Gelsenkirchen. Das 143. Revierderby zwischen Schalke und Dortmund stand auch im Zeichen der Ausschreitungen im Dortmunder Fan-Block. So beschämend der Eindruck hier war: Sportlich hat der BVB sein Revier klar abgesteckt – Schalke hisst schon die weiße Fahne. Ein Kommentar zum Derby.

Für einen ganz kurzen Moment sah es so aus, als hätten die Dortmunder Spieler verstanden. Als hätten sie verstanden, dass es besser gewesen wäre, ihren verdienten 3:1-Sieg im Derby auf Schalke diesmal nicht mit den eigenen Fans zu feiern. Nur die Ur-Borussen Kevin Großkreutz und Marco Reus gingen nach dem Abpfiff voller Empathie in Richtung des schwarz-gelben Blocks, alle anderen trotteten zunächst nur mit gebührendem Abstand hinterher. Und Roman Weidenfeller hielt sich gar minutenlang fern von der Dortmunder Kurve. Es wirkte wie eine demonstrative Distanz: Seht her, diesmal haben wir nicht für euch gewonnen!

Schließlich hatten offensichtlich wirr gesteuerte Menschen im Block der BVB-Anhänger vor dem Anpfiff für schockierende Bilder in der Schalker Arena gesorgt: Sie zündeten Pyrotechnik und feuerten die Raketen auch dahin, wo friedfertige Zuschauer ihren Platz hatten. Schiedsrichter Knut Kircher schickte die Spieler noch vor dem Anpfiff zur Sicherheit wieder für fünf Minuten in den Kabinengang, und Roman Weidenfeller versuchte als Kapitän, die Wirrköpfe zur Vernunft zu bringen. Raketen gingen dabei auch neben dem in diesen Minuten vorbildlichen Torwart nieder.

Es wäre ein Zeichen der Vernunft gewesen, wenn die Dortmunder Spieler nach dem Abpfiff die demonstrative Distanz zu diesem Block gewahrt hätten. Doch dann, nach einigen Minuten, warfen die Spieler diese Vernunft über Bord und feierten doch noch vor ihrer Kurve den Derbysieg. Und ausgerechnet der vor dem Anpfiff noch so besonnene Weidenfeller gab am Ende den Vorturner. Da hatte er eine große Chance vertan.

Trainer Jürgen Klopp erklärte das Verhalten hernach mit den Emotionen des Augenblicks: Die Spieler hätten nach dem Sieg nicht mehr daran gedacht, was vor dem Spiel passiert war. Klopp selbst fand die richtigen Worte: Er schämte sich für das Verhalten dieser Gruppierung mit BVB-Gesinnung, gab aber auch zu bedenken, dass es sich nur um eine Minderheit der Schwarz-Gelben gehandelt habe. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke räumte aber ein, es seien mehr als einzelne Personen gewesen – er schätzte die Zahl auf vielleicht 100. Und er entschuldigte sich offiziell bei Schalke 04 für dieses Fehlverhalten, das er als nicht tolerierbar geißelte. Wie nachhaltig wäre es nur gewesen, wenn dann auch die Spieler nach dem Abpfiff mit ihrem Verhalten auf dem Platz ein so klares und für jedermann ersichtliches Zeichen gesetzt hätten.

BVB-Fans randalieren beim Revierderby

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So setzte Borussia Dortmund im 143. Revierderby „nur“ ein sportliches Zeichen. Und das besagt: Die Rollen im Revier sind klar verteilt – der BVB hat seinen Status als Nummer eins im Revier eindeutig zementiert. Und das so klar, dass Schalkes Manager Horst Heldt schon nach dem zehnten Spieltag die weiße Fahne hisst und den BVB für S04 als kaum mehr einholbar bezeichnet. Es gehe für Schalke nur noch um Platz vier – an die oberen Drei mit Bayern, Dortmund und Leverkusen sei kein Rankommen mehr realistisch. Elf Punkte beträgt Schalkes Rückstand auf Borussia Dortmund – so viele, wie nach dem Ende der vergangenen Saison.

Dennoch gab es während der 90 Minuten zwei Phasen, in denen Schalke den BVB in Wanken hätte bringen können: Zum einen nach einer halben Stunde, als Weidenfeller den Elfmeter von Kevin-Prince Boateng hielt und damit den 1:1-Ausgleich verhinderte. Und zum anderen nach dem 1:2-Anschlusstreffer von Max Meyer in der 63. Minute. Schalke konnte beide Phasen nicht nutzen, war aber immerhin in dieser Partie nicht ganz so chancenlos wie beim deprimierend eindeutigen 0:4 vor Wochen gegen die Bayern. Für Schalke ist das nur ein ganz schwacher Trost, weil unterm Strich wieder eine verdiente Niederlage gegen einen der Großen stand, zu dem man eigentlich aufschließen möchte. Und dem BVB zeigt dieser Quervergleich, dass die Bayern in dieser Saison bisher souveräner auftrumpfen – zumindest bei den Spielen auf Schalke.

Schwarz-Gelb jubelt bei Königsblau

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