Gelsenkirchen. Schalke sucht für einige Positionen noch neue Spieler. Doch wo liegt das Problem? Sportdirektor Rouven Schröder erklärte es am Mittwoch.

Stolz schritt Frank Kramer nach der vollbrachten ersten Trainingseinheit über den Rasen des Parkstadions, er blickte in den königsblauen Himmel, auf die Tribüne, die so viele Fußballfeste erlebt hat, beobachtete die rund 1000 Fans, die lautstark applaudierten und zu großen Teilen zur Autogrammstunde strömten. Dann sagte der neue Trainer des FC Schalke 04: „So viele Leute bei so einem geilen Wetter auf so einem schönen Platz -- da geht einem das Herz auf.“

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Neugierig sind die Schalker auf ihre neue Mannschaft, die nach dem Aufstieg in die Bundesliga den Klassenerhalt bewerkstelligen soll. Viele Profis bekamen die Fans aber noch gar nicht zu sehen. Die kleine Trainingsgruppe beschränkte sich auf 20 Spieler – darunter waren aber vier Torhüter und drei U23-Spieler. Sechs Nationalspieler erhielten einen verlängerten Urlaub, steigen sukzessive bis zum 4. Juli wieder ein. Sechs Spieler, die aktuell verliehen sind, sind bis 30. Juni freigestellt – so lange stehen sie noch bei ihren alten Vereinen unter Vertrag. Drei Profis fehlten erkrankt oder verletzt.

Die Fans konnten aber auch einige Zugänge begutachten – Torwart Alexander Schwolow (Hertha BSC), Sebastian Polter (VfL Bochum), Tobias Mohr (1. FC Heidenheim), Ibrahima Cissé (KAA Gent) und Justin Heekeren (Rot-Weiß Oberhausen) gehörten zum Trainingsaufgebot. Polter erzählte nach dem Spiel, dass zwischen dem ersten Anruf von Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder und der Vertragsunterschrift gar nicht viel Zeit vergangen war: „Es ging schnell, innerhalb einer Woche ging alles über die Bühne. Ich habe mit Rouven Schröder und dem Trainer während meiner Flitterwochen auf Mauritius gesprochen. Ich bin jetzt sehr glücklich, hier zu sein.“ Er könne zwar verstehen, dass die Bochumer Fans nun enttäuscht seien, er freue sich aber auf seine neue Aufgabe.

Schalke: Sebastian Polter als „Abrissbirne“

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Zum ersten Mal stand der 31-jährige Polter parallel mit seinem neuen Sturm-Partner Simon Terodde (34) auf dem Rasen – beide sind 1,92 Meter groß, haben ihre Stärken im Strafraum. Polter sieht aber erst einmal keine Probleme: „Dafür kenne ich Simon zu wenig. Und außerdem ist es die Entscheidung des Trainers, ob wir mit einem oder zwei Stürmern spielen.“ Ein Sturm-Duo kann sich Kramer sehr wohl vorstellen: „Simon ist mehr der Schleicher, Polti die Abrissbirne.“

Rouven Schröder, der gerade akri­bisch Schalkes Kader plant, verfolgte das Training im T-Shirt des neuen Ausrüsters ganz ruhig am Spielfeldrand, immer wieder blickte er zwischendurch auf sein Mobiltelefon – denn für ihn gibt es noch viel zu tun. Für etliche Positionen sucht er noch neue Spieler, und immer hat er dabei das von Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers vorgegebene Gehaltsbudget im Blick – es handelt sich um etwa 37 Millionen Euro. Das vergleicht er mit dem „Salary Cap“, der im American Football für die Mannschaften der Profiliga NFL gilt. Auch dort dürfen die Teams Gehaltsobergrenzen nicht überschreiten.

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Ein Großteil des Budgets ist bereits ausgereizt. Deshalb sagt Schröder nun: „Es ist ein Vabanque-Spiel. Wenn einer zusagt, dann ist ein Pflock gesetzt – dann weiß ich aber, dass für andere weniger da ist.“ Über den Stand der Suche sagte er sehr wenig. „Natürlich möchten wir die Achse gut besetzen. Wir sind in Gesprächen“, antwortete er auf die Frage, wie die Suche nach einem Abwehrchef laufen würde.

Wenig konkret blieb er auch beim Stand von möglichen Verkäufen – beispielsweise stehen Amine Harit (zuletzt an Olympique Marseille verliehen) und Ozan Kabak (Norwich City) ab 1. Juli wieder unter Vertrag. Sie sollen eine zweistellige Millionensumme einbringen. „Es kann relativ schnell gehen – aber einfach ist das nicht“, sagte Schröder. 2021 gingen Harit und Kabak erst am 31. August. Sollten sie keinen Verein finden, werden sie wieder ins Training integriert. „Wir werden keine Art von Grüppchenbildung zulassen“, sagte Schröder.

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Erst einmal sind die Leihspieler aber nicht dabei. Bis zum Trainingslager-Start am 11. Juli in Mittersill trainiert Schalke in Gelsenkirchen und absolviert vier Testspiele. Auf dem Programm steht zunächst Athletiktraining. Und auch die Fans dürfen wieder häufiger zuschauen. Nicht öffentliche Einheiten sollen wieder zur Ausnahme werden.