Essen. “Wir brauchen ein starkes Schalke“ - Eurofighter Ingo Anderbrügge erklärte das Motto der Initiative, die Ralf Rangnick kontaktiert hat.

1997 hatte Ingo Anderbrügge seinen berühmtesten Elfmeter für den FC Schalke 04 geschossen – im Uefa-Cup-Final-Rückspiel bei Inter Mailand. Er lief kurz an und knallte den Ball mit dem linken Fuß ins rechte obere Eck. Schalke gewann den Uefa-Pokal, Anderbrügge wurde ein legendärer Eurofighter, einer, den Schalke nie losgelassen hat. 24 Jahre nach seinem Schuss in Mailand will er nun als Mitglied einer Initiative Schalkes Zukunft mitgestalten und sagt: „Ich bin damals vor dem Elfmeter nicht weggerannt – und ich werde auch jetzt nicht weglaufen. Denn es geht um den Klub.“

Schalke: Rangnick soll Sportvorstand werden

Von einem Finale in einem internationalen Wettbewerb ist Schalke aktuell weit entfernt, den Verein plagen sportliche und finanzielle Sorgen. Der Abstieg in die 2. Liga droht. Im Hintergrund hatte sich eine Initiative gebildet, die zuletzt nur noch „die Gruppe“ genannt wurde. Viele Gerüchte rankten sich um Mitglieder und Intentionen, klar war nur eins: Die Gruppe hatte von Ralf Rangnick (62) das Einverständnis geholt, Sportvorstand werden zu wollen. Daraufhin flogen Giftpfeile zwischen Gruppe und dem düpierten Aufsichtsrat hin und her. Nun geht es um einen königsblauen Frieden. Die Gruppe entmystifizierte sich Mittwoch, gab sich die Stichpunkte „Tradition und Zukunft“.

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In einer Medienrunde stellten sich neben Anderbrügge zwei Sprecher der Gruppe vor: Professor Uli Paetzel (49) und Frank Haberzettel (55). Die Gruppe hatte sich vor neun Monaten gebildet. „Wir sehen uns als Unterstützung des Vereins, nicht als Opposition“, sagt Paetzel. Die Gründungsmitglieder suchten Mitstreiter, vor allem Experten für Wirtschaft und Sport. „Wir sind zusammengekommen, um viele Zukunftsfragen anzugehen“, sagt Haberzettel.

Eine davon sei die Besetzung des Sportvorstandes. Über private Beziehungen, sagt Paetzel, sei es der Gruppe gelungen, Kontakt zu Rangnick und dessen Berater Marc Kosicke aufzunehmen. Den ehemaligen Schalker Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig hatte der aktuelle Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Dr. Jens Buchta nicht kontaktiert. Rangnick zeigte sich schnell interessiert an einer Rückkehr und sagte schließlich zu, nachdem er mit der Gruppe Eckpunkte vereinbart hatte – zum Beispiel über sein Gehalt und das mögliche Budget für die 2. Bundesliga. „Wir haben ihm keinen Vertragsentwurf vorgelegt“, betonte Paetzel. Das sei Sache des Aufsichtsrats. Klar ist nach Informationen dieser Zeitung: Sollte es zwischen dem Angebot des Aufsichtsrats und den Vorstellungen Rangnicks Differenzen geben, wäre die Gruppe bereit, sie auszugleichen. Klar ist: Es soll schnell gehen.

Schalke: Treffen am Mittwochabend

Doch ist das möglich, nachdem sich Klubführung und die Gruppe scheinbar unversöhnlich gegenüberstanden? Einen ersten Versuch gab es am Mittwochabend: Buchta und dessen Vertreter Peter Lange trafen sich mit Paetzel und Haberzettel. „Wir sind uns einig, dass der Verein in dieser herausfordernden Zeit Ruhe braucht“, sagte Buchta anschließend. Die Vorgehensweise der Gruppe am Tag, als sie das Projekt Rangnick präsentierte, sei aber „für den Verein belastend“ gewesen.

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Gegenseitige Vorwürfe gab es einige: Zum Beispiel soll die Gruppe gefordert haben, den kompletten Vorstand auszutauschen, hatte Buchta der SZ gesagt. „Das war nie unsere Intention“, sagt Haberzettel. Eine sofortige Ausgliederung der Profiabteilung sei ebenfalls nie die Absicht der Gruppe gewesen – auch das hatte Buchta in dem Interview behauptet. „Es wurde bisher zu viel über Modelle diskutiert, zu wenig darüber, wie Mitglieder eingebunden werden können“, sagt Haberzettel. „Wenn am Ende eines transparenten Prozesses herauskommen sollte, dass die Mitglieder keine Ausgliederung wollen, dann ist das so.“

Ex-Schalke-Boss Tönnies ist nicht Teil der Gruppe

Dass hinter der Gruppe Antreiber einer Ausgliederung stehen könnten, hatten auch zahlreiche Fans befürchtet – einige dachten sogar an eine Rückkehr von Ex-Boss Clemens Tönnies (64) durch die Hintertür. Paetzel erteilt dem eine klare Absage: „In unserer Gruppe gibt es keine Scheichs, Heuschrecken oder Finanzinvestoren. Und Clemens Tönnies ist nicht Teil der Gruppe.“ Im Zentrum der Schalker Bemühungen steht nun die Verpflichtung von Rangnick, Buchta kontaktierte bereits Rangnick-Berater Kosicke.

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Und Ingo Anderbrügge ist stolz, an allem mitzuwirken. „Ich will nicht zu einem Fanklub fahren müssen und dann sagen: Ich hätte es vielleicht versuchen sollen“, sagt er und ergänzt: „Mir geht es darum, es gemeinsam zu machen. Wir brauchen ein starkes Schalke.“