Gelsenkirchen. Ralf Rangnick hat den FC Schalke 04 wissen lassen, dass er nicht kommen wird. Das sorgt im Klub für neue Unruhe. Ein Kommentar.
Etwas verwunderlich ist es schon, dass Ralf Rangnick sich erst mitten in die offensichtlichen Schalker Turbulenzen hinein wagt und dann mit der Begründung absagt, er sehe sich „aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten innerhalb des Vereins derzeit nicht in der Lage, die sportliche Verantwortung bei S04 zu übernehmen“. Diese Situation musste ihm doch von Anfang an klar gewesen sein.
Schließlich war er nicht von Vereinsseite kontaktiert worden, sondern von einer Interessengemeinschaft, die Schalkes Zukunft mitgestalten will und zügig Veränderungen anstrebt. Diese Gruppe hatte den Aufsichtsrat damit überrumpelt und unter Druck gesetzt. Erst danach gab es am Donnerstag ein offizielles Treffen von Rangnicks Berater Marc Kosicke mit dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden Jens Buchta und dessen Stellvertreter Peter Lange sowie der Schalker Finanzchefin Christina Rühl-Hamers.
Ralf Rangnick will immer etwas bewegen
Rangnick, der ja auch noch die Option Bundestrainer haben könnte, wusste zu jedem Zeitpunkt: Es gibt eine starke Strömung von außen, die auf Veränderung der Machtverhältnisse drängt. Und es gibt eine ebenso starke Gegenwehr von innen, die auf Machterhalt pocht. Wenn er also von Unwägbarkeiten spricht, dann wird sich dieses Wort nicht nur auf die Personalsituation beziehen – niemand kann momentan wissen, wie die Vereinsspitze nach der Jahreshauptversammlung im Juni ab dem Sommer aufgestellt sein wird. Unwägbarkeiten – das ist auch eine Umschreibung für finanzielle Möglichkeiten. Dass die auf Schalke arg begrenzt sind: Auch dies durfte für Rangnick keine Überraschung gewesen sein.
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Aber natürlich musste er nach ersten, von Euphorie getragenen Gesprächen mit der nicht legitimierten Interessengemeinschaft vom Verein direkt erfahren, welcher Etat ihm zur Verfügung stünde. Rangnick will immer etwas bewegen. Er gäbe sich nicht damit zufrieden, einen Zweitliga-Durchschnittsklub zu verwalten.
Die neue Gruppe um Professor Uli Paetzel und Frank Haberzettel will allerdings in Erfahrung gebracht haben, dass sich die aktuelle Schalker Führung bei Rangnick nicht so ins Zeug gelegt habe, wie es nötig gewesen wäre. Dies bestreitet die Klubführung vehement. „Wir haben das Tor für Ralf Rangnick weit aufgemacht, sowohl finanziell als auch emotional“, bekräftigt der stellvertretende Aufsichtsrats-Vorsitzende Peter Lange im Gespräch mit dieser Zeitung.
Schalke rast die Zeit davon
Die Interessengemeinschaft verkündete, sie gebe die Hoffnung noch nicht auf. Sie deutete das Wort „derzeit“ in Rangnicks Statement so, dass noch etwas zu machen sein könnte. Auch der Aufsichtsrat will sich noch einmal genauer erkundigen. Eine vage Hoffnung.
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Gleichzeitig rast die Zeit den Schalkern davon. Jens Buchta ließ verlauten, nun werde das Gremium „eine schnellstmögliche Besetzung für den Posten des Sportvorstands anstreben“. Nach der Absage des Leipziger Sportdirektors Markus Krösche im Zuge des Rangnick-Gerangels böte sich nun eine offizielle Beförderung des Interims-Sportchefs Peter Knäbel an.
Ruhe aber kehrt weiter nicht ein. Viele Fans haben das Vertrauen in die aktuelle Führung verloren. Und das nicht erst seit der Absage von Ralf Rangnick an diesem Wochenende.