Belek. Sidi Sané erinnert beim FC Schalke 04 nicht nur optisch an seinen berühmten Bruder Leroy. Und er hofft auf den Durchbruch bei den S04-Profis.
Am Donnerstagmittag tigerte Peter Knäbel angespannt durch die Lobby des Mannschaftshotels von Schalke 04 in Belek. Sein Smartphone legte der Sportvorstand dabei nicht aus der Hand, denn er konnte einen weiteren Transfer eintüten. In Verhandlungen mit dem finnischen Linksverteidiger Jere Uronen gab es einen Durchbruch. Der 28-Jährige soll bis zum Saisonende vom französischen Erstligisten Stade Brest ausgeliehen werden – inklusive liga-unabhängiger Kaufoption. Eine mündliche Einigung zwischen beiden Klubs ist schon erfolgt, noch an diesem Freitag soll Uronen zum Medizincheck in der Türkei eintreffen.
Der Finne ist als Soforthilfe auf der linken Seite eingeplant. Doch Schalke denkt nicht nur kurzfristig. Auch Spieler, denen die Zukunft gehören soll, sind Teil der königsblauen Reisegruppe. Der bekannteste von ihnen ist Sidi Sané. Der 19 Jahre alte Offensivspieler zählt zu den größten Talenten bei den Schalkern und rückte in den vergangenen Monaten Stück für Stück näher an die Profi-Mannschaft heran.
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Und obwohl er erst im letzten Spiel vor der WM-Pause sein Debüt in der Bundesliga geben durfte, wird Sané schon seit Jahren von allen Seiten ganz genau beäugt – vor allem wegen seines Nachnamens. Sein Vater Souleyman (61) war vor rund 30 Jahren ein bekannter Bundesliga-Profi, Sidis Bruder Leroy ist Nationalspieler und einer der Stars der Liga. Bevor der 26-Jährige über Manchester City beim FC Bayern gelandet ist, verzückte er zu Beginn seiner Profilaufbahn im Trikot von Schalke 04 die Fans. Ähnliche Wunderdinge erwarten viele von Sidi.
„Nicht einfach“ sei das lange für ihn gewesen, sagt Sidi Sané im Gespräch mit dieser Zeitung. „Schon wegen meines Namens hatte ich viel Druck. Als ich jünger war, habe ich mir darüber viele Gedanken gemacht.“ Inzwischen aber könne er damit umgehen.
Optisch und spielerisch erinnert der Wuschelkopf durchaus an den Bayern-Star. Wie Leroy ist Sidi offensiver Flügelspieler. Der 19-Jährige ist schnell, gut im Eins-gegen-eins und hat einen ordentlichen Abschluss. Sogar körperlich kann er mit seinen 1,87 Metern gut mithalten. All das schätzt auch Trainer Thomas Reis. „Sidi weiß gar nicht, wie gut er sein kann. Er kann wirklich ein spannender Spieler werden.“
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Trotz toller Anlagen fehlt es Sané allerdings noch an Konstanz. Auch deshalb kam er in der laufenden Saison meist in der Regionalliga zum Einsatz (elf Spiele, drei Tore). „Ich führe viele Gespräche mit dem Coach, aber so ganz kann ich mir nicht erklären, warum ich es noch nicht schaffe, immer an meine Leistungsgrenze zu kommen“, gibt Sané ehrlich zu.
Generell fällt auf, wie reif und locker der 19-Jährige neben dem Platz wirkt – obwohl er im Trainingslager seine ersten größeren Interviews gibt. Wegen des enormen Interesses an seiner Person hatten die Schalker bislang versucht, Sané bestmöglich aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, um nicht noch mehr Druck zu erzeugen.
Schalkes Sidi Sané über Rückschläge: "Phase war sehr schwierig"
Gesprochen wurde über Sané ohnehin schon genug – auch über seine viele Verletzungen. Denn zu Jugendzeiten war er vom Pech verfolgt. Zeitweise fiel er sogar über ein Jahr lang wegen Wachstumsproblemen und nach einem Kreuzbandriss anhaltender Probleme aus. Trotz dieser Rückschläge hat er seinen Profitraum aber nie aufgegeben. „Ich hatte keine Zweifel, dass ich es packen kann. Aber klar, diese Phase war sehr schwierig“, so Sané.
All das hat er hinter sich gelassen – und das große Ziel, es in die Bundesliga zu schaffen, erreicht. Das Trikot aus seinem Einsatz gegen den FC Bayern Anfang November hat einen Ehrenplatz bekommen. In seinem Zimmer. Denn auch als Profifußballer wohnt er noch bei seinen Eltern in Wattenscheid.