Belek. Stürmer Sebastian Polter ist aus dem Schalke-Trainingslager abgereist. Alternativen gibt es im eigenen Verein, wie die Schalker verkündeten.

Der Sonntagmorgen hielt Unerfreuliches bereit für die Profis des FC Schalke 04. An den ersten Tagen des Trainingslagers in der Türkei hatte noch das Spiel mit dem Ball im Vordergrund gestanden, von Dauerläufen war die Mannschaft lange verschont geblieben– bis zu jenem Sonntagmorgen. Knackige Steigerungsläufe standen auf dem Programm, die den Schalkern wirklich alles abverlangten. Einige Spieler zwang die harte Einheit sogar in die Knie – Ibrahima Cissé (21) und Sidi Sané (19) konnten dem hohen Tempo nicht standhalten und mussten völlig entkräftet abbrechen.

Später Schock für Schalke im Test gegen den FC Zürich

Nicht mehr bei der Mannschaft war da schon Sebastian Polter. Klar ist jedoch: Verglichen mit dem, was dem 31-Jährigen in den kommenden Monaten bevorstehen wird, hätte er selbst diese Lauf-Tortur gern über sich ergehen lassen. Als seine Kollegen Platzrunden drehten und schwitzten, saß der Stürmer im Flieger auf dem Weg nach Deutschland. Am Vortag, beim 2:2 im Testspiel gegen den FC Zürich, hatte sich Polter folgenschwer am rechten Knie verletzt. Nach einer ersten Untersuchung in Belek deutet alles darauf hin, dass er sich eine Kreuzbandverletzung zugezogen hat. In Gelsenkirchen stehen zwar noch weitere Tests an, doch die Schalker gehen davon aus, dass die Saison für Polter vorzeitig beendet ist.

Dabei sah das Ganze noch am Samstag gar nicht so gravierend aus. „Im Zweikampf hat Polti einen langen Schritt gemacht und dabei sein Knie überstreckt“, erklärt Trainer Thomas Reis die Szene. Nach kurzer Behandlung versuchte er zunächst sogar weiterzuspielen. „Auch Polti hat nicht damit gerechnet, dass es so schlimm ist“, sagt Lizenzspieler-Chef Gerald Asamoah.

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Für Schalke und vor allem den Mittelstürmer ist das eine Schock-Nachricht. Nach schwacher Hinrunde (nur ein Saisontor) wollte der Sommer-Zugang aus Bochum in der Rückrunde endlich auch bei den Königsblauen eine wichtigere Rolle im Team einnehmen. Doch daraus wird vorerst nichts. Für die Schalker eröffnet sich durch das befürchtete Saisonaus des Angreifers eine weitere Baustelle: Nun fehlt auch noch ein zweiter Mittelstürmer, um Simon Terodde (34) zu entlasten.

Unweigerlich stellt sich nun die Frage: Wie reagiert der Bundesliga-Letzte auf die Verletzung? „Wir haben im Kader Spieler, die Poltis Rolle einnehmen können. Kenan Karaman zum Beispiel. Zudem haben wir in der Knappenschmiede das eine oder andere Talent im Sturm. Wir müssen die Situation jetzt erst einmal beleuchten und intern besprechen“, sagt Asamoah.

Schalke fehlt das Geld für externe Zugänge

Schon weil das Budget knapp ist, ist es ausgeschlossen, kurzfristig einen neuen Mittelstürmer verpflichten zu können. Die Zeiten, in denen der Klub für solche Fälle Millionen locker machen konnte, sind vorbei. Der Etat ist komplett verplant, über große finanzielle Spielräume verfügt der hochverschuldete Klub nicht mehr. Allein aus diesem Grund wird Schalke auf interne Lösungen setzen.

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Etwa auf besagten Kenan Karaman (28). Seitdem der türkische Nationalspieler im Sommer von Besiktas Istanbul ins Ruhrgebiet gewechselt war, spielte er zwar ausschließlich auf den Flügelpositionen. Sein Vorteil ist, dass man ihn in der Offensive variabel einsetzen kann. Auch im Sturmzentrum kam er im Laufe seiner Karriere schon zum Einsatz.

Nun bekommt er in dieser Rolle auch bei den Königsblauen eine Chance, wie Asamoah bestätigt. Echte Torgefahr hat Karaman in seinen ersten neun Bundesligaspielen für Schalke allerdings nicht ausgestrahlt – noch ist er ohne Saisontor. Und mit Blick auf seine gesamte Karriere werden sich die Defensivreihen der Abstiegskampf-Konkurrenten vor seinen 13 Treffern in 111 Bundesligaspielen auch nicht fürchten.

Die Hoffnungen ruhen bei den Klub-Verantwortlichen jetzt auch auf Keke Topp (19), der in der Hinrunde noch in der U19 zum Einsatz gekommen war. In der Mannschaft von Trainer Norbert Elgert ist Topp Führungsspieler und bester Torjäger (zehn Tore in elf Ligaspielen). „Wir werden mit Norbert Elgert reden und Keke hochziehen“, sagt Asamoah. „Er ist ein talentierter Spieler, der weiß, wo das Tor steht.“

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Schalke: Lizenzleiter Asamoah lobt U19-Torjäger Topp

Was den Spielertypen angeht, ist Keke Topp sogar mit Sebastian Polter vergleichbar – auch der 18-Jährige ist mit seinen 1,92 Metern physisch stark und ein klassischer Neuner. „Er kann Bälle festmachen und setzt seinen Körper gut ein“, lobt Ex-Nationalstürmer Asamoah. Ende 2021 schnupperte Topp sogar schon einmal bei den Profis rein und sammelte bei der 1:2-Niederlage beim FC St. Pauli seine ersten Zweitliga-Spielminuten. Ins Trainingslager nach Belek nachreisen wird Topp allerdings nicht mehr. Da Schalke schon am Mittwochmittag wieder aus der Türkei abreist, würde sich der Nutzen der langen Reise in Grenzen halten.