Bochum. Ein Debütant, zu viele Gegentore, ein gesuchter Außenverteidiger und der Stand beim Wunschspieler fürs Mittelfeld: Sechs Aspekte zum VfL Bochum.

Zwei Journalistinnen und Journalisten mit japanischer Muttersprache geduldeten sich auf der bald zugewucherten Wiese neben dem Leichtathletik-Platz am Vonovia Ruhrstadion, im Stehplatz-Bereich also. 90 Minuten lang sahen sie ihren Landsmann nicht beim 3:3-Testspiel des VfL Bochum gegen den lange Zeit starken Drittligisten SC Verl.

Aber zum Glück gab es ja Überlänge, denn dann erlöste Trainer Thomas Reis seinen Neuzugang und seine Beobachter. Takuma Asano gab sein Debüt im VfL-Trikot im vierten 30-Minuten-Abschnitt. Sechs Aspekte nach dem zweiten Test und der zweiten Vorbereitungswoche.

1 Der Debütant: Asano ist noch lange nicht am Limit

Asano will viel, er kann aber noch nicht alles auch aufgrund seiner kurzen Pause, seines Trainingsrückstandes. Trainer Reis brachte den 26-Jährigen auf dem rechten Flügel. Dass der zuletzt für Partizan Belgrad spielende Nationalspieler Tempo hat und eine feine Technik, war bereits zu erkennen. Mehr noch nicht. Sein Traumdebüt verfehlte Asano: Er vergab nach Mustervorlage von Milos Pantovic im insgesamt zähen zweiten Abschnitt der 120-Minuten-Partie den Siegtreffer.

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2 Die Außenstürmer: Holtmann hat zurzeit wohl die Nase vorn

Asano reiht sich in den Konkurrenzkampf auf den offensiven Flügeln ein, wobei er je nach Taktik und System auch als hängende Spitze eingesetzt werden könnte. Gerrit Holtmann, der Schnellste der schnellen Spieler im VfL-Kader, zeigte gegen Verl in der Startphase eine starke Leistung. Derzeit geht ihm aber noch zu schnell die Puste aus.

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Christopher Antwi-Adjei zeigte gute Tempodribblings, einen starken Antrittt auch mit Ball, muss sich ans neue Team und die höhere Qualität, wie er ja selbst festgestellt hat, aber weiterhin gewöhnen, an Robustheit zulegen. Danny Blum ist nach seiner Verletzung noch im Reha-Programm. Der 30-Jährige wird in den ersten Spielen sicherlich noch kein Startelf-Elf-Kandidat sein. Stand jetzt wären wohl Holtmann links und Asano oder Antwi-Adjei rechts die erste Option.

3 Das System: Doppel-Acht mit Löwen und den Routiniers

Als „eine Option“ nannte Trainer Thomas Reis die Variante mit der Doppel-Acht (Eduard Löwen, Anthony Losilla/in Velbert Patrick Osterhage) und einem Sechser (Robert Tesche). Die Grenzen sind fließend, betont Reis oft. Je nach Gegner kann Bochum auch im 4-2-3-1 spielen. Stand jetzt würde das genannte Trio auch das Zentrum bilden, wenn der bisher so starke Löwen wieder von den Olympischen Spielen zurückgekehrt ist. Bis dahin hat der VfL eine Lücke zu füllen.

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Patrick Osterhage wird nach langer Verletzungspause „behutsam aufgebaut“, erklärte Reis, und könnte eines Tages „in die Fußstapfen eines Robert Tesche oder Anthony Losilla“ treten, sagte der von der Veranlagung Osterhages komplett überzeugte Coach.

4 Der Wunschspieler: Elvis Rehbecaj will sich derzeit noch in Wolfsburg zeigen

Allerdings dürfte sich bis zum Transferschluss Ende August auch im Zentrum noch etwas tun. Dass der VfL Interesse hat an Elvis Rexhbecaj (23) vom VfL Wolfsburg, ist längst bekannt. Noch aber will sich der zentrale und rechte Mittelfeldspieler beim neuen Trainer Mark van Bommel beweisen, kam in den Testspielen wie zuletzt gegen Rostock (0:3) meist eine Halbzeit lang zum Zug.

