Gelsenkirchen. . Beim 0:3 gegen Leverkusen waren Schalkes Standards auffallend schwach - nicht zum ersten Mal. Bezeichnend: Aus 116 Ecken resultierte nur ein Tor.

Voller Ernüchterung gab Dominick Drexler nach der 0:3-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen am Samstagabend zu: „Da war heute nicht mehr drin.“ Gegen das Tempo und die Spielfreude der Werkself hat Schalke 04 keine Mittel gefunden. „Man hat gemerkt, dass sie einen sehr guten Mix aus Physis und technisch guten Spielern haben“, analysierte der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler.

Kämpferisch machte es Schalke zwar ordentlich, die Mannschaft von Trainer Thomas Reis wehrte sich gegen den Favoriten aus dem Rheinland nach Kräften. Vorwerfen lassen muss sich Königsblau allerdings den fahrlässigen Umgang mit eigenen Standardsituationen. Gegen Leverkusen war die Schalker Standard-Schwäche eklatant, die ruhenden Bälle waren nicht bundesligatauglich – wieder einmal.

Schalke-Trainer Thomas Reis ärgert sich über die Standardsituationen

Gerade in der ersten Halbzeit hatte Schalke viele Standardsituationen: 6:2 lautete das Eckenverhältnis zugunsten der Gastgeber vor der Pause. Hinzu kamen einige brauchbare Freistoß-Positionen. Doch echte Torgefahr strahlte Schalke in all diesen Szenen nicht aus.

„Das ärgert mich“, sagte Dominick Drexler ehrlich. „Das war auch der Tenor in der Halbzeit. In so einem Spiel muss man auch mal nach einem Standard das 1:0 machen und sich dann ein bisschen tiefer fallen lassen – so würde man Leverkusen noch mehr Räume nehmen“, erklärte der Routinier: „Das müssen wir besser machen, unbedingt.“

Noch drastischer formulierte es Trainer Thomas Reis. „Die Standards hätten nicht besser kommen sollen – sie hätten besser kommen müssen“, sagte er. „Wenn dir so viel Qualität gegenübersteht und man aus dem Spiel heraus so wenige Gelegenheiten bekommt, muss man etwas aus den Standards machen. Das haben wir nicht geschafft.“

Schalke: Kritik auch an Standard-Schütze Rodrigo Zalazar

Rodrigo Zalazar ist einer der Standard-Schützen von Schalke 04 - nur ein Tor konnte er in der laufenden Saison per Eckball vorberieten: Beim 2:0-Sieg in Bochum.
Rodrigo Zalazar ist einer der Standard-Schützen von Schalke 04 - nur ein Tor konnte er in der laufenden Saison per Eckball vorberieten: Beim 2:0-Sieg in Bochum. © dpa

Doch was sind die Gründe dafür? An kopfballstarken Spielern mangelt es S04 nicht. Gerade Stürmer Michael Frey und Innenverteidiger Maya Yoshida sind eigentlich prädestinierte Abnehmer für hohe Hereingaben, auch Marius Bülter ist durchaus kopfballstark.

Trainer Reis sieht deshalb die Schützen in der Pflicht – und das war gegen Leverkusen Rodrigo Zalazar. Gut hat sich der 23 Jahre alte Uruguayer dabei nicht angestellt. „In erster Linie gibt es einen Schützen, der die Bälle dahin bringen soll, wo sie gebraucht werden“, erklärte Thomas Reis vielsagend. „Das war heute leider nicht gegeben. Was die Standards angeht, war es zu dünn.“

Und diese Standard-Schwäche von Schalke 04 ist nichts Neues. Im Saisonverlauf haben die Gelsenkirchener erst acht Tore nach ruhenden Bällen erzielt – im Ligavergleich zählt Schalke damit zu den drei schwächsten Teams der Liga. Die drei Elfmeter-Tore von Marius Bülter hübschen die ohnehin schwache Bilanz sogar noch auf, denn nach Freistößen und Ecken ist S04 extrem harmlos.

Schalkes grausige Bilanz in der Bundesliga: 116 Ecken für ein Tor

Traf in der laufenden Saison dreimal per Elfmeter: Marius Bülter (hier gegen Borussia Mönchengladbach).
Traf in der laufenden Saison dreimal per Elfmeter: Marius Bülter (hier gegen Borussia Mönchengladbach). © firo

Auf einen direkt verwandelten Freistoß wartet Schalke in der laufenden Saison noch vergeblich. Dreimal kam S04 nach Freistoß-Flanken zu Torerfolg, einmal nach einem Einwurf und erst einmal nach einem Eckball – trotz 116 ausgeführten Eckstößen. Eine wahre Horror-Bilanz, die Schalke im Kampf um den Klassenerhalt wehtut. Denn gerade gegen spielerisch überlegene Gegner können Ecken immer ein Mittel sein, um für Torgefahr zu sorgen.

Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:

Mit Blick auf die vergangene Saison ist die Standard-Schwäche sogar überraschend – denn in der 2. Bundesliga zählten die ruhenden Bälle noch zu den Stärken der Königsblauen. Vor allem dank Thomas Ouwejan, der so einige Tore vorbereiten konnte. Der Flankenspezialist ist allerdings noch nicht wirklich in der Bundesliga angekommen. Auf eine Formdelle folgten langwierige Verletzungsprobleme, weshalb der Niederländer erst auf zwölf Einsätze in der Liga kommt. Auch gegen Leverkusen stand er nicht im Kader.

Auch interessant

Aber: Seit Sonntag ist Ouwejan wieder voll im Training, für das wichtige Spiel bei der TSG Hoffenheim am Ostersonntag (19.30 Uhr/DAZN) ist er laut Trainer Thomas Reis wieder eine Option für den Kader – ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Standard-Schwäche.

Schalkes: Nur acht Tore nach Standardsituationen – der Überblick: