Gelsenkirchen. Trainer Grammozis hat bisher noch nicht einmal ein Tor seiner Schalker Mannschaft gesehen, daran änderte auch die Rückkehr von Huntelaar nichts.

Einen Ballkontakt hat er wirklich noch gehabt, genau einen – das sagt die unbarmherzige Statistik. Als Klaas-Jan Huntelaar in der 76. Minute für Matthew Hoppe eingewechselt wurde, stand es bereits 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach, und die 18. Schalker Niederlage im 26. Bundesligaspiel dieser Saison war bereits besiegelt. Wäre die Einwechslung von Huntelaar nicht übers Stadionmikrofon bekanntgegeben worden, hätte es womöglich kaum jemand mitbekommen, dass hier gerade eine Schalker Legende den Rasen betrat. Traurig.

Huntelaar schoss einst alleine mehr Tore als in diesem Jahr die gesamte Mannschaft

Huntelaar hat früher mit Raúl und Draxler zusammengespielt: Einmal hat er in einer Saison 29 Tore geschossen – das sind mehr, als die komplette Schalker Mannschaft in diesem Jahr am Ende gemeinsam zusammenbringen wird. Aktuell sind’s 16, nach 26 Spielen. Dem neuen Trainer Dimitrios Grammozis, seit drei Spielen im Amt, war es bisher noch nicht einmal vergönnt, wenigstens auch nur ein einziges Tor seiner Mannschaft erleben zu dürfen. 0:0, 0:5 und 0:3 lauteten die Ergebnisse gegen Mainz, Wolfsburg und nun Mönchengladbach. Der 42-Jährige, der sich diesen Job vor knapp drei Wochen als fünfter Schalker Fußball-Lehrer in dieser Saison angetan hat, sagt: „Mich ärgert es sehr, dass ich bislang die Ergebnisse nicht verbessern konnte.“ Bei ihm liegt die Schuld aber nicht, betont der erfahrene Huntelaar: „Dimitrios hat viel Energie und Power, er macht das sehr gut.“

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Auf Schalke könnte nicht mal Lewandowski helfen

Huntelaar wird mittlerweile wissen, dass seine Rückkehr nach Schalke im Januar ein großer Fehler war: Er hätte mit Ajax Amsterdam zum Abschluss der Karriere noch einmal Meister werden können, aber als Schalke ihn um Hilfe bat, fühlte er sich verpflichtet. Nur: Er ahnte nicht, dass Schalke nicht mehr zu helfen war. Nicht nur, weil er sich verletzte. Bei dem, was diese Mannschaft zustande bringt, wenn sich der Ball doch mal in der gegnerischen Hälfte befindet, könnten auch Lewandowski und Haaland nicht helfen. Nach dem 0:3 gegen Mönchengladbach stand Huntelaar am Sky-Mikrofon und sagte: „Es gibt viele Gründe, warum es nicht funktioniert. Wir hatten schon vorher eine lange Serie ohne Sieg. Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie aggressiver spielt. “

Klaas-Jan Huntelaar gegen Gladbachs Matthias Ginter (M)
Klaas-Jan Huntelaar gegen Gladbachs Matthias Ginter (M) © dpa | Guido Kirchner

Huntelaars Beitrag beschränkte sich tatsächlich auf den einzigen Ballkontakt: Ansonsten lauerte er an der Mittellinie, ohne dass sich auch nur im Ansatz ein Angriffszug ergeben hätte. Was nicht am fehlenden Willen der Spieler liegen würde, wie Grammozis erneut betonte, sondern nur mit der fehlenden Umsetzung zu erklären sei: „Der Übertrag ins letzte Drittel fehlt.“ Schalke hatte während des gesamten Spiels nur eine Torchance durch den jungen Kerim Calhanoglu, der kurz vor der Pause an Gladbachs Torwart Yann Sommer scheiterte.

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Calhanoglu, der eigentlich noch zum Kader der U19 zählt, war freilich auch an einem Gegentor beteiligt: Das 0:2 hatte er zu verantworten – die anderen spielentscheidenden Patzer gingen auf das Konto von William (0:1) und Rönnow (0:3). „Wir haben uns die Gegentore im Grunde selbst reingemacht“, stellte Huntelaar fest: „Wir haben Fehler gemacht. Natürlich gibt es in jedem Spiel Fehler, aber wir machen die entscheidenden.“ Alle drei Tore seien zu vermeiden gewesen, so der Hunter: „Wir kriegen zu viele Tore und schießen selbst zu wenig, deswegen stehen wir da unten.“

Und so wird der 37-Jährige in wenigen Wochen einen traurigen Abschied von Schalke nehmen: Er kam als Legende – und muss als Absteiger gehen. Auch wenn das so noch nicht besiegelt ist, wie Huntelaar betont: „Wir begraben die Hoffnung nicht. Das machen wir erst, wenn wir zehn Punkte hinten sind und es sind nur noch drei Spiele.“

Derzeit sind’s noch acht Spiele.