Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 ist gegen Hoffenheim und Hertha BSC unter Siegzwang. Trainer Thomas Reis ist optimistisch, Ralf Fährmann schlägt Alarm.

Um seine sportliche Zukunft zu bestimmen, muss der FC Schalke 04 in den nächsten Tagen in seine Vergangenheit abtauchen. Besagte Situation liegt gerade mal zwei Monatsblätter im Kalender zurück. Wie schon Ende Februar stehen bedeutende Partien an: am Ostersonntag bei der TSG Hoffenheim, am Freitag darauf gegen Hertha BSC. Der Tabellen-17. beim 15. und gegen den 16. Wer die Ohren spitzt, kann an allen drei Standorten Zähne ob des drohenden Abstiegs klappern hören. „Die Phase hatten wir schon mit Stuttgart und Bochum“, sagt Trainer Thomas Reis und erinnert sich deshalb gerne an den 22. und 23. Spieltag zurück. 2:1 gegen den VfB, 2:0 im kleinen Revierderby – gelingt dies in Hoffenheim und gegen Hertha, würde der Klassenerhalt für Schalke erheblich greifbarer werden.

Erste Schalke-Niederlage in der Rückrunde

Thomas Reis hätte die Vorbereitung in dieser Woche etwas entspannter angehen können, wäre am Samstag ein achtmal davor nicht mehr vorgekommenes Malheur erneut ausgeblieben. Dass Schalker als Verlierer vom Platz gehen, ist ja – man mag es kaum aussprechen nach der desaströsen ersten Saisonhälfte – im Jahr 2023 zur Seltenheit mutiert.

Schalke: Warum die Personalsituation vor dem Endspurt Hoffnung macht

Bayer Leverkusen interessierte sich wenig dafür und brachte den Schalkern mit dem 3:0 (0:0) die erste Pleite nach 68 Tagen bei. „Nach acht Spielen ohne Niederlage haben wir das neunte gegen einen tollen Gegner verloren. Das muss man anerkennen“, sagt Reis und tritt entschieden Befürchtungen entgegen, dass seine Spieler nun einen mentalen Knacks erfahren könnten: Dass Schalke stabil bleibt, „ist meine Aufgabe“.

Ein Schalker gegen drei Leverkusener: Alex Kral (blaues Trikot) ist umzingelt von Jonathan Tah, Robert Andrich und Odilon Kossounou.
Ein Schalker gegen drei Leverkusener: Alex Kral (blaues Trikot) ist umzingelt von Jonathan Tah, Robert Andrich und Odilon Kossounou. © Getty

Dass die Schalke-Defensive der Gelsenkirchener gegen die Werkself keinen unüberwindbaren Status hatte, ist der enormen spielerischen Klasse rund ums Bayer-Kreuz geschuldet. „Gegen Leverkusen muss man aufpassen: Ein Ball in die Tiefe kann dich killen“, so Dominick Drexler, am Samstag erstmals zurück nach einer Muskelverletzung. Besagter Pass hinter die Abwehrreihe mit mörderischer Wirkung leitete das 0:1 durch Jeremie Frimpong (50.) ein, die Dribbelkünste von Leverkusens Nationalspieler Florian Wirtz hatten das 0:2 (61.) zur Folge, schlechtes Stellungsspiel bei einer Ecke in der Nachspielzeit das 0:3 (90.+2) durch Sardar Azmoun. Letzter Treffer hat Reis „am meisten geärgert“, denn obwohl zuvor auch ohne Abwehrchef Moritz Jenz (Zerrung) gekämpft wurde, „hatten wir da nicht noch mal die Gier, diesen Standard zu verteidigen“.

Torwart Ralf Fährmann warnt Schalke: Haben nicht mehr viel Zeit

Je mehr Saison ins Land geht und die Spieltage weniger werden, umso dringender wird der Bedarf an voller Punktausbeute. Richtig, „die Mannschaft war schon als nicht bundesligatauglich abgestempelt“, ruft der Trainer in Erinnerung. Zwölf Punkte (zwei Siege, sechs Unentschieden) haben Schalke wieder wettkampffähig gemacht für das von vier anderen Klubs geteilte Vorhaben, irgendwie am Ende Rang 15 oder zumindest den Relegationsplatz 16 zu belegen. Wie schon gegen Stuttgart und Bochum könne man nun „Gegner runterdrücken“, sagt Drexler, „und selbst ein gutes Gefühl entwickeln“. Aber Torhüter Ralf Fährmann hebt berechtigt die Augenbrauen, wenn er zum Mundabputzen mahnt und sagt: „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die nächsten Spiele werden wegweisend für den Endspurt sein.“

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Schwerer Schlussakkord für Schalke

Im Anschluss an Hoffenheim und Hertha sind es noch die Begegnungen in Freiburg, gegen Bremen und in Mainz, ehe der knifflige Schlussakkord mit München und Leipzig auswärts sowie Frankfurt daheim ansteht. „An die letzten drei Spiele denke ich noch gar nicht“, sagt Thomas Reis, man ist ja auch noch auf Tuchfühlung mit der Konkurrenz. Aber „wenn wir dann noch die Möglichkeit haben, die Klasse zu halten, haben wir vorher einiges erreicht“. Und sowieso sei ja nicht ausgeschlossen, dann noch mal Punkte zu holen. „Wenn man mal sieht, wer gegen Leipzig gewonnen hat – und damit meine ich nicht jetzt Mainz“, sagt Reis. Stimmt, Klassenerhalts-Mitbewerber Bochum vor der Länderspiel-Unterbrechung, vier Punkte Vorsprung hat der VfL nun.

Mit ein Grund, warum Schalke 04 nun dringend Siege benötigt und nicht nur Unentschieden.

Thomas Reis steht mit Schalke 04 vor wegweisenden Bundesliga-Partien.
Thomas Reis steht mit Schalke 04 vor wegweisenden Bundesliga-Partien. © DPA