Montpellier. . Am Dienstag gastiert Schalke 04 in der Champions League bei SC Monpellier-Herault. Die Franzosen genießen einen schlechten Ruf. Während Trainer Rene Girard auf Schalke mit seinem Stinkefinger auf sich aufmerksam machte, brach Verteidiger Cyril Jeunechamp einem Journalisten das Nasenbein.

Die Spieler vom SC Monpellier-Herault werden außerhalb der achtgrößten Stadt Frankreichs die "Paillardins" genannt – was so viel heißt wie Wüstlinge oder Zigeuner. In der Tat benehmen sie sich auch so. Wüste Worte waren schon immer Teil des Sprachschatzes der Südfranzosen. Trainer René Girard hat mit seinem Stinkefinger auf Schalke noch einen draufgesetzt. Er wurde für zwei Spiele gesperrt, darf aber wegen des bizarren Spielkalenders der Uefa am Dienstag wieder auf der Bank sitzen.

Jeunechamp brach einem Journalisten das Nasenbein

Seine Spieler scheinen sich den Erzieher – das soll ein Trainer ja auch sein – zum schlechten Vorbild genommen haben. Nach dem Spiel am 17. November (1:1 in Valenciennes) knöpfte sich Verteidiger Cyril Jeunechamp, immerhin 36 Jahre alt und damals nur Ersatz, einen Journalisten vor, der seiner Meinung nach einen unvorteilhaften Artikel über ihn geschrieben hatte. Er brach ihm das Nasenbein. Andere Journalisten gingen dazwischen, ehe Schlimmeres passieren konnte. Unterstützt wurde Jeunechamp bei seiner Attacke von Torhüter Jeoffrey Jourdren. Beide sind in der Champions League natürlich spielberechtigt, da es sich um einen anderen Wettbewerb als die französische Liga handelt. Die Disziplinarkommission der Liga hat für den 20. Dezember eine Verhandlung angesetzt.

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Bis dahin ist zumindest der Verteidiger für die Liga gesperrt. Da es für Montpellier und Schalke um nichts mehr geht, bleibt zu hoffen, dass sich die Franzosen als höfliche Gastgeber erweisen. Torhüter Jourdren ist am Rücken verletzt, sein Stellvertreter Laurent Pionnier am Oberschenkel. So stand beim 0:1 in Lyon der dritte Torhüter Jonathan Ligali (21) im Kasten, der wohl auch gegen Schalke spielen wird. Ligali nach seinem ersten Einsatz in der Profielf: "Ich hätte den Ball halten können, aber er flatterte unglaublich. Jedenfalls habe ich jetzt das Top-Niveau entdeckt."

Verlieren keine Schande

Nach fünf Spielen ohne Niederlage ist das Verlieren beim Tabellenführer keine Schande. Es scheint, als sei dem derzeitigem 13. der Tabelle mit dem Ausscheiden aus der Champions League eine Last von der Seele gefallen, zumal der Wechsel von Torjäger Oliver Giroud (21 Tore letzte Saison) zu Arsenal London nie hat ersetzt werden können. 1974 gegründet, spielen sie – mit Unterbrechungen – seit 30 Jahren in der 1. Liga. Der unverhoffte Titelgewinn in diesem Jahr gegen die Billionäre aus Paris, die Milliardäre aus Marseille und die Millionäre aus Lyon hat den Verein hoffnungslos überfordert.

Das ganze Umfeld von Montpellier ist nicht zu verstehen, ohne seinen in jeder Hinsicht übergewichtigen Präsidenten Louis Nicollin zu kennen. Der heute 69-jährige hat den Verein bei seiner Gründung 1974 als Präsident übernommen und ist es bis heute geblieben. Der Mann, der unter den Reichen Frankreichs 2011 als Nummer 311 geführt wurde, macht seine Geschäfte dank des Sports mit Dreck. Schon sein Vater organisierte in Montpellier die Müllabfuhr. Sein Sohn nutzte den Sport, um immer mehr Aufträge heranzuziehen. Seine "Freundschaft" zum inzwischen verstorbenen Bürgermeister Georges Frêche war dabei hilfreich.

Präsident des französischen Verbandes für Schifferstechen

Nicollin baute Basketball-, Handball- und Volleyballmannschaften auf und ist heute noch Präsident des französischen Verbandes für Schifferstechen – was vieles sagt. Inzwischen arbeitet seine Firma sogar in Belgien und Marokko. Als persönlichen Spleen hat er sich eine Trikotsammlung zugelegt; sie umfasst inzwischen 4500 Exemplare – alle handsigniert. Seine oft obszönen, beleidigenden, fremdenfeindlichen oder Minderheiten wie Homosexuelle ausgrenzenden öffentlichen Bemerkungen trägt er wie ein Markenzeichen vor sich her. Seine Sprache ist vulgär, ein Auswuchs seines Berufes.

Punkteteilung auf Schalke

Schalke 04 kam gegen Borussia Mönchengladbach über ein 1:1 nicht hinaus.
Schalke 04 kam gegen Borussia Mönchengladbach über ein 1:1 nicht hinaus. © Bongarts/Getty Images
Schalke 04 kam gegen Borussia Mönchengladbach über ein 1:1 nicht hinaus.
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Schalke 04 kam gegen Borussia Mönchengladbach über ein 1:1 nicht hinaus. © Bongarts/Getty Images
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Schalke 04 kam gegen Borussia Mönchengladbach über ein 1:1 nicht hinaus. © Bongarts/Getty Images
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Ach ja – auch seinem Trainer gab er eine letzte Chance und holte ihn sozusagen aus dem Dreck. Girard, 622 Spiele als Profi und sieben Länderspiele, war als Trainer eher mittelmäßig. Einige Jahre lang betrieb er einen Tabak- und Presseladen, weil er im Fußball keine Chance mehr sah. Auch beim französischen Fußball-Verband hielt man nicht viel von ihm. Dann kam Nicollin, der Fachmann für Abfall.

Vielleicht war deshalb der Stinkefinger im Hinspiel auf Schalke nur eine Geste des persönlichen Triumphes: Seht her, ich habe es allen gezeigt.