Gelsenkirchen. . Manager Horst Heldt und Trainer Jens Keller müssen die Krise des FC Schalke 04 meistern. Der aktuelle Gegner aber heißt Bayern München, und das eigene Aufgebot ist stark dezimiert. Schon jetzt steht fest: Das Spiel in Mainz am folgenden Spieltag wird zum Gradmesser.

Den Scherz des Tages erlaubte sich ein ehemaliger Schalker. „Ich gehe davon aus, dass ich nicht festfrieren werde“, sagte Nationaltorwart Manuel Neuer vor dem Heimspiel seines FC Bayern gegen den FC Schalke. Er meinte das nett, aber die leise Befürchtung besteht eben doch, dass Temperaturen plus Unterbeschäftigung eine für den Torwart des Tabellenführers unheilvolle Allianz eingehen könnten. Es wäre schon reichlich überraschend, wenn ihn ausgerechnet die seit Monaten verunsicherten und nun auch personell gerupften Königsblauen ins Schwitzen brächten.

Der Nachricht vom Ausfall von Stürmer Klaas-Jan Huntelaar wegen dessen Augenverletzung folgten zwei weitere Hiobsbotschaften: Julian Draxler ist krank, er konnte auch am Freitag nicht trainieren. Und Jefferson Farfan saß am Freitag genauso wie Bayern-Stürmer Claudio Pizarro auf dem Flughafen von Caracas in Venezuela fest.

Schalke rechnet mit rechtzeitiger Rückkehr von Farfan

Die beiden Peruaner hatten mit ihrer Nationalmannschaft in Trinidad und Tobago gespielt, nach der Zwischenlandung wurden sie nicht mehr in den Flieger nach Deutschland gelassen. Schalke geht dennoch davon aus, dass Farfan noch rechtzeitig im Hotel in München eintreffen wird.

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Und das alles nach dem schmerzhaften, nachwirkenden Tiefschlag gegen Fürth. Trainer Jens Keller versichert weiterhin, dass „alle mitziehen und konzentriert arbeiten“. Weshalb aber funktioniert dann im Spiel so wenig? Weshalb stellt die Mannschaft ihre bekannten Fehler nicht ab, obwohl sie einen neuen Trainer bekommen hat, der komplett anders arbeitet als sein Vorgänger Huub Stevens? Ist der Schaden dieser Mannschaft vielleicht so gravierend, dass ihn auch auch Pep Guardiola oder José Mourinho nicht in wenigen Wochen hätten reparieren können?

"Großteil der Probleme im Kopf"

Der Frage nach dem Grundübel weicht Manager Horst Heldt aus. „Wichtig ist, dass man es überhaupt erkennt“, sagt er und behält Details für sich: „Es gibt Themen, die gehen die Öffentlichkeit nichts an.“

Keller deutet mehr an: „Ich denke, dass sich ein Großteil der Probleme im Kopf abspielt. Wir müssen die individuellen Fehler minimieren.“ Nicht zu Unrecht verweist der Trainer darauf, dass Schalke insgesamt nur wenige Chancen zulässt. Fatal ist allerdings, dass den Gegnern dabei zu oft Treffer gelingen. Weil das Defensivverhalten des Teams von Angst geprägt ist.

Krise hat die Profis am Wickel

Heldt entreißt seiner Ursachenforschung nicht das Geheimsiegel, weil er sonst einzelne Spieler öffentlich anprangern müsste. Warum zeigt Roman Neustädters Formkurve steil nach unten? Warum machen Christian Fuchs und Atsuto Uchida die Außenbahnen nicht dicht? Warum flattert Joel Matip in der Mitte?

Weil die Krise sie am Wickel hat. Nicht jeder Profi schüttelt sie nervenstark aus dem Trikot, nur weil er viel Geld verdient. Und nicht jeder Abwehrspieler, mit dem sich Schalke gerne verstärkt hätte, lässt sich von einem finanziell begrenzten Angebot locken: Der Mainzer Jan Kirchhoff beispielsweise zog es vor, ein paar Millionen aus München mitzunehmen.

Spiel in Mainz als Gradmesser

Es ist zu befürchten, dass sich Schalkes Lage an diesem Samstag nicht bessern wird. Das folgende Spiel in Mainz wird zum Gradmesser. „Wenn man ein Derby in Dortmund gewinnen kann, weshalb soll man dann nicht in Mainz gewinnen können?“, fragt Horst Heldt.

Und was ist, wenn Schalke auch noch aus den Europa-League-Rängen fliegt und sämtliche Saisonziele verfehlt? „Diese Einstellung habe ich nach wie vor nicht“, betont Horst Heldt. „Aber natürlich spielen wir alle denkbaren Szenarien durch. Und selbstverständlich ist der Verein dazu in der Lage, auch den wirtschaftlich schlechtesten Fall zu überleben.“