Gelsenkirchen. Schalke rechnet trotz Schuldenberg mit der Erteilung der Lizenz. Wie haben sich die Zahlen entwickelt? Die große Analyse offenbart Erstaunliches.

Am 8. März 2019 setzten Peter Peters, Alexander Jobst und Christian Heidel ihre Unterschrift unter den Konzernabschluss des FC Schalke 04 für das Jahr 2018. Zu verkünden hatte der damalige Vorstand nur Positives. Schalke lebte von der in der Saison 2017/18 erreichten Vizemeisterschaft, den Champions-League-Einnahmen, üppigen TV- und Sponsoring-Verträgen. Der Klub war nicht ganz, aber doch sehr weit oben. Im Punkt negatives Eigenkapital betrug der Wert sogar 0,00 Euro. "Der Fehlbetrag wurde ins Positive gedreht" heißt es in dem Bericht - 7.646.536,79 Euro hatten die Schalker auf ihrem Konto. Vier Jahre später stellte kürzlich Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers den Abschluss für 2022 vor. Ein Vergleich der Schalke-Zahlen lohnt sich.

Schalke und die Finanzen - ein großes Thema.
Schalke und die Finanzen - ein großes Thema. © firo

Schalke: Rekordzahlen im Jahr 2018

2018 stellte Schalke mehrere Top-Werte auf. Nie gab Schalke mehr für Löhne und Gehälter aus - etwas mehr als 118 Millionen Euro. Nie erlöste Schalke mehr durch mediale Verwertungsrechte - mehr als 147 Millionen Euro. Knapp 80 Millionen Euro Einnahmen durch Sponsoren - auch das: Top-Wert. 350,4 Millionen Euro bedeuten bis heute einen Umsatzrekord.

Wenn der aktuelle Vorstand mit Bernd Schröder, Peter Knäbel und eben Rühl-Hamers auf solche Zahlen schaut, wird er wahrscheinlich melancholisch. Und Knäbels Satz nach dem Wiederaufstieg im Sommer 2022 wird etwas verständlicher: "Wir sind nicht auf ein Trampolin gefallen. Es war ein massiver Absturz, den wir erlebt haben."

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Dieser Absturz ist ein Lehrbeispiel dafür, was eine Reihe böser personeller Fehlentscheidungen verbunden mit einer nicht vorhersehbaren Katastrophe (Corona-Pandemie) auslösen kann. Sportlich trifft der beliebte Fan-Gesang "1000 Trainer schon verschlissen, Spieler kommen, Spieler gehen" den Kern. Im Erfolg schloss der Vorstand hochkarätige Verträge ab, das Gehaltsniveau blieb im dreistelligen Millionen-Bereich - noch 2020 gab Schalke 102,8 Millionen Euro für Löhne aus. Kein Schalker Sportvorstand hat je mehr Geld ausgegeben als Christian Heidel, in dessen Amtszeit die "Top"-Jahre 2017 bis 2019 (jeweils über 110 Millionen Euro) fallen.

2017 und 2018 gab Heidel allein über 100 Millionen Euro für Transfers aus, zum Beispiel holte er Nabil Bentaleb (19 Mio Euro), Sebastian Rudy (16 Mio Euro), Yevhen Konoplyanka (12,5 Mio Euro), Suat Serdar (11 Mio Euro), Omar Mascarell (10 Mio Euro), Rabbi Matondo (9 Mio Euro), Amine Harit (8 Mio Euro), Salif Sané (7 Mio Euro) und Hamza Mendyl (6 Mio Euro) - alle ausgestattet mit siebenstelligen Jahresgehältern.

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Die TV-Einnahmen waren aber ohne eine erneute Champions-League-Teilnahme bereits auf 80,6 Millionen Euro gesunken. Eine Gehaltsobergrenze von 2,5 Millionen Euro für Zugänge war im Gespräch - fast der komplette Kader lag über diesem Wert. Schalke betonte gern, zu den Top-15-Klubs in Europa gehören zu wollen. Und bezahlte auch so.

Sportlich war Schalke schon abgerutscht, als im März 2020 die Corona-Pandemie begann. Zuschauer-Einnahmen fehlten fortan durch zahlreiche Geisterspiele, im ersten Corona-Jahr 2020 sanken zusätzlich die Sponsoring-Einnahmen auf 49,6 Millionen Euro - nur zwei Jahre nach dem Top-Wert ein Minus von rund 30 Millionen Euro.

