dass es eine schwere Saison werden wird. Wir haben sieben Punkte geholt und liegen vor Augsburg, Bielefeld und Fürth, damit können wir im Großen und Ganzen zufrieden sein. Man muss aber jedes Spiel isoliert betrachten. Gegen Hertha und Stuttgart war für uns mehr drin. Gegen den FC Bayern und zum Teil in Leipzig lief es nicht so, wie wir es uns vorgenommen hatten. Wir wollen nun unseren Schnitt halten, vielleicht noch ausbauen. Ich bin guter Dinge, dass wir den Klassenerhalt schaffen.

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Jetzt geht es gegen Eintracht Frankfurt, vor bis zu 20.000 Fans im heimischen Ruhrstadion. Worauf wird es ankommen am Sonntag?

Pantovic: Ich denke, die Eintracht kommt zu einem relativ günstigen Zeitpunkt zu uns. Wir haben zuhause gezeigt, dass wir ein unangenehmer Gegner sind. Der letzte Pass hat zuweilen noch gefehlt, im letzten Drittel müssen wir noch konsequenter sein. Wir werden Gegner wie Frankfurt sicherlich nicht an die Wand spielen können. Wir müssen immer über den Kampf ins Spiel reinkommen, die Zweikämpfe gewinnen. Dann können wir erneut unangenehm sein und auch gegen Frankfurt gewinnen.“

Zur Person: Milos Pantovic hat bereits 75 Mal für Bochum gespielt

Milos Pantovic kam im Sommer 2018 vom FC Bayern II zum VfL. Für die Bayern durfte er einmal kurz in der Bundesliga ran. In der Saison 2018/19, unter Trainer Robin Dutt, war er trotz einer Kreuzbandverletzung, die in rund sechs Monate kostete, 14 Mal in der Startelf. In der Saison 2019/20, ab Spieltag sieben unter Trainer Thomas Reis, spielte er zwölf Mal von Beginn an, in der Vorsaison acht Mal, oft wurde er eingewechselt. In dieser Spielzeit war er bereits vier Mal in der Startelf und wurde zweimal eingewechselt. Insgesamt kommt der ehemalige U21-Nationalspieler von Serbien auf 75 Pflichtspiel-Einsätze für den VfL Bochum. Er erzielte fünf Tore und bereitete elf Treffer vor.