Gelsenkirchen. Die Verantwortlichen von Schalke 04 haben sich im Mitglieder-Talk “mitGEredet“ den Fragen der Fans gestellt. Damit hat der Verein gepunktet.
Am Ende kam Alexander Jobst auch noch aufs Derby zu sprechen: “Es würde uns allen guttun, wenn wir am Samstag mal wieder die Schwarz-Gelben schlagen könnten”, sagte der Schalke-Vorstand nach knapp 90 Minuten der digitalen Diskussion mit den Mitgliedern. Das neue Format “mitGEredet” soll die Schalker wieder zusammenbringen, und an diesem Abend gab es nun wirklich nichts auszusetzen. Selbst die Panne neun Tage zuvor, als ein komplett sprachloser S04-Vorstand Schalke in der digitalen