Gelsenkirchen. Fast-Absteiger Schalke 04 steckt mitten in den Personalplanungen. Je mehr Schwergewichte bleiben, desto enger wird das Korsett für die 2. Liga.
„Der Kaderumbau hat schon begonnen“, sagt Christina Rühl-Hamers. Die Finanzvorständin des Fußball-Bundeslisten FC Schalke 04 hält engen Kontakt zum neuen Sportvorstand Peter Knäbel, der federführend dafür zuständig ist, der Mannschaft ein Facelifting zu verpassen. „Die Vorgehensweise bei der Verpflichtung neuer Spieler ist abgesprochen“, lässt die die 44-Jährige durchblicken und stellt fest: „Wir sind im engen Austausch mit Peter Knäbel und seinem Team. Das läuft aus meiner Sicht sehr gut.“
Gehälter: Schalke hat über 100 Millionen Euro bezahlt
Wie es für die Königsblauen nach dem Saisonschluss auf dem Verkaufs-Sektor laufen wird, lässt sich im Moment nur schwer vorhersagen. Der Verein ist auf „signifikante Transfererlöse“ und „erheblich reduzierte Personalkosten“ angewiesen, wie aus dem Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers der KPMG zum Konzernanlagebericht des FC Schalke 04 für das Jahr 2020 hervorgeht. Bei den Königsblauen wurden im vergangenen Jahr insgesamt 102,86 Millionen Euro an Gehältern ausgeschüttet, davon flossen rund 80 Prozent in die Mannschaft.
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Spieler wie Amine Harit, Mark Uth, Salif Sané oder Matija Nastasic stehen aktuell im Schaufenster. Allerdings sind ihre Marktwerte nach einer desaströsen Saison allesamt stark gesunken. Mit dem zur TSG Hoffenheim ausgeliehenen Sebastian Rudy kommt nach dieser Spielerzeit ein weiteres Schwergewicht zurück ans Berger Feld. Auch der Verkauf von Ozan Kabak, der derzeit an den FC Liverpool ausgeliehen ist, ist noch nicht gesichert.
Rudy gehört mit einem Jahresgehalt von sechs Millionen Euro zu den Top-Verdienern bei Schalke 04. Sein Arbeitspapier besitzt auch in der 2. Liga Gültigkeit. Angesichts des strikten Sparkurses, den sich der mit 217 Millionen Euro Verbindlichkeiten belastete Traditionsverein auf die Fahne schreiben muss, sind Großverdiener wie Rudy künftig nicht mehr darstellbar. Sollte sich allerdings kein Abnehmer für den einstigen Nationalspieler finden und Rudy auch in der 2. Liga für den S04 spielen wollen, wären Schalke die Hände gebunden.
Christina Rühl-Hamers: „Wenn ein Spieler zu dem Schluss kommt, dass er bleibt, dann bleibt er eben.“ Die Finanzvorständin sieht es nicht ein, Profis weit unter Wert zu verkaufen. „Wir werden keinen Spieler verramschen“, sagt sie und schlägt damit in die gleiche Kerbe wie Peter Knäbel. Für Rühl-Hamers „ist es Fluch und Segen zugleich, wenn Spieler für den Abstiegsfall noch laufende Verträge haben.“ Die Frage lautet aus ihrer Sicht: „Ärgert man sich oder freut man sich?“
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Bis in diesem Punkt Klarheit herrscht, wird es noch einige Wochen dauern. Ob es bei Schalke in der 2. Liga erneut das Thema Gehaltsobergrenze geben wird, das unter dem ehemaligen Sportvorstand Jochen Schneider angeschoben wurde (der Rudy-Vertrag stammt noch aus der Zeit von Christian Heidel), ist ebenfalls noch offen. „Das bezog sich auf die Bundesliga“, streicht Christina Rühl-Hamers heraus, „das Team um Peter Knäbel bewertet das neu.“ Da die Saison 2021/2022 im Fußball-Unterhaus bereits im Juli beginnt, das Sommer-Transferfenster aber bis Ende August geöffnet ist, könnte sich Schalkes Team-Gesicht auch im Saisonverlauf noch verändern.
Was passiert, wenn Interessenten während der neuen Saison einen Schalker Spieler kaufen? Könnte Peter Knäbel die fällige Ablösesumme zu 100 Prozent zum Aufpeppen in die Mannschaft stecken? Rühl-Hamers: „Wir werden es immer wieder neu besprechen müssen, wenn zum Beispiel ein Spieler verkauft wird.“ Innerhalb einer Saison strebt die Finanzvorständin einen ausgeglichenen Cashflow an: „Wir werden nicht mehr ausgeben als wir einnehmen.“ Als Vision nach dem angestrebten Wiederaufstieg schwebt ihr vor, „dass wir in zwei, drei, vier Jahren wieder stabil aufgestellt sind.“ Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg.