Gelsenkirchen. . Schalkes Trainer Huub Stevens reagierte nach dem 1:1 gegen Mönchengladbach gereizt auf die Frage nach dem Torwart-Wechsel – und sorgte mit seinem Verhalten auch bei den Klub-Verantwortlichen für Irritationen. Für die neue Saison gibt es Spekulationen um Mike Büskens als Schalke-Trainer.
Es ist Advent, und auf Schalke hat diese besinnliche Jahreszeit durchaus ihre Besonderheiten. Zu den schönen Traditionen zählt es, dass die Schokoladen-Weihnachtsmänner hier blau sind: Das erfreut die Fans, die sich so ihr Heim wohlig gestalten können. Weniger schön ist, dass auf Schalke manchmal schon vor dem Fest der Baum brennt. Diesmal droht ein weniger schöner Advent. Auch Julian Draxler deutete an, dass er mit seinem späten Ausgleichstor zum 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach wohl nur das Schlimmste verhindert hatte: „Wenn wir das Ding verlieren, dann brennt hier die Bude.“ Advent, Advent.
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Vordergründig ging es darum, dass Schalke die November-Depression mit in den Dezember geschleppt hatte – freilich mit einem neuen Kapitel: Denn der von Huub Stevens eher widerwillig vorgenommene Torwart-Wechsel hatte sich nicht ausgezahlt, weil Timo Hildebrand beim Mönchengladbacher Führungstor durch Igor de Camargo in der 62. Minute eine ähnlich unglückliche Figur abgab wie Lars Unnerstall in vielen Spielen zuvor. „Manchmal hältst du so einen Ball, manchmal nicht. Er schießt mit der Pike, im toten Winkel“, erklärte Hildebrand. Von einem Fehler wollte er nicht reden, aber das war auch nicht die Geschichte des Tages. Die drehte sich darum, wie Schalkes Trainer auf den Torwart-Tausch mit all seinen Nebengeräuschen reagiert hatte.
Bei Stevens' Auftritt klingelten den Verantwortlichen die Ohren
Huub Stevens, schon in den vergangenen Wochen ein genervter Geist, war gereizt wie noch nie seit seiner Rückkehr nach Schalke. Einen Journalisten, der es gewagt hatte, nach den Gründen für den Torwart-Tausch zu fragen, blaffte er an: „Das habe ich schon vor dem Spiel erklärt. Hörst Du nicht zu?“ Er habe die Torhüter gewechselt, um nach den Pfiffen gegen Lars Unnerstall nun „Ruhe im Stadion“ zu haben. „Leider ist das nicht gelungen“, knurrte Stevens: „Die Pfiffe gegen den Torhüter sind nicht mehr gekommen, aber jetzt gab es Pfiffe gegen die gesamte Mannschaft.“ Auch die Zuschauer knöpfte sich der Niederländer vor: „Ein großer Teil unterstützt die Mannschaft, ein kleiner Teil nicht. Ich verstehe es nicht.“ Einige Fans in der Nordkurve hatten so gegen die aus ihrer Sicht über Gebühr verschärften Eingangskontrollen protestiert, doch das ist wiederum eine ganz andere Baustelle in diesen Tagen. Advent, Advent.
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Bei dem Auftritt von Stevens klingelten den Schalker Verantwortlichen auf jeden Fall die Ohren. Manager Horst Heldt rang nach Worten, um seinen Trainer nicht ungeschützt stehen zu lassen: „Unser Trainer ist sehr emotional, das zeichnet ihn ja auch aus. Vielleicht sind seine Aussagen für viele nicht akzeptabel, aber so ist er, und so wird er auch immer bleiben.“ Heldt wies sogar auf die Hierarchien hin, um zu betonen, dass trotz Stevens’ akuter Unberechenbarkeit die Gelassenheit im Verein nicht leiden würde: „Ich bin sportlich der ranghöchste Verantwortliche, und ich strahle die Ruhe aus, die nötig ist.“ An diesem Montag fliegt Schalke zum Champions-League-Spiel nach Montpellier, wo es noch um den ersten Gruppenplatz geht. Mit einer Mannschaft, die in der Bundesliga zuletzt drei Auswärtsspiele nacheinander verloren hat, und mit einem Trainer, der schwer genervt ist. „Ich wollte mich nicht mehr ärgern in den letzten Jahren, aber heute habe ich mich doch wieder ärgern müssen“, sagte Stevens am Samstag.
Der Name Mike Büskens wird häufig genannt
Die Aufgeregtheit um den Trainer fällt gerade in die Phase, in der die Weichen für die neue Saison gestellt werden müssen. Am Samstag wurden Klaas-Jan Huntelaar und Lewis Holtby ausgepfiffen, weil sie schwach spielten und sich zugleich zieren, ihre auslaufenden Verträge zu verlängern. Auch die Bindung mit Stevens ist nur bis zum Saisonende befristet, aber Manager Heldt hält es im Moment nicht für den richtigen Zeitpunkt, um mit dem 59-Jährigen über die Zukunft zu reden: Dies will er erst machen, „wenn Ruhe eingekehrt ist“. Also in der Winterpause.
Man weiß nicht, wie Stevens in die Gespräche geht – vielleicht drängt es auch ihn nicht mehr nach einer Fortsetzung der Arbeit; unabhängig von dem, was Schalke plant. Und unabhängig davon, dass häufig der Name Mike Büskens genannt wird, wenn es um den künftigen Trainer auf Schalke geht, betont Heldt: „Huub Stevens bleibt mein erster Ansprechpartner“.