Und wie ist die aktuelle Lage? Nur rund 33,9 Millionen Euro bekamen die Schalker 2022 durch TV-Verwertungsrechte - der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. Zu begründen ist er so: Im Jahr des Abstiegs lagen die Schalker im Bundesliga-Ranking auf dem neunten Platz - nach dem Aufstieg sind sie lediglich 16., überholt von Klubs wie Mainz 05, FC Augsburg, SC Freiburg, die in den betreffenden Jahren stets den Klassenerhalt geschafft hatten.

Schalke: Trennung von Gazprom im Februar 2022

Nur sehr langsam gehen die Sponsoring-Einnahmen aufwärts, 2022 betrugen sie etwa 44,8 Millionen Euro - ein Minus von etwa 35 Millionen Euro zum Top-Wert. Einige Gründe: In der Zweiten Liga zahlen die Sponsoren viel weniger. Und Schalke trennte sich im Februar 2022 von Hauptsponsor Gazprom, der allein rund 20 Millionen Euro als Basissumme pro Jahr garantierte.

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Das Ergebnis: Inzwischen beträgt Schalkes negatives Eigenkapital rund 109 Millionen Euro, die Bauarbeiten am Vereinsgelände Berger Feld, 2018 noch groß geplant, sind mittlerweile gestoppt. Was Schalke aber gelungen ist: Die Löhne und Gehälter sind auf einen Minus-Wert gesunken - sie betrugen 2022 lediglich 69,4 Millionen Euro. Das sind stolze 48,5 Millionen Euro weniger als 2018.

Löhne (minus 48,5 Millionen Euro zum Top-Wert)

  • 2022: 69.442.366,99 Euro (niedrigster Wert)
  • 2021: 82.916.844,50 Euro
  • 2020: 102.862.582,55 Euro
  • 2019: 116.640.233,19 Euro
  • 2018: 118.018.365,40 Euro (höchster Wert)
  • 2017: 117.089.796,62 Euro
  • 2016: 103.657.570,33 Euro
  • 2015: 105.795.529,27 Euro
  • 2014: 109.005.711,61 Euro
  • 2013: 93.942.410,09 Euro

Mediale Rechte (minus 113,8 Millionen Euro zum Top-Wert)

  • 2022: 33.914.621,36 Euro (niedrigster Wert)
  • 2021: 61.584.608,12 Euro
  • 2020: 80.649.476,49 Euro
  • 2019: 108.800.887,66 Euro
  • 2018: 147.785.802,43 Euro (Top-Wert)
  • 2017: 81.190.105,92 Euro
  • 2016: 76.155.939,87 Euro
  • 2015: 70.429.878,98 Euro
  • 2014: 70.889.469,24 Euro
  • 2013: 64.290.061,41 Euro

Merchandising (minus 4 Millionen Euro zum Top-Wert)

  • 2022: 13.658.932,47 Euro
  • 2021: 10.006.449,82 Euro (niedrigster Wert)
  • 2020: 12.020.576,99 Euro
  • 2019: 15.887.772,13 Euro
  • 2018: 15.664.399,59 Euro
  • 2017: 16.317.534,90 Euro
  • 2016: 15.227.494,88 Euro
  • 2015: 17.723.793,35 Euro (Top-Wert)
  • 2014: 16.252.263,40 Euro
  • 2013: 16.121.766,64 Euro

Sponsoring (minus 35 Millionen Euro zum Top-Wert)

  • 2022: 44.879.302,64 Euro
  • 2021: 40.807.779,13 Euro (niedrigster Wert)
  • 2020: 49.698.745,15 Euro
  • 2019: 73.251.502,47 Euro
  • 2018: 79.988.384,37 Euro (Top-Wert)
  • 2017: 70.920.898,48 Euro
  • 2016: 70.470.172,43 Euro
  • 2015: 68.033.546,05 Euro
  • 2014: 67.181.642,63 Euro
  • 2013: 63.902.324,51 Euro

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Negatives Eigenkapital (minus 109.809.623,55 Euro zum Top-Wert)

  • 2022: 109.809.623,55 Euro (schlechtester Wert)
  • 2021: 88.835.918,53 Euro
  • 2020: 71.088.888,36 Euro
  • 2019: 18.465.175,87 Euro
  • 2018: 0,00 Euro (Top-Wert)
  • 2017: 32.838.265,87 Euro
  • 2016: 20.476.878,17 Euro
  • 2015: 48.560.778,68 Euro
  • 2014: 71.095.999,77 Euro
  • 2013: 75.246.725,57 Euro