Gelsenkirchen. Auf der Suche nach einem neuen Trainer gibt es beim FC Schalke 04 Komplikationen. Co-Trainer Kreutzer übernimmt, denn die Suche ist schwierig.

Geplant war alles ganz anders, aber es gibt wohl keinen Verein, der größere Erfahrungen damit hat, alle Pläne umzuschmeißen, als den FC Schalke 04. Nur einen Tag nach der Freistellung von Frank Kramer wollte der Fußball-Bundesligist den neuen Cheftrainer präsentieren, die Königsblauen verlegten am Donnerstag das Training von 11 Uhr auf 15 Uhr, damit es der neue Mann leiten kann. Mit einem Kandidaten, so hieß es, seien sie auch schon sehr weit. Doch was brachte der gestrige Tag? Nichts. Co-Trainer Matthias Kreutzer leitete das Training und wird auch auf der Bank sitzen, wenn die Königsblauen am Sonntag bei Hertha BSC (17.30 Uhr/DAZN) antreten.

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Das verkündete die sportliche Leitung um Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder gestern Abend. „Wir werden für die Entscheidung über die Neubesetzung auf der Position des Cheftrainers im Sinne des Klubs alle Optionen, die sich uns auch kurzfristig bieten, intensiv prüfen. Das ist unsere Verantwortung gegenüber den 165.000 Mitgliedern und Millionen von Fans“, heißt es in einer Mitteilung des Klubs.

Schalke-Sportchefs suchen seit 14 Tagen

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Kreutzers erste Trainingseinheit dauerte nicht lange. Nur 52 Minuten standen die Spieler auf dem Platz. Auffällig: Der 39 Jahre alte Kreutzer, den Knäbel aus gemeinsamen Zeiten beim Hamburger SV kennt und schätzt, führte das Kommando. Der zweite Co-Trainer Mike Büskens hielt sich zurück. Büskens, der Schalke als Interimstrainer zum Aufstieg geführt hatte, will nicht noch einmal in die erste Reihe – nicht einmal für ein Spiel. Der 54-Jährige steht zu dem, was er während der Endphase der Zweitliga-Saison immer wieder betont hatte.

Doch woran hakt es? Ein klares Profil hatten Knäbel und Schröder längst erstellt. Schon nach der 0:4-Pleite bei Bayer Leverkusen vor etwa zwei Wochen einigten sie sich darauf, was ein möglicher Nachfolger von Kramer bieten muss, falls ein Trainerwechsel nötig würde.

Labbadia winkt bei Schalke ab

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Klar ist: Wurden einst in Champions-League-Zeiten nur die größten Namen mit Schalke in Verbindung gebracht, konnte Schalke einmal sogar Roberto Di Matteo verpflichten, der die Königsklasse gewonnen hatte, kann Schalke längst nicht mehr in die obersten Regale greifen. Der Klub ist nicht mehr in der Lage, hohe Gehälter zu bezahlen – Wunschträume mancher Fans sind so unerfüllbar, dass einer wie Domenico Tedesco (37) gar nicht gefragt wurde. Als amtierender Pokalsieger und Ex-Trainer von RB Leipzig ist Tedesco inzwischen andere Sphären gewöhnt. Auch die sportliche Perspektive auf Schalke ist überschaubar. Die Mannschaft gehört zu den schwächsten der Liga. Für ein Mini-Gehalt ein Himmelfahrtskommando bei einem Klub übernehmen, der in den vergangenen zehn Jahren zwölf Trainer hatte – wer macht das schon?

Bruno Labbadia winkte zum Beispiel ab. Der 56-Jährige, den Knäbel ebenfalls aus gemeinsamen Zeiten beim HSV kennt, erfüllt offenbar das vom Verein erstellte Profil – ein erfahrener Trainer soll es sein. Labbadia, seit inzwischen rund zwei Jahren ohne Job, wollte nicht. Die Spur zu Thomas Reis (49), dem Ex-Trainer des VfL Bochum, wird immer kälter. War Reis im Sommer noch Wunschkandidat, ist er es diesmal nicht. Der VfL hat immer noch keine Anfrage der Schalker für eine Freigabe von Reis erhalten.

Fans favorisieren Schalker Jugendtrainer

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Viele Fans würden eine interne Lösung favorisieren – aber nicht mit Kreutzer oder Büskens, sondern mit Onur Cinel (37), der im Sommer Schalkes U17 zum Meistertitel führte. Doch ein Bundesliga-Rookie ohne Profi-Erfahrung? Das wollen die Bosse offenbar nicht. Cinel, parallel Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, wäre sofort verfügbar. In Österreich ist er auf Honorarbasis angestellt. Es gibt in diesem Fall keine Vertragshürden.

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Genau die gibt es offenbar beim Wunschkandidaten, dem großen Unbekannten. Dass die Königsblauen Frank Kramer (50) verpflichten würden, hatte im Sommer auch niemand vorhergesehen. Heute stellt sich Rouven Schröder um 14.30 Uhr zum ersten Mal seit der 1:5-Pokalniederlage in Hoffenheim am Dienstagabend der Öffentlichkeit. Um das wichtige Berlin-Spiel wird es dabei nur am Rande gehen, sondern vor allem um die Pläne auf dem Trainerposten. Ob sich das, was Schröder sagen wird, auch umsetzen lässt? Das ist eine andere Frage.