Schlecht für Bochums Karten: Mittelfeld-Neuzugang Aster Vranckx (18) hat sich verletzt, er falle „länger“ aus, heißt es aus Wolfsburg. Unter anderem mit Yannick Gerhardt, Xaver Schlager, Maximilian Arnold und Josua Guilavogui aber hat Rexhbecaj (Vertrag bis 2023, Marktwert geschätzt 4 Millionen Euro) in Wolfsburg weiterhin eine Konkurrenz, an der der 23-Jährige zumindest in der Startelf wohl nicht vorbeikommt. Zumal der bisher auf dem Transfermarkt zurückhaltende Champions-League-Klub ja auch noch nachlegen könnte.

Im Vorjahr spielte der 23-Jährige erfolgreich für den 1. FC Köln (30 Spiele/fünf Tore), auf Leihbasis. Zum FC, der seine Kaufoption nicht zog, will Rexhbecaj aber wohl nicht zurückkehren. Für Bochum spricht die gute Chance auf viel Einsatzzeit und der Kontakt zu Trainer Reis, dem ehemaligen U19-Trainer Wolfsburgs. Wobei Bochum nur eine Leihe stemmen könnte – und am ersten Spieltag, also noch mitten in der Transferperiode, auf Wolfsburg trifft am 14. August. Geduld ist wohl angesagt in diesem Fall.

5 Defensive I: Außenverteidiger gesucht - Mit Jung war Bochum schon weit

Die größte Baustelle war die Defensivarbeit des gesamten Teams und vor allem der letzten Reihe, wobei die Stammkette ja noch nicht zusammen gespielt hat. Nutzte Oberligist Velbert beim 0:9 die Wackler nicht, bestrafte der robuste, mitunter präsentere SC Verl die Patzer (lesen Sie dazu: Reis wird deutlich: „So haben wir keine Chance“).

Abhilfe schaffen soll ein neuer linker Außenverteidiger, der auch Danilo Soares Druck machen soll. Dass der Bundesligist aus Bochum sich dabei auch gegen immer noch finanzstärkere Zweitliga-Konkurrenz behaupten muss, zeigte der Fall Anthony Jung.

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Die Verhandlungen mit dem 29-Jährigen bogen schon auf die Zielgeraden ein, als Jung sich dann für einen Vertrag beim Zweitligisten SV Werder Bremen entschied. Derzeit hat der VfL nur drei etatmäßige Außenverteidiger (Soares, Gamboa und Bockhorn). Zu wenig für die erste Liga.

6 Defensive II: Innen will sich Lampropoulos wieder empfehlen

Innen dürfte aktuell hinter dem Stammduo der Vorsaison Armel Bella-Kotchap/Maxim Leitsch, das sich aber auch erst mal beweisen muss in der höchsten Liga, der erfahrene Vasileios Lampropoulos die Nummer drei sein.

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Der Grieche hatte die Vorbereitung in der Vorsaison wegen des sich hinziehenden Transfers weitgehend verpasst und sich in der Hinrunde schwer verletzt. Jetzt will er mit einer guten Vorbereitung wieder an die Leistungen, die er als Stabilisator im Abstiegskampf der Vor-Meister-Saison gezeigt hat, anknüpfen.

Lampropoulos wird auch gegen den Bonner SC weiter Spielpraxis sammeln (Mittwoch, 16 Uhr, Leichtathletik-Platz vor 200 Fans), wenn zudem Manuel Riemann und voraussichtlich Cristian Gamboa erstmals ins Testspiel-Geschehen eingreifen. Die Zeit der Positions-Experimente, erklärte Trainer Reis nach dem Verl-Spiel, wird sich so langsam dem Ende zuneigen.