Düsseldorf. Um 10.52 Uhr startete am Montag die Maschine, die den FC Schalke 04 zum vermeintlich wichtigsten Spiel der Saison bringt, zum Play-off-Rückspiel bei PAOK Saloniki. Angreifer Teemu Pukki war mit an Bord, er wird allerdings nach wie vor von Celtic Glasgow umworben. S04-Manager Heldt stärkt Keller den Rücken.

Menschen, die in Düsseldorf um diese Jahrezeit auf ihren Flieger Richtung Süden warten, sind in der Regel fröhlich. Ein bisschen anders sah die Lage am Montag an Gate B 44A aus. Dort, wo eine Reisegruppe aus Gelsenkirchen auf ihre Maschine nach Thessaloniki wartete, herrschte Anspannung.

Schließlich erwarten den FC Schalke 04 nicht nur angenehme 26 Grad. Es geht zum vermeintlich wichtigsten Spiel des Jahres, zum Kampf um das Erreichen der großen Geldtöpfe des internationalen Fußballs.

Das 1:2 in Hannover vom letzten Samstag lastet schwer im Gepäck. Wie die gesamte bisherige Saison, die, mal abgesehen vom mühsamen Pokalerfolg gegen die Nonames aus Nöttingen, noch keinen Schalker Sieg hervorgebracht hat.

Da fällt die Suche nach Optimisten in der Schalker Reisegruppe schwer. Bis man an Horst Heldt gerät. "Wir fahren da hin, schlagen die und putzen uns den Mund ab", sagte der Schalke-Manager. Motto: Besser spät als nie. Ein bisschen so wie beim Flug des S04, der sich gut 37 Minuten Verspätung gönnte, dann aber doch sauber abhob.

Mit an Bord: Die zuletzt angeschlagenen Atsuto Uchida, Jefferson Farfan und Joel Matip, bei denen schon am Vortag Entwarnung gegeben werden konnte. Und auch Teemu Pukki war mit an Bord. Zwar bestätigte Heldt, dass Celtic Glasgow weiter um die Dienste des finnischen Angreifers buhlt. Seine Anwesenheit am Flughafen verwies aber Medienberichte, die einen Medizincheck von Pukki auf den Montag datieren, ins Reich der Fabel. So versteht sich von selbst, dass vor der Schalker Rückreise in dieser Sache noch keine Entscheidung zu erwarten ist.

Bleibt Keller nach einer Pleite? "Selbstverständlich."

Natürlich hatte auch die Meldung von der Entlassung Bruno Labbadias in Stuttgart die Runde gemacht. Und weil die Trainerdiskussion auch auf Schalke zumindest leise wieder aufgekommen ist, wollte Heldt auch diese Baustelle vor der so wichtigen Partie noch fix schließen.

"Ich weiß nicht, wer die Frage stellt", meinte Heldt zunächst. Um dann letztlich auf die genaue Frage, ob Jens Keller auch im Falle einer Pleite gegen PAOK bleiben wird, entschieden zu antworten: "Ja. Selbstverständlich."

Für Draxler heißt es "Alles oder Nichts" 

Für Julian Draxler geht es im Playoff-Rückspiel bei PAOK Saloniki indes um "Alles oder Nichts". Jens Keller gab sich eher gelassen: Er bange "überhaupt nicht" um seinen Job, sagte der 42-Jährige vor dem Abflug. "Das interessiert mich nicht. Ich kann meinen Job nur so gewissenhaft wie möglich machen", fügte er hinzu, räumte aber auch ein: "Man kennt ja das Geschäft."

Timo Hildebrand schwor seine Kollegen nochmals eindringlich auf das Spiel ein, das dem Club im Erfolgsfall rund 20 Millionen Euro in der "Königsklasse" bescheren würde. Ganz zu schweigen vom Renommee. "Diese Partie ist immens wichtig für den Verein - sportlich und finanziell gesehen. Uns muss es gelingen, über 90 Minuten so aufzutreten wie nach der Pause in Hannover", forderte der Torhüter. Auch Draxler scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben: "Das Spiel bei PAOK ist eines der wichtigsten der Saison."

Es wäre schon eine besondere Ironie, wenn ausgerechnet der von Horst Heldt vor acht Monaten entlassene Huub Stevens nun mit PAOK das Schicksal seines Nachfolgers Keller als Schalke-Trainer besiegeln würde. Der Manager glaubt jedoch unverdrossen an den Turnaround und den Siegeswillen der Elf, der bisher nur selten zu sehen war: "Der Wille kann Berge versetzen, das haben wir in Hannover in Unterzahl bewiesen."

Hoogland: "Es geht nur über den Kampf"

Man müsse begreifen, "dass mit Schönspielerei nichts zu reißen" sei. "In unserer Situation geht es nur über den Kampf", sagte Abwehrspieler Tim Hoogland, der in Hannover erstmals seit seiner Rückkehr in Schalkes Startelf stand. "Jetzt sind alle in der Pflicht. Wir fahren nach Saloniki und wollen dort alles holen."

Der 59 Jahre alte Trainerfuchs Stevens sieht Schalke trotz der schlechteren Ausgangslage weiterhin als Favoriten. Zumindest sagt er das. Dabei würde dem griechischen Vizemeister schon ein 0:0 zum Weiterkommen genügen. Bei 1:1 nach 90 Minuten ginge es in die Verlängerung, jedes höhere Remis brächte "Königsblau" in die Champions League. "Wir sollten nicht auf 0:0 spielen", meinte Stevens. "Denn Schalke ist in der Lage, auch auswärts Tore zu schießen."

Sorge bereitet dem Niederländer vor allem, dass sein Team ohne die Unterstützung der Fans auskommen muss. Wegen früherer Ausschreitungen verhängte die UEFA eine Zuschauersperre gegen PAOK. Die Frage lautet nun: Wem ist nach dem Geisterspiel zum Gruseln? (dpa)