Gelsenkirchen. Malick Thiaw steht beim FC Schalke 04 vor dem Abschied. Die Königsblauen erhoffen sich eine hohe Ablösesumme für den jungen Abwehrspieler.
Ist er einer wie Joel Matip? Also diesen Vergleich hört Malick Thiaw, Innenverteidiger des Bundesligisten FC Schalke 04, oft. „Das nervt doch keinen, mit so einem großen Spieler verglichen zu werden. Es ist eher eine Ehre. Trotzdem habe ich meinen eigenen Style“, sagte der 21-Jährige einmal. Matip und Thiaw – beide wurden auf Schalke groß. Matip spielt inzwischen für den FC Liverpool, holte in England alle möglichen Titel. Nun steht auch der umworbene Thiaw vor dem Absprung. Jeder Tag könnte sein letzter im königsblauen Trikot sein – er führt aktuell ein Leben zwischen Anfangself und Abschied.
Schalke-Profi Malick Thiaw wuchs in Düsseldorf auf
Thiaw ist ein Spieler mit einer interessanten Biographie: Sein Vater stammt aus dem Senegal, seine Mutter aus Finnland, aufgewachsen ist er in Düsseldorf. Sein Name wird „Tschau“ ausgesprochen, wie in der Heimat seines Vaters. „Beinahe jeden Tag spricht ihn jemand falsch aus“, sagte er darüber – aber inzwischen hat er sich daran gewöhnt. Thiaw ist ein sehr gläubiger Mensch, über seine sportliche Zukunft sagte er: „Gott hat für jeden seine Bestimmung.“
Sätze wie diese zeigen, wie nachdenklich der 1,91 Meter große Verteidiger mit der tiefen Stimme ist. Und warum Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder nicht befürchtet, dass die ungewisse Zukunft seine Leistungen beeinflusst. „Ich persönlich mache mir da gar keine Sorgen. Malick ist, ich sage das mal so, furztrocken. Zudem ist er Schalker durch und durch. Er spielt seit langem für diese Farben.“
Schalke-Verteidiger Malick Thiaw erhielt Angebot aus Mailand
Was Schröder in seiner Meinung bestärkt: Im Januar 2022 stand Thiaw schon einmal vor einem Wechsel. Der AC Mailand hatte kurz vor Ende der Winter-Transferperiode angeklopft, Thiaw drängte auf einen Wechsel. Doch der italienische Traditionsklub war nicht bereit, auf Schalkes Ablöseforderungen einzugehen. Thiaw trainierte weiter mit Simon Terodde – und nicht mit Zlatan Ibrahimovic. „Toll, wie Malick damit umgegangen ist. Ich habe nicht ansatzweise gespürt, dass er danach Probleme damit hatte, sich zu fokussieren oder in Gedanken schwelgend die Leistung nicht mehr gebracht hat“, sagte Schröder. In der Aufstiegssaison bestritt Thiaw 31 Spiele für die Königsblauen und traf zweimal. Kein Zweitliga-Spieler hatte einen höheren Marktwert – ein Fakt, der ihn stolz machte: „Lieber steige ich auf anstatt der teuerste Spieler der Zweiten Liga zu sein. Aber beides geht auch.“
Zu welchem Klub wechselt Thiaw nun? Das ist offen. Seine internationale Karriere bereitet Thiaw aber behutsam vor. Er lässt sich von einer Agentur mit Sitz in London und München beraten, stand kürzlich als Model für die Modemarke Hugo Boss vor der Kamera. „Malick ist ein spannender Spieler auf dem Transfermarkt. Das muss ich nicht betonen“, sagte Rouven Schröder.
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Thiaws Vertrag gilt noch bis Juni 2024, enthält keine Ausstiegsklausel. Die Schalker erhoffen sich eine hohe einstellige Millionensumme – womöglich sogar noch mehr. Der VfL Bochum erhielt für Armel Bella-Kotchap vom englischen Klub FC Southampton rund 11 Millionen Euro, auch Bella-Kotchap ist jung, Innenverteidiger und U21-Nationalspieler in Deutschland. Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt würden zunehmen, sagte Rouven Schröder: „Am Wochenende beobachten noch einmal alle und bewerben, ob der aktuelle Kader ausreicht.“ Danach würde dann möglicherweise nachjustiert.
Verlässt Thiaw Schalke, muss Schröder einkaufen
Die Personalie Thiaw steht deshalb symbolisch für den königsblauen Profikader, der noch nicht perfekt abgestimmt ist. Der sich bis zum Ende der Transferperiode am 1. September noch verändern wird. Wenn Schalke 04 am Samstag beim VfL Wolfsburg antritt (15.30 Uhr/Sky), steht Thiaw aller Voraussicht nach in der Startelf. „Er war beim 2:2 gegen Mönchengladbach sehr präsent, sehr wuchtig, hat klar und sachlich verteidigt und seine Nominierung gerechtfertigt“, erklärt Trainer Frank Kramer. Doch wenn Thiaw geht, wovon alle ausgehen, muss Schröder einkaufen. „Die Innenverteidigung ist ein spannendes Thema in der Kaderplanung“, sagte Schröder. Lediglich Maya Yoshida ist gesetzt – ein konstant guter Abwehrpartner fehlt noch.
Ein neuer Matip oder Thiaw ist bei Schalke 04 erst einmal nicht in Sicht. Thiaw könnte vorerst der letzte teure Abgang eines selbst ausgebildeten Spielers sein.