Gelsenkirchen. Die 1:4-Pleite im Topspiel gegen Werder Bremen versetzte den FC Schalke 04 nur vorübergehend in üble Laune. Der Klub bleibt optimistisch.

Am Tag danach bemühten sich beim FC Schalke 04 alle um Normalität. Die Spieler trafen sich am Sonntagmorgen planmäßig zum Auslaufen. Trainer Mike Büskens veröffentlichte den Trainingsplan für die kommende Woche – er enthält keine Überraschung, wie immer einen freien Montag. Und die Fans diskutierten in den Blogs, Foren und Sozialen Netzwerken, wie schnell die Rückkehr in die Bundesliga gelingen kann. Am Tag zuvor war die Stimmung in Gelsenkirchen deutlich gedrückter: Schalke hatte das Zweitliga-Topspiel Erster gegen Zweiter gegen Werder Bremen krachend und hochverdient mit 1:4 (0:2) verloren.

Vizekapitän Victor Palsson gab nach dem Abpfiff die Stimmungslage vor. „Das war ein Off-Day von uns“, sagte Palsson. Anders formuliert: Kann mal passieren. Nach fünf Siegen in Folge hatten sich die Schalke-Fans darauf eingestellt, mit einem Erfolg den So-gut-wie-sicher-Aufstieg feiern zu können, 62.271 Zuschauer in der ausverkauften Arena bildeten eine prächtige Kulisse. In Deutschland kamen am Wochenende nur zum Erstliga-Gipfel zwischen dem FC Bayern und dem BVB mehr Zuschauer. Doch es gelang den Schalkern trotzdem nicht, ihre Stärken zu zeigen. Eigentlich gehören zum Beispiel Standardsituationen dazu – im Verwandeln und Verteidigen. Bremen aber traf nach Ecken durch Ilia Gruev (9.) und Niklas Füllkrug (26.).

Schalke-Torjäger Simon Terodde vergibt große Chance

Rekordtorjäger Simon Terodde zeichnete sich bisher dadurch aus, in jeder Situation die Nerven zu behalten – nicht gegen Bremen. Er ließ eine Riesengelegenheit, das 1:1 zu erzielen, ungenutzt (22.). Und bisher brachen die Schalker nicht ein. Auch das geschah diesmal: Marvin Ducksch (51./53.) erhöhte mit einem Doppelpack auf 4:0 für die an diesem Tag klar besseren Bremer.

„Bei den Ecken waren wir schläfrig“, seufzte Sportdirektor Rouven Schröder. „Und die Effektivität, die uns zuletzt ausgezeichnet hat, hatte Werder.“ Trainer Mike Büskens ergänzte: „Ein mögliches 1:1 durch Simon hätte uns gut getan. Nach dem 0:3 aber war es gegen eine Mannschaft mit hoher Qualität schwer.“ Bremens Trainer Ole Werner analysierte: „Wir haben den Spielverlauf diesmal auf unsere Seite gezogen.“ Das Spiel, von dem sich alle Spannung bis in die Nachspielzeit erwartet hatten, war schon früh gelaufen.

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Die Schalker aber rappelten sich schon unmittelbar nach dem Abpfiff auf. Das lag nicht daran, dass Simon Terodde (88.) noch der Ehrentreffer gelungen war. Es lag an der Reaktion der Schalke-Fans, die nach einer 1:4-Heimniederlage in der jüngeren Vereinsgeschichte selten so positiv reagierten. Sie hüpften und applaudierten, als wäre der entscheidende Schritt zum Aufstieg gelungen, als hätte Schalke aus dem 0:4-Rückstand noch ein 5:4 gemacht. „Kompliment an das Stadion. Es hat zu keiner Sekunde Unmut geäußert, immer angefeuert. Das gibt mir noch ein bisschen Herzblut mehr“, sagte Rouven Schröder. Mittelfeldspieler Darko Churlinov ergänzte: „Die Unterstützung ist nach diesem Spielverlauf nicht selbstverständlich.

Schalke erwartet Heimspiel-Atmosphäre in Sandhausen

Und so erwartet die S04-Fans eine Heimspiel-Atmosphäre, wenn das nächste Spiel beim SV Sandhausen (Freitag, 18.30 Uhr/Sky) angepfiffen wird. Bis zu 10.000 der 15.000 Tickets werden wohl an S04-Fans gehen. Die Sandhäuser sind dafür zuständig, dass ein zweiter Punkt weiter für Schalke spricht: Die Konkurrenten patzen regelmäßig, Nürnberg verlor 2:4 gegen den Dorfklub aus Nordbaden. Unterschätzen sollte Schalke den SVS nicht: Gegen die Aufstiegskandidaten ist er in der Rückrunde noch ungeschlagen.

Auch die Tordifferenz, das ist der dritte Punkt, der Schalke Mut macht, spricht für den S04: Lediglich der etwas abgeschlagene HSV hat eine bessere Bilanz, die anderen Konkurrenten sind klar schlechter – selbst Bremen. Rouven Schröder bezeichnete Teroddes Tor gegen Werder als „elementar wichtig“.

Und es gibt noch einen vierten wichtigen Punkt: Linksverteidiger Thomas Ouwejan drängt zurück ins Team. Am Sonntag drehte der schmerzlich vermisste Niederländer Laufrunden. Rouven Schröder gab an, er glaube fest daran, dass Ouwejan noch einmal eingreifen könne. In der Rückrunde fehlte der 25 Jahre alte Ouwejan (drei Tore, acht Vorlagen) in sechs Spielen.

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Rouven Schröder glaubt, dass das große Zittern bei den Königsblauen, die noch immer zwei Punkte vor dem Dritten stehen, nicht beginnt. „Es gibt keinen Knacks“, sagte er. „Wir müssen das nehmen wie ein Boxer: Nicht auf dem Stuhl sitzen bleiben, sondern Kopf hoch und ab in die nächste Runde.“

Und die Fans rechneten. Siege in Sandhausen und gegen St. Pauli (7. Mai, 20.30 Uhr), Darmstadt gewinnt eine der kommenden beiden Partien nicht – dann ist der direkte Aufstieg perfekt. Trotz bitterer Schlappe an das Gute glauben: Normalität eben auf Schalke.