Gelsenkirchen. Schalker Aufsichtsrat berichtet von den Gesprächen mit Ralf Rangnicks Berater und von der überraschenden Absage durch Marc Kosicke.

Schalkes Bosse haben am Samstag ungewöhnlich offen Einblicke in die Gespräche mit Ralf Rangnick gegeben. Bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (0:3) schilderten Schalkes Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta, sein Stellvertreter Peter Lange und Finanzchefin Christina Rühl-Hamers den Verlauf der Gespräche aus ihrer Sicht.

Überraschende Absage

Buchta erfuhr am Samstagmittag beim Tanken von der Rangnick-Absage - der Anruf kam von dessen Berater Marc Kosicke. “Da musste ich erstmal an die Seite fahren. Ich war total überrascht von der Absage, auch zu diesem Zeitpunkt”, erklärte der Rechtsanwalt und ergänzte: “Ich habe auch gesagt: Ich verstehe das überhaupt nicht.”

Schalke-Bosse wähnten sich auf einem guten Weg

Schalkes Vereinsführung wähnte sich nach der ersten Verhandlungsrunde mit Kosicke am vergangenen Donnerstag in Buchtas Düsseldorfer Kanzlei auf einem guten Weg. Kosicke sei dabei ausführlich über Schalkes finanzielle Möglichkeiten nach einem Abstieg in die Zweite Liga aufgeklärt worden, erklärte Buchta: “Und ich habe an keiner Stelle irgendwo aufgenommen, was jetzt kolportiert wird, dass das Budget für Ralf Rangnick nicht ausreicht.” Finanzchefin Rühl-Hamers ergänzte, dass Schalke einen Betrag “für die Spitzengruppe der Zweiten Liga” zur Verfügung gestellt hätte. Nach WAZ-Informationen war von einem Etat in Höhe von 30 Millionen Euro die Rede.

Bei einem zweiten Gespräch, das für die kommende Woche fest vereinbart war und bei dem auch Rangnick persönlich zugegen sein sollte, wären laut Schalker Darstellung Möglichkeiten zur Nachverhandlung vorhanden gewesen. Doch dazu kommt es nun nicht.

Schalkes Vereinsführung ging bei der Pressekonferenz auch auf die Gruppe “Tradition und Zukunft” um ihre Sprecher Ulrich Paetzel und Frank Haberzettel ein, die als erstes die Kontakte zu Rangnick geknüpft hatte. Peter Lange versicherte, Schalke habe Kosicke angeboten, diese externe Gruppe mit in die Verhandlungen einzubeziehen, falls dies nötig und erwünscht sei. Doch Rangnick habe laut Lange “ausrichten lassen, dass er die Gespräche ausschließlich mit den legitimierten Vertretern des Vereins” führen wolle.

Buchta bestätigte, dass die Paetzel-Gruppe finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt habe, um das Projekt Rangnick zusätzlich mit zu finanzieren, falls dies nötig sei. Dabei habe es sich aber um “vage Andeutungen” gehandelt, die “wenig transparent” vorgetragen worden seien. Dem Wunsch, konkreter zu werden, “wenn sie etwas haben”, sei die Gruppe nicht nachgekommen.

Kein neuer Kandidat auf Schalke in Sicht

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Ins Rollen gekommen war der Fall Rangnick am 12. März, als der Schalker Aufsichtsrat bei seiner Sitzung von diesem Plan der Gruppe überrascht wurde. Wer nach der Rangnick-Absage jetzt der neue Sportvorstand werden könnte, ist offen. “Dass dieser 12.3. uns in eine ganz schwierige Situation bei der Personalsuche gebracht hat, liegt ja auf der Hand”, sagt Buchta und erklärt: “Wir waren sehr weit in den Gesprächen mit anderen Kandidaten, und dann kam der 12.3. - diese Aktion am 12.3. und auch danach hat Schalke als Verein in keinster Weise geholfen.”

Sein Stellvertreter Peter Lange bezeichnete es als “frei erfunden”, wenn behauptet werde, Schalke hätte nicht mit aller Macht um Rangnick gekämpft. Lange hatte vor der definitiven Absage Rangnicks sogar gesagt: “Ich würde zu Fuß bis zum Nordpol laufen, wenn Ralf Rangnick kommen würde…”