Grassau. Mit Fabian Giefer hat Schalke 04 zweifelsfrei einen Top-Torwart verpflichtet. Allerdings wird sich dieser zunächst wohl hinter einem anderen Top-Torwart einreihen müssen. Im Interview spricht der Neu-Schalker über seine Entwicklung, den Konkurrenzkampf mit Ralf Fährmann und seine Erwartungen an S04.
Fabian Giefer ist ein Typ, der mit Worten sehr gut umgehen kann. Einmal jedoch antwortet er lieber nur mit einem Lächeln: Als die Rede darauf kommt, dass Ralf Fährmann seine eigene Position als Torwart Nummer eins auf Schalke für nicht gefährdet hält. Giefer hat das Ziel, selbst zu spielen. Er muss dieses Ziel auch haben. Denn dafür hat Schalke den 24 Jahre alten Torwart schließlich von Fortuna Düsseldorf verpflichtet.
Herr Giefer, vor zwei Jahren wollte Sie Jupp Heynckes als Torwart Nummer zwei zu Bayern München holen. Warum sind Sie damals lieber nach Düsseldorf gegangen?
Fabian Giefer: Weil ich mehr Risiko gehen wollte. Bayern wäre ein sicherer Schritt gewesen, aber als junger Torhüter willst du einfach wissen, wo es in der Karriere hingehen kann.
Sie wollten spielen, statt hinter Manuel Neuer auf der Bank zu sitzen?
Giefer: Genau.
Und jetzt sind Sie ausgerechnet bei dem Verein gelandet, wo Ralf Fährmann spielt - nach Expertenmeinung gerade der zweitbeste deutsche Torhüter nach Manuel Neuer. Diesmal nehmen Sie diese Herausforderung an?
Giefer: Das ist jetzt eben der nächste logische Schritt für mich. Wenn ich wissen will, wo es hingehen kann, dann will ich auch wissen, wo das Limit liegt. Und dabei hilft mir auch ein richtig guter Konkurrenzkampf.
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Wie schätzen Sie Ihre Chancen dabei ein?
Giefer: Ich hätte den Schritt nicht gemacht, wenn ich es mir nicht zutrauen würde, mich auf Schalke durchzusetzen. Es wird mit Sicherheit nicht einfach werden, aber Chancen wird es für mich definitiv geben.
Ralf Fährmann hat im Trainingslager gesagt: Meine Position ist nicht gefährdet!
Giefer (lächelt und überlegt sehr lange): Das ist sein gutes Recht, das zu äußern. Eigentlich möchte ich mich aber über das, was andere gesagt haben, nicht äußern. Ich freue mich einfach auf einen guten Konkurrenzkampf.
Haben Sie denn Verständnis dafür, dass Fährmann nach seiner starken Rückrunde einen Bonus hat?
Giefer: Ich weiß, was der Verein von mir erwartet und was ich selbst von mir erwarte - und dem werde ich versuchen, gerecht zu werden. Dafür muss ich mich in erster Linie auf meine Leistungen konzentrieren. Bonus hin oder her: Auch ich werde versuchen, das Bestmögliche herauszuholen.
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Als Sie auf Schalke zugesagt haben, galten Sie als künftige Nummer eins. Wie haben Sie das in der Rückrunde verfolgt, dass sich die Verhältnisse verschoben haben?
Giefer: Gar nicht, denn ich war zu dem Zeitpunkt noch voll auf Düsseldorf konzentriert. Und Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, sollten mich nicht so tangieren, dass sie meine eigene Leistung schwächen.
Ihr Aufstieg in Düsseldorf war vor zwei Jahren atemberaubend. Nach wenigen Bundesliga-Spielen galten Sie sogar schon als Kandidat für die Nationalmannschaft. Ist das das Niveau, das Sie anstreben?
Giefer: Als Torhüter sollte man Vertrauen in sich selbst haben und versuchen, dieses auch ein Stück weit auszureizen. Gerade in dieser ersten Saison in Düsseldorf habe ich gesehen, dass ich auf einem richtig hohen Niveau spielen kann. Diese Leistungen waren mit Sicherheit auch ein Grund, warum man mich nach Schalke geholt hat. Es ist klar, dass das der Maßstab ist - das Niveau, das ich erreichen möchte. Aber ich denke, dass ich in den letzten zwei Jahren auch weitere Erfahrungen gesammelt habe, die mich nochmal ein Stück besser gemacht haben.
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In Düsseldorf hat man Sie als Torwart gesehen, der bei einer Körpergröße von 1,96 Metern unglaublich reaktionsschnell am Boden ist - dessen Strafraumspiel aber noch ausbaufähig scheint. Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken und Schwächen?
Giefer: Das war schon gut beobachtet. Ich habe eine gewisse Statur und ich habe in Leverkusen und Düsseldorf eine hervorragende Ausbildung genossen. Damit bringe ich eine Vielzahl an Komponenten für einen kompletten Torhüter mit. Meine Aufgabe ist es nun, das auch auf den Platz zu bringen.
Hat Schalke mit Ihnen und mit Fährmann vielleicht das Torwart-Duell mit dem höchsten Niveau in der Bundesliga?
Giefer: Ich denke, der Verein muss sich auf dieser Position - anders als vielleicht in den letzten Jahren nach dem Abgang von Manuel Neuer - keine großartigen Sorgen mehr machen. Da sind wir auf einem sehr hohen Qualitätsniveau.
Ist aus Ihrer Sicht vielleicht sogar eine Torwart-Rotation denkbar?
Giefer: Darüber werde ich sicher nicht spekulieren. Das kann nur der Trainer entscheiden.
Giefers Vorfreude auf S04 - "Ich erwarte einen super emotionalen Verein"
Viele Spieler, die neu nach Schalke kommen, sprechen davon, hier Titel gewinnen zu wollen. Was erwarten Sie von Schalke?
Giefer: Vor allem erwarte ich einen super emotionalen Verein, mit dem man sich voll identifizieren muss, um hier eine Zeit zu haben, die einem auch später noch im Kopf hängen bleibt. Und ansonsten ist Schalke natürlich ein Verein, der Ansprüche hat, auch möglichst viele große Spiele zu gewinnen.
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Mit der Champions League erleben Sie auf Schalke etwas, was Sie noch nie gehabt haben...
Giefer: Ich freue mich wahnsinnig drauf. Die Champions League ist sicher im Vereinsfußball das Schönste, was es gibt - alleine, wenn man die Musik vor dem Anpfiff hört.
Lassen Sie sich von so etwas mitreißen? Sind Sie ein emotionaler Typ?
Giefer: Wenn man positive Sachen mitnehmen kann, sollte man das tun, weil sie die Leistung fördern, und Emotionen sind dabei immer gut. Aber man muss sie natürlich steuern können in dem Sinne, dass sie einen nicht zu wilden Sachen verleiten.