Gelsenkirchen. Beim 1:1 des FC Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach machte Torhüter Timo Hildebrand beim Gegentor keine glückliche Figur. Trainer Huub Stevens tadelte nach dem Spiel eine kleine Gruppe schweigender Fans.
Trainer Felix Magath hat den Schalkern nicht viel hinterlassen, außer den immensen Personalkosten. Und jene „kleine Gruppe“, wie er sie nannte, die Protest übte gegen den ungeliebten Coach, eher sie immer größer wurde. Samstag war sie offensichtlich wieder da, diesmal sprach Huub Stevens von „kleines Teil“, was der Mannschaft die Gefolgschaft versagte und die Mannschaft beim dürftigen 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach nicht unterstützte.
Es war die Fortsetzung der bundesweiten „12 Minuten 12 Sekunden“-Schweigeaktion, die in der prall gefüllten Arena auch nach dem Schweigegelübde anhielt und den Gladbacher Gästen fast eine Heimspiel-Atmosphäre verschaffte. Und weil die Schalke-Ultras ihren organisierten und bisweilen monotonen Singsang diesmal nicht erklingen ließen, wurden die Reaktionen des übrigen Schalker Publikums ganz authentisch hörbar: Jeder Rückpass, jedes Zögern im Spielaufbau, ja, jedes Quergeschiebe gar, wurde von ungeduldigem Murren auf den teureren Plätzen begleitet.
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Keine Frage, mit den ersten nasskalten Schneeschauern im Dezember hat sich eine ungemütliche Stimmung in der Arena breit gemacht. Da konnte auch der späte Schalker Ausgleichstreffer durch Julian Draxler nur noch den allergrößten Schaden verhindern. „Wenn wir das Ding verlieren, dann brennt hier die Bude“, meinte der Schütze nach dem Schlusspfiff. Vielleicht hätte man ihn aber besser löschen können als dieser Schwelbrand, der sich nun in den vergangenen Wochen der Erfolglosigkeit entwickelt hat. Eine gefährliche Gemengelage aus mit ihrer Vertragsverlängerung zaudernden Spielern (Holtby, Huntelaar), aus einer zum Ende der Saison ungeklärten Trainerfrage, und einer Mannschaft, die sich mit letzter Kraft der Winterpause entgegenschleppt und in den drei noch befindlichen Wettbewerben mittlerweile auf dem Zahnfleisch angekommen ist.
Punkteteilung auf Schalke
Von einer „kleinen Enttäuschung“ berichtete Gladbachs Trainer Lucien Favre später, wohl auch, weil das Ausgleichstor so spät gefallen war, das war in Schalker Heimspielen auch schon anders.
Kapitaler Fehler von Schalkes Innenverteidiger Joel Matip
Und die leidige Torhüter-Diskussion wird wohl in dieser Saison zum Dauerbrenner. Zwar wurde der längst fällige Wechsel von Lars Unnerstall zu Timo Hildebrand vor dieser Partie vollzogen, aber man kann nicht von einem hundertprozentigen Erfolg sprechen. Der kapitale Fehlpass von Joel Matip, der dem Gladbacher Igor de Camargo den Alleingang auf Hildebrand erst ermöglichte, war zwar die halbe Miete, aber den folgenden Flachschuss lassen auch nicht alle Bundesliga-Torhüter passieren. „Der steht da sieben, acht Meter vor dem Tor, da hat der Torhüter nur eine 50:50-Chance“, wiegelte Manager Horst Heldt die Situation ab, der dennoch von der Richtigkeit des Wechsels überzeugt war, weil ein junger Spieler wie Lars Unnerstall in den vergangenen Wochen einer „ungeheuren Drucksituation“ ausgesetzt gewesen sei.
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Hildebrand, der im Stile eines Routiniers doch eine Menge mehr Ruhe in seinen Aktionen ausstrahlte, sah seine Rolle beim Rückstand eher unspektakulär: „Manchmal hältst du solch einen Ball, manchmal eben nicht.“ Den bisherigen Saisonverlauf sieht der Ex-Nationalkeeper als verrückte Geschichte: „Ich hoffe nicht, dass wir noch ein Kapitel dazuschreiben in den nächsten Wochen und Monaten.“ Seine Chancen, auch in den nächsten Partien den Vorzug zu erhalten, sind durch dieses Tor jedenfalls nicht gefallen. „Außerdem ist Timo mehr ein spielender Torhüter“, sieht Heldt mit dem Wechsel auch eine andere Gangart in der Spielweise.
Genützt hat es gegen Mönchengladbach noch nicht viel, weil die Gäste von Beginn an sehr defensiv auftraten und in der eigenen Hälfte die Räume extrem eng machten. Aber es gab auch Positives zu melden. Wer weiß, wie die Partie geendet hätte, wenn die eingewechselten Teemu Pukki und Ciprian Marica in den letzten 20 Minuten nicht für gehörig frischen Wind im Angriff gesorgt hätten? Dass einer wie Klaas-Jan Huntelaar dafür den Platz verließ, hat kaum einer gemerkt.