Gelsenkirchen. Stefan Gesenhues ist als Aufsichtsratsmitglied des FC Schalke 04 zurückgetreten. Im Gespräch mit dieser Zeitung legt er die Gründe offen.
Der hausinterne Krach beim FC Schalke 04 ist um ein Kapitel reicher: Am Sonntag ist Prof. Dr. Stefan Gesenhues als Mitglied des Aufsichtsrates zurückgetreten.
Gegenwind für Gesenhues im Aufsichtsrat
Der 66-jährige ehemalige Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen hatte vor eineinhalb Wochen die anderen Mitglieder des elfköpfigen Aufsichtsrates mit der überraschenden Nachricht konfrontiert, dass eine Gruppe einflussreicher Schalke-Mitglieder einen Vorstoß gewagt hatte, Ralf Rangnick als Sportvorstand zu gewinnen. Weil diese Gruppe von derzeitigen Amtsträgern als Bedrohung und ihr Vorpreschen als Anmaßung empfunden wurde, bekam Gesenhues heftigen Gegenwind zu spüren. Man nahm es ihm schwer übel, dass er den Plan der Gruppe mittrug. Der Überbringer der Nachricht sah sich mit dem „Verräter“-Vorwurf konfrontiert, ihm wurde zudem mit dem Ehrenrat des Vereins gedroht.
Dieser schwere Konflikt ging an Gesenhues nicht spurlos vorüber. „Ich hatte eine sehr anstrengende Woche“, berichtete er am Sonntag im Gespräch mit dieser Zeitung. „Nach vielen Gesprächen innerhalb meiner Familie und mit vielen Schalker Freunden und nach einer letzten schlaflosen Nacht habe ich mich am Sonntagmorgen zum Rücktritt entschlossen.“ Seine Erklärung leuchtet ein: „Ich sehe nicht mehr die Möglichkeit, mich so konstruktiv einzubringen, wie ich es gerne möchte.“
Verhärtete Fronten auf Schalke
Die Fronten sind offensichtlich zu verhärtet. Gesenhues verzichtet aber darauf, Details zu nennen: „Ich möchte jetzt nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.“
Vor einer Woche hatte er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt: „Dass sich meine Kollegen im Aufsichtsrat überrumpelt gefühlt haben, kann ich im Nachhinein verstehen, das tut mir leid. Da bedauere ich auch das Vorgehen, das hätte besser laufen können. Ich befand mich in einem kurzfristigen Entscheidungsnotstand und habe mich deshalb für diesen Weg entschieden – in gutem Glauben, es für Schalke richtig zu machen. Kritisch betrachtet muss ich feststellen: Das hätte ich besser machen können. Ich hoffe, dass keine Gräben entstanden sind, die man nicht zuschütten könnte.“
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Doch diese Gräben sind offensichtlich zu tief. Das Mandat von Stefan Gesenhues für den Aufsichtsrat wäre im Sommer abgelaufen. Ob er die von ihm ursprünglich beabsichtigte erneute Kandidatur für das Gremium nun aufrechterhält, lässt er offen: „Ich denke darüber nach.“