Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Frank Kramer und Sportdirektor Rouven Schröder haben sich in die Diskussion um den Videobeweis eingeschaltet - mit Vorschlägen.
Die Antwort von Rouven Schröder kam schnell. Was er denn auf eine Glückwunschkarte an den Videobeweis schreiben würde, wurde der Sportdirektor des Bundesligisten FC Schalke 04 gefragt, den würde es ja jetzt seit genau fünf Jahren geben. „Gute Besserung“, sagte Schröder und schmunzelte danach. Immer wieder sorgt der „Video Assistant Referee“ (VAR) für Diskussionen – Schröder und Trainer Frank Kramer äußerten dazu zwei Tage vor dem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) klare Meinungen.
„Fehler wird es immer geben“, sagte zum Beispiel Kramer. „Man kann nicht alles ausschalten, aber besser werden.“ Kramer formulierte einen klaren Vorschlag: Im sogenannten „Kölner Keller“, in dem die Video-Assistenten vor mehreren Bildschirmen sitzen, seien Verbesserungen möglich: „Da haben wir die Kompetenz noch nicht ausgeschöpft. Vielleicht muss man sich breiter aufstellen. Man kann zum Beispiel sagen: Fußballer haben das Gefühl für Fußball. Auch wenn einer zehn Jahre nicht mehr kickt, das Gefühl hat er noch. Er darf nichts entscheiden, kann aber Szenen anders einordnen.“ Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (61) hatte sich schon einmal so geäußert: „Ehemalige Fußballer können strittige Szenen besser bewerten, weil wir selber permanent und jahrelang in diesen Situationen waren und wissen, wie es aussieht, wenn man foult oder gefoult wird. Die Intuition von Ex-Profis ist in solchen Fällen eine andere als die von Menschen, die diesen Sport nicht selbst auf diesem Niveau ausgeführt haben“, sagte Matthäus bei Sky.
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Doch nicht nur Ex-Profis könnten im Kölner Keller unterstützen, sagt Frank Kramer: „Auch wenn ein Schiedsrichter athletisch das Tempo der Bundesliga nicht mehr gehen kann, kann er doch die Entscheidung noch bewerten, die er tausendfach getroffen hat.“ Kramer spielt darauf an, dass ein renommierter Schiedsrichter wie Manuel Gräfe 2021 aufhören müsste, aber nicht eingebunden wurde.
Schalke: Was Kramer über Drexlers Platzverweis sagt
Kramer hatte auch ein konkretes Beispiel. Das erste Saisonspiel hatte Schalke mit 1:3 beim 1. FC Köln verloren, aber 52 Minuten lang in Unterzahl gespielt, da Dominick Drexler vom Platz geflogen war. Der Video-Assistent hatte sich eingeschaltet und per Standbild einen Tritt gegen das Schienbein von Kölns Kapitän Jonas Hector nachgewiesen. Die Folge: eine umstrittene Rote Karte. „Wenn ein Ex-Fußballer im Keller gesessen hätte, wäre das hundertprozentig keine Rote Karte geworden. Er hätte gesagt: Lass es laufen. Und im Nachhinein: Gelbe Karte“, sagte Kramer. „Wenn der Schiedsrichter auf ein Standbild schaut und sagt: Wahnsinn, wie das aussieht, es aber nicht im Ablauf dargestellt wird, wird er das so entscheiden.“ Kramers Kritik: Drexler habe seinen Gegenspieler zwar getroffen, das Spieltempo sei aber sehr langsam und der Gegner zu keiner Zeit in Verletzungsgefahr gewesen.
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Auch Rouven Schröder macht sich Gedanken und glaubt, dass Verbesserungen möglich sind: „Wir müssen Dinge besser machen und lernen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Videobeweis wieder abgeschafft wird.“ Allerdings äußerte sich Schröder etwas diplomatischer als sein Trainer: „Jeder versucht, seinen Job bestmöglich zu tun. In der Regelschulung mit dem DFB habe ich mich immer wohlgefühlt, da werden Fehler eingeräumt. Das finde ich gut, ich bin ja auch nicht fehlerlos.“ Schröder glaubt nicht, dass sich der DFB einem Testlauf mit Ex-Profis im Keller verschließen würde.
Er selbst sei dafür aber der falsche Mann. Mit einem Schmunzeln sagte Schröder nur: „Den Gedankengang finde ich spannend. Ich stelle mich selbst dafür aber nicht zur Verfügung.“