Gelsenkirchen. Ralf Rangnick hat Schalke am Samstag mitgeteilt, nicht für das Amt des Sportvorstandes zur Verfügung zu stehen. Die Königsblauen sind überrascht.

Diesmal kam der Schock für Schalke schon vor dem Spiel: Am Samstagmittag, wenige Stunden vor dem Bundesligaduell am Abend gegen Borussia Mönchengladbach, teilte Ralf Rangnick in einer Erklärung mit, dass er als Sportvorstand derzeit nicht zur Verfügung steht.

Rangnick ließ die Absage über seinen Berater Marc Kosicke an Schalkes Aufsichtsratschef Jens Buchta übermitteln. Der reagierte in einer offiziellen Mitteilung des Vereins enttäuscht und sagte: „Wir sind von Ralf Rangnicks Absage und insbesondere der Kurzfristigkeit überrascht. Das erste Gespräch mit seinem Management am vergangenen Donnerstag war sehr konstruktiv und inhaltlich wertvoll.“ Buchta versicherte: „Der Aufsichtsrat war entschlossen, in einer für die kommenden Woche vereinbarten zweiten Runde eine Einigung mit Ralf Rangnick zu erreichen.“ Dieses Treffen war fest vereinbart, allerdings noch nicht exakt terminiert, da Rangnick derzeit auf Mallorca weilt.

Schalke will noch einmal Kontakt zu Rangnick aufnehmen

Buchta nannte das Scheitern der Gespräche „bedauerlich“. Der Aufsichtsrat werde nun „schnellstmöglich“ eine Besetzung für den vakanten Posten des Sportvorstands anstreben. Derzeit ist Peter Knäbel als Interimslösung Schalkes Sportchef: Ob der etatmäßige Chef der Knappenschmiede auf Dauer aufrücken kann, ist noch nicht entschieden.

Auch interessant

Schalke will noch einmal Kontakt zu Rangnick aufnehmen. „Ich habe mit Marc Kosicke vereinbart, dass wir am Montag noch einmal ein Folgegespräch haben“, erklärte Buchta bei Sky. Dabei will der Aufsichtsratschef ausloten, ob die Tür endgültig zu ist. Allerdings: Nach Sky-Informationen wird das Gespräch nicht stattfinden.

Rangnick hatte seine Absage mit „den zahlreichen Unwägbarkeiten innerhalb des Vereins“ begründet. Schalke interpretiert dies als Anspielung darauf, wer künftig in diesem Verein das Sagen haben wird: Bei der Mitgliederversammlung am 13. Juni kann der Aufsichtsrat in weiten Teilen neu besetzt werden; die Gruppe „Tradition und Zukunft“ um ihre Sprecher Ulrich Paetzel und Frank Haberzettel strebt Mandate an. Der Aufsichtsrat wird allerdings nicht komplett neu gewählt – Buchta und auch sein Stellvertreter Peter Lange sind noch mindestens ein weiteres Jahr bis 2022 im Amt.

Schalke: Externe Gruppe gibt Hoffnung auf Rangnick-Engagement nicht auf

Rangnick sagte: „Ich wünsche allen Mitgliedern und Anhängern des Vereins, dass es ihnen gelingt, sämtliche Kräfte zu bündeln, um Schalke 04 auf und außerhalb des Platzes wieder zu einer Einheit zu machen.“

Aufsichtsratsvorsitzender auf Schalke: Jens Buchta.
Aufsichtsratsvorsitzender auf Schalke: Jens Buchta. © Ingo Otto / FUNKE Foto Services

Dass in der Angelegenheit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, hofft auch Ulrich Paetzel. Der Sprecher der externen Gruppe, die die ersten Kontakte zu Rangnick geknüpft hatte, sagte dieser Redaktion: „Traurig! Aber wir geben die Hoffnung nicht auf.“ Auch er hofft, dass es noch einen weiteren Vorstoß bei Rangnick geben kann: „Wenn es der Aufsichtsrat mit verändertem Angebot versuchen wird, stehen wir Gewehr bei Fuß.“ Die externe Gruppe hatte finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt, falls Schalke die Rangnick-Verpflichtung nicht würde stemmen können.

Zusätzliche Gelder? Schalke bracht Zustimmung der Banken und des Landes

Auch interessant

Aber: Da Schalke im Zuge der Corona-Krise ein Darlehen über eine Landesbürgschaft erhalten hat, sind dem Klub in weiten Teilen die Hände gebunden. Zusätzliche Gelder, die von außen einfließen, dürfen nicht ohne Weiteres eins zu eins in den Profi-Spielbetrieb gesteckt werden – dazu bedarf es nach Informationen dieser Redaktion der Zustimmung der Banken und des Landes Nordrhein-Westfalen. Es könnte also sein, dass Schalke von einer externen Finanzspritze nur zum Teil sofort profitieren würde und ein anderer Teil zur Absicherung der Banken zur Seite gelegt werden müsste – letztlich eine Sache der Abstimmung.

Die Lage auf Schalke ist kompliziert: Buchta äußerte „angesichts der Ereignisse der letzten zehn Tage ein gewisses Verständnis für Rangnicks Entscheidung“. Rangnick versah seine Absage auch mit Bedauern: „Ich hätte mich gerne eingebracht, um Schalke auf dem schwierigen Weg zurück zu alter Stärke zu helfen.“