Gelsenkirchen. Schalke-Manager Horst Heldt ist vor dem Spiel beim FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr) in der Defensive. Trotz aller Kritik lässt Heldt keine Trainerdiskussion zu. Er geht öffentlich auf Schmusekurs mit den Fans und der Mannschaft.
Um 12.58 Uhr hielten zwei große Autos vor der Schalke-Arena. Trainer Jens Keller und Manager Horst Heldt stiegen aus. Vor dem Podium im Presseraum hatten sich schon fünf Kamerateams postiert. Schalke befindet sich in einer schweren Krise - und da will jeder dabeisein. Und zum ersten Mal in seiner Amtszeit sind die Kameras auch auf Heldt gerichtet.
Schalkes Manager befindet sich in der Defensive. Er hat seinen Kumpel Jens Keller im Dezember vom B-Jugendtrainer zum Chefcoach der Profimannschaft befördert. Ein positiver Effekt ist bisher ausgeblieben, von vier Pflichtspielen unter Keller hat Schalke nur eins gewonnen, zuletzt sogar gegen Schlusslicht Fürth verloren (1:2). Heldts Transferbilanz ist eher durchschnittlich und das Leistungsgefälle in der Mannschaft zu groß.
Schalke-Manager Heldt will alles tun, um wieder positive Ergebnisse zu erzielen
Nun muss Schalke auch noch dreimal in Folge auswärts antreten - zuerst beim mutmaßlichen Meister Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr, live in unserem Ticker) und dann in Mainz (16. Februar) und Istanbul (20. Februar). "Die Woche war nach einer Niederlage gegen den Tabellenletzten natürlich intensiv", sagte Heldt und holte zu einem
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langen Monolog aus: "Wir werden an Ergebnissen gemessen, deshalb akzeptiere ich diese Fragen. Wir stellen uns der Situation und der Kritik. Im Gegensatz zu unseren Kritikern werden wir die Saison nicht abschenken. Natürlich haben wir schwere Spiele vor der Brust. Aber die Mannschaft hat Qualität. Und wenn wir das Derby auswärts gewinnen, warum sollen wir dann nicht in Mainz gewinnen? Wenn man alles dafür tut, ist man in der Lage, positive Ergebnisse zu erzielen."
Heldt stellt sich vor die Mannschaft, anstatt sie nach zuletzt dürftigen Leistungen öffentlich anzuklagen. Auch einzelne Spieler, die zuletzt mit Facebook-Einträgen (Draxler: "Manche Dinge versteht man einfach nicht") oder Fan-Kritik (Jones) für Schlagzeilen sorgten, nimmt er in Schutz: "Sie können sicher sein, dass wir einen ruhigen Kopf bewahren und uns nicht anstecken lassen. Seien sie sich sicher, dass wir all die Themen behandeln. Die Begleiterscheinungen müssen wir hinnehmen. Und zur Facebook-Aussage von Julian: Ich verstehe die Niederlage gegen Fürth auch nicht. So würde ich das erst einmal deuten."
Alle Fragen nach seiner Analyse lässt er unbeantwortet: "Es gibt Themen, und das werde ich immer so handhaben, die gehen in der Öffentlichkeit keinen was an. Und nur weil ich das in einer Pressekonferenz nicht mache, heißt das nicht, dass ich das intern nicht mache."
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Heldt lässt allerdings keine Kritik an seiner Transferpolitik zu
Auch mit den Fans geht Heldt öffentlich auf Schmusekurs. Er könnte wie Mittelfeldspieler Jermaine Jones die Ovationen für den Fürther Gerald Asamoah kritisieren, er könnte auf den Austritt der Ultras aus dem Schalker Fanclub-Verband ausführlich eingehen. Macht er aber nicht: "Der Austritt ist bedauerlich. Aber wir werden das bearbeiten und besprechen. Wir haben ein sehr leidenschaftliches und intelligentes Publikum. Am Samstag haben die Fans die Mannschaft intensiv unterstützt, auch als es 1:1 stand."
Die Kritik an seiner Transferpolitik weist Heldt zurück: "Die Mannschaft hat das, was sie kostet, mit der Qualifikation für die Champions League in der vergangenen Saison eingespielt. Natürlich macht man gute Transfers und Transfers, wo sie sagen: ,Was hat er denn da gemacht.' Es ist einfach so, dass wir seit zwei Jahren die Grundphilosophie haben, die Verbindlichkeiten abzubauen. Das beinhaltet gewisse Zwänge. Ich kann nicht frei nach Wunsch verfügen."
Spielt die Mannschaft weiter so erfolglos, droht eine Saison ohne internationalen Wettbewerb. "Der ,worst case' wird durchgespielt", sagt Heldt und fügt hinzu: "Aber darüber sollten wir nicht reden. Wir haben nicht die Einstellung, pessimistisch in die nächsten Wochen und Monate zu gehen." Positiv denken - das ist Heldts Botschaft.
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Schalke-Trainer Keller und Heldt betonen gutes Verhältnis mit Spielern
Doch wie lange kann Heldt seinen Wunschtrainer Jens Keller noch stützen? Sollte Schalke die drei Auswärtsspiele verlieren, wäre es für den Manager schwierig, an Keller festzuhalten. "Ich will das Bestmögliche für den Verein machen. Eine Dynamik, die um den Verein herum ist, kann ich nur mit positiven Ergebnissen beeinflussen. Es macht eine Menge Spaß, ist aber auch eine große Verantwortung", erklärt er.
Immer wieder betonen Keller und Heldt das gute Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainerteam sowie die guten und intensiven Trainingseinheiten. Eine Niederlage in München dürfte sich Keller deshalb wohl noch erlauben. Wenn sie nicht zu hoch ausfällt.