Gelsenkirchen. . Matthias Kreutzer war selbst nie Profi, doch hat in der Fußballbranche Karriere gemacht. In Berlin wird er Schalke als Interimstrainer betreuen.
Als am Freitagnachmittag beim FC Schalke 04 die Pressekonferenz vor dem Spiel bei Hertha BSC (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN) abgehalten wurde, war auf dem Podium ein neues Gesicht zu sehen. Statt des inzwischen entlassenen Trainers Frank Kramer nahm Matthias Kreutzer neben Sportdirektor Rouven Schröder Platz und beantwortete die Fragen der Medienvertreter. Der 39-Jährige betreut den Bundesliga-Aufsteiger an diesem Sonntag in Berlin interimsweise.
Für den studierten Sportökonomen Kreutzer, der auf Schalke als Co-Trainer sonst eher im Hintergrund agiert, ist es eine besondere Situation, nun im Rampenlicht zu stehen. Schon Tage vor dem Spiel kribbelt es bei ihm. „Es wäre doch schlimm, wenn es nicht so wäre“, sagte er. „Natürlich ist eine gewisse Anspannung da – gleichzeitig aber auch die Überzeugung, das Ding in die andere Richtung drücken zu können.“
Schalke: Rouven Schröder mit viel Lob für Matthias Kreutzer
Klar ist aber: Kreutzer wird nur in Berlin an der Seitenlinie stehen. Schon in der kommenden Woche soll ein neuer Cheftrainer präsentiert werden. Kreutzer wird dann zurück in die zweite Reihe rücken. Beim neuen Coach sich laut Sportdirektor Schröder um eine externe Lösung handeln. Für Kreutzer ist das kein Problem, wie er selbst sagt: „Ich habe im Moment keine Ambitionen, den Cheftrainerposten zu übernehmen – das stand nie zur Diskussion.“ Einen Karriereplan habe er nicht. Aktuell fühle sich der gebürtige Erfurter als Assistenztrainer wohl. In der derzeitigen Notsituation des Vereins wolle er aber natürlich helfen, weshalb er interimsweise übernommen hat – anders als Mike Büskens.
Die Klub-Ikone, die Schalke zum Aufstieg geführt hat, hatte schon in der Vergangenheit immer wieder klargemacht, nicht mehr Cheftrainer sein zu wollen.
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„Ich danke Matthias für die Bereitschaft“, betonte Sportdirektor Schröder, der im Zuge dessen auch von Kreutzers Qualitäten schwärmte. „Matze hat ein besonderes Talent, zu motivieren und ein besonderes Talent, Dinge klar anzusprechen“, so der Sportdirektor. Die Wertschätzung für den Interimstrainer sei „unfassbar hoch“, weshalb sich die Schalker Vereinsführung schon für das Spiel gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf „einen gewissen Effekt“ verspricht, wie es Rouven Schröder formulierte.
Schalke: Matthias Kreutzer ein Experte für Video-Analyse
Schon mit Blick auf Matthias Kreutzers Weg in den Profifußball wird offensichtlich: Auch im taktischen und analytischen Bereich hat der 39-Jährige seine Stärken – denn angefangen hat er als Scout und Video-Analyst. Im Jahr 2006 baute er einst beim Hamburger SV die Videoanalyse-Abteilung und wurde dann auch Leiter dieses Fachbereiches. 17 HSV-Trainer versorgte er bis ins Jahr 2018 mit seinen Analysen, zwischenzeitlich stieg er in der Hansestadt dann auch zum Co-Trainer auf.
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Im März 2019 wurde Kreutzer dann bei Schalke 04 Assistenztrainer und Video-Analyst. Während der Spiele sieht man ihn auf der Trainerbank häufig mit Headset, denn er tauscht sich permanent mit seinem Analyse-Team auf der Tribüne aus. Wegen seiner fachlichen Qualitäten genießt Kreutzer bei den Königsblauen einen hervorragenden Ruf. Nicht umsonst legten die Schalker schon im Sommer großen Wert darauf, dass der Analyse-Experte Teil des Trainerteams bleibt.
Nun darf er sich für ein Spiel sogar als Interimstrainer beweisen – ein weiter Vertrauensbeweis des Vereins. Und das, obwohl Matthias Kreutzer als Aktiver keine nennenswerte Karriere hingelegt hat und nie als Profi auf dem Rasen stand. „Ich habe nicht sehr hoch gespielt“, sagte er mit einem Grinsen. „Denn ich habe relativ schnell gemerkt, dass es nicht ausreichen wird, um damit mein Geld zu verdienen.“ Kreutzer entschied sich für ein Sportökonomie-Studium – und sitzt nun auf der Trainerbank der Königsblauen.