Bochum. Der VfL Bochum startet stark, ist aber in der Vorbereitung weniger weit als Drittligist Verl. VfL-Trainer Reis wechselt komplett durch.

Mit 3:3 trennten sich Bundesligist VfL Bochum und Drittligist SC Verl nach vier Mal 30 Minuten. Vor rund 200 Fans legte eine deutlich stärkere erste Elf des VfL gut los, brach im zweiten Viertel aber kräftemäßig ein und gestattete dem offensivstarken Gast mit schwachem Defensivverhalten drei Treffer. In der letzten halben Stunde gab Takuma Asano sein Debüt im VfL-Trikot. Die meisten Bochumer spielten eine Stunde lang auf dem Leichtathletik-Platz am Vonovia Ruhrstadion.

Ein Hauch von Bundesliga in der Zentrale

VfL-Trainer Thomas Reis setzte in den ersten zwei Vierteln auf eine Elf, die wieder im 4-1-2-3 angeordnet war. Mit einer linken Seite und einer Zentrale, die man sich auch in der Bundesliga vorstellen kann. Danilo Soares und Gerrit Holtmann spielten außen, Maxim Leitsch verteidigte links innen, Robert Tesche agierte erneut als Sechser, Eudard Löwen als linker Achter und Simon Zoller im Sturmzentrum.

Fast alles lief über die linke Seite, und zwar mit Tempo und Wucht, wobei auch Kapitän Anthony Losilla als zweiter Achter überzeugte und Christopher Antwi-Adjei rechts vorne zumindest sein Tempodribbling schon besser in Szene setzen konnte als beim 9:0 gegen Oberligist Velbert.

Tarsis Bonga in dieser Form nicht Bundesliga-tauglich

Hinten rechts half Tarsis Bonga aus, denn Cristian Gamboa fehlte noch (angeschlagen). Bonga hatte sich seine kurzen Haare lila gefärbt, sportlich setzte er aber keine Akzente. Er schwächelte in der Rückwärtsbewegung ebenso wie im Zweikampf sowohl defensiv als auch offensiv – in dieser Form ist er bei weitem nicht Bundesliga-tauglich. Auch Saulo Decarli als rechter Innenverteidiger hielt zu oft Abstand, hatte zu viele Fehler im Spiel.

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Der Olympiareisende Löwen wird dem VfL fehlen

Im ersten Viertel dominierte der VfL mit einem erneut omnipräsenten, zielstrebigen, passsicheren Löwen, den man sich aktuell gar nicht wegdenken will aus der VfL-Mannschaft – der aber ab Montag auf Olympiatour ist mit der deutschen Mannschaft. Nach Löwens Pass verzog Tempomann Holtmann noch, auch Tesches genialer Schlenzer aus 18 Metern zischte knapp am rechten Winkel vorbei (5./6.). Dann klingelte es: Nach einer Ecke von Löwen vollstreckte Losilla mit trockenem Schuss. 1:0 (9.).

Der VfL blieb am Drücker gegen den SC Verl, der aber schon jetzt offensiv zu gefallen wusste, Bochum früh attackierte, unter Druck setzte. Nach einem Klasse-Dribbling von Holtmann samt präziser Flanke auf den Kopf von Zoller aber erhöhte der Torjäger auf 2:0. Und hätte ein Tor des Monats fast nachgelegt, doch sein Fallrückzieher nach Antwi-Adjeis Flanke verfehlte knapp das Ziel.

Verl bringt Bochums Defensive in die Bredouille

In den zweiten 30 Minuten kippte die Partie. Der SC Verl, der bereits am 25. Juli in die Saison startet und in punkto Fitness weiter ist als der VfL, übernahm die Kontrolle im Zentrum und brachte die zu zahme VfL-Defensive immer wieder in höchste Probleme. Bochum verlor viel zu viele Zweikämpfe gegen die starken Offensivkräfte Cyrill Akono, Kasim Rabihic, gegen Mittelfeld-Freigeist Mael Corboz.

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Die Folge: Decarli verlor den Zweikampf gegen Akono, aus dem Hinterhalt netzte Lukas Petkov ein (35.). Bochum schwamm, Rabihic glich nach einer Fehlerkette aus (41.) und Akono erzielte das 3:2 für die Gäste (47.). Dabei sah die Defensive mit dem für Soares eingewechselten Erhan Masovic – Leitsch rückte nach links – und Decarli erneut nur zu. Erst am Ende des zweiten Durchgangs berappelte sich der VfL wieder, ein Eigentor bescherte den Ausgleich (3:3).

Beide Teams wechseln munter durch

Wechselzeit war dann angesagt, bei beiden Teams, wobei bei Verl der robuste Akono und der auffällige Rabihic zunächst weiterspielten. Unterm Strich war nun – bei beiden Teams – deutlich weniger individuelle Qualität auf dem Rasen als in den ersten 60 Minuten.

Michael Esser, der zurückgekehrte Torwart, zeigte allerdings, dass er als erfahrener Keeper deutlich lautstärker dirigiert als der junge Paul Grave zuvor. Hinten rechts half Baris Ekincier aus und zeigte zumindest Einsatzwillen.

Vom potenziellen Stamm des VfL fanden sich neben Esser nur noch Herbert Bockhorn, Armel Bella-Kotchap sowie die ersten back-ups Vasileios Lampropoulos und Silvere Ganvoula in der Elf, die Reis im 4-2-3-1 formierte – mit Pantovic als Zehner. Viel Aufregendes passierte erst einmal nicht, wobei Bochum jetzt defensiv wieder stabil agierte gegen allerdings nachlassende Gäste und wieder Feldvorteile hatte. Ohne sich eine zwingende Chance zu erspielen.

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Takuma Asano gibt sein Debüt im VfL-Trikot

Im letzten Viertel sahen dann die japanischen Journalisten genauer hin: Takuma Asano gab sein Debüt im VfL-Trikot, der 26-Jährige kam für Hartwig. Zudem brachte Reis Patrick Osterhage, der zur Belastungssteuerung nur 30 Minuten spielen sollte, für Masovic und später noch Tom Weilandt für Chibsah – beide dürfen sich längst einen neuen Klub suchen. Wenn sie denn wollen.

Novothny und Ganvoula, ja beide von Haus aus Mittelstürmer, wechselten nun die Positionen, Ganvoula kam nun über links außen, Asano über rechts, Novothny stürmte zentral. Die beste Möglichkeit zum Sieg vergab dann Asano, der mustergültig von Pantovic bedient freistehend scheiterte. Da auch Ekincier verzog, blieb es beim letztlich gerechten 3:3.

Tore: 1:0 Losilla (9./Vorarbeit Löwen), 2:0 Zoller (19./Holtmann), 2:1 Petkov (34.), 2:2 Rahibic (41.), 2:3 Akono (47.) , 3:3 Eigentor (58.)

VfL Bochum bis 60. Minute: Grave – Bonga, Decarli, Leitsch, Soares (46. Masovic) – Tesche – Losilla, Löwen – Antwi-Adjei, Zoller, Holtmann (46. Hartwig)

VfL ab 60.: Esser – Bockhorn, Bella-Kotchap, Lampropoulos, Ekincier – Chibsah (106. Weilandt), Masovic (91. Osterhage) – Hartwig (91. Asano), Pantovic, Novothny – Ganvoula