Gelsenkirchen. . In der Kabine der Schalker könnten sich die Machtverhältnisse ändern. Ob Danny Latza auch unter Frank Kramer Kapitän bleibt, ist offen.

Nach dem Trainingsauftakt von Schalke 04 strahlte Frank Kramer mit der Sonne um die Wette. Das Grinsen war dem neuen Trainer der Königsblauen nicht mehr aus dem Gesicht zu kriegen. „So viele Leute bei so einem geilen Wetter auf so einem schönen Platz – da geht einem das Herz auf“, sagte er im Anschluss an die mit rund 1000 Fans besuchte Einheit am Mittwoch.

Da einige Nationalspieler noch einen verlängerten Urlaub genießen dürfen, bestand die Trainingsgruppe aus nur 16 Feldspielern und vier Torhütern. Aber: Ein Großteil der Aufstiegshelden schwitzt seit Wochenbeginn wieder in Gelsenkirchen. Gerade in den ersten Einheiten werden die Profis versuchen, einen guten Eindruck beim neuen Trainer zu hinterlassen – das gilt gleichermaßen für die jüngeren Spieler als auch für die Routiniers. Denn einigen von ihnen droht eine harte Saison in der Bundesliga. Sollte – wie geplant – noch ein weiterer Spieler für das zentrale Mittelfeld verpflichtet werden, dürften es etwa Victor Pálsson (31) und Danny Latza (32) schwer haben, regelmäßig auf Einsatzzeiten zu kommen. Beide konnten schon in der abgelaufenen Zweitligasaison nicht komplett überzeugen. Latza blühte im Endspurt des Aufstiegsrennens zwar etwas auf, doch wurde immer wieder von Verletzungen ausgebremst. Pálsson konnte defensiv überzeugen, doch sein Offensivspiel genügt nicht den Ansprüchen in der Bundesliga.

Dominick Drexler droht auf Schalke die Bank - Ralf Fährmann die Tribüne

Die Bank könnte auch Dominick Drexler (32) drohen. Der offensive Mittelfeldspieler hat zwar mit dem 1. FC Köln schon Erstligaerfahrung gesammelt, doch war in der Schalker Aufstiegssaison eher Mitläufer als Anführern. Den hohen Erwartungen konnte er nicht ganz gerecht werden. Sowohl der nimmermüde Rodrigo Zalazar (22) als auch Neuzugang Florent Mollet (30) dürften es Drexler schwer machen, regelmäßig in der Startelf zu stehen.

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Schon der Blick auf diese drei Wackelkandidaten zeigt: In der Bundesliga könnten sich auf Schalke auch die Machtverhältnisse innerhalb der Mannschaft ändern. Latza war in Liga Zwei noch S04-Kapitän, Pálsson und Drexler gehörten zu den Stellvertretern des gebürtigen Gelsenkircheners. Auch Ralf Fährmann, der zu Beginn der Vorsaison noch Stammtorwart war und S04 einige Male als Kapitän anführte, ist sportlich inzwischen degradiert. Sollte Neuzugang Justin Heekeren (21) überzeugen, droht Fährmann sogar ein Stammplatz auf der Tribüne.

Als gebürtiger Gelsenkirchener würde Danny Latza gern Kapitän bleiben. Sollte Trainer Frank Kramer in ihm allerdings keinen Stamm- und Führungsspieler sehen, dürfte dieser Status wackeln. Entschieden hat sich der neue Coach in der Kapitänsfrage aber noch nicht. „Ich bin doch gerade erst angekommen und will die Jungs erst einmal gut kennenlernen, schauen, wie die Hierarchie innerhalb der Mannschaft ist“, sagte der 50-Jährige.

Auch die Neuzugänge sollen auf Schalke Führungsspieler sein

„Es geht darum, ein Gefühl für die Mannschaft zu entwickeln und zu sehen, wer bereit ist, Verantwortung zu tragen“, erklärte er. Allein schon durch die Veränderungen im Kader mit zahlreichen Zu- und Abgängen würden sich Hierarchien in Mannschaften für gewöhnlich verändern, so Kramer. Falls aber die bisherigen Machtverhältnisse in der Kabine weiterhin Bestand haben sollten, wäre es für den neuen Trainer „auch super“.

Gehören auf Schalke zu den Routiniers: Sebastian Polter, Simon Terodde und Dominick Drexler (von links).
Gehören auf Schalke zu den Routiniers: Sebastian Polter, Simon Terodde und Dominick Drexler (von links). © firo

Doch wer könnten die Anführer der Schalker Bundesligamannschaft sein? Spieler wie Latza, Drexler und Pálsson werden in der Kabine weiterhin geschätzt bleiben, so viel ist klar. Viel Verantwortung wird auch Simon Terodde (34) übernehmen, der schon in der vergangenen Saison zum Mannschaftsrat gehörte. In seinem zweiten Schalke-Jahr wäre der Stürmer ein Kandidat für das Kapitänsamt. Allein wegen ihrer Erfahrung sind auch die beiden Neuzugänge Alexander Schwolow (30) und Sebastian Polter (31) als Führungsspieler bei den Königsblauen eingeplant. Sollte der talentierte Innenverteidiger Malick Thiaw (20) in diesem Sommer nicht verkauft werden, ist auch er wieder ein Kandidat für den Mannschaftsrat. Auch Rodrigo Zalazar ist zuzutrauen, dass er mehr Verantwortung übernimmt – dafür muss der extrovertierte Mittelfeldmann aber in erster Linie durch Leistung überzeugen.

Säulen in der Mannschaft könnten auch weitere Neuzugänge sein, in erster Linie der neue Abwehrchef. Im Idealfall soll dieser schon mit dabei sein, wenn die Schalker am 11. Juli ins Trainingslager nach Mittersill (Österreich) reisen. Und spätestens in den Bergen des Salzburger Landes dürfte Trainer Frank Kramer ein Gefühl dafür bekommen, welche seiner Profis bereit dafür sind, Verantwortung in der Bundesliga zu tragen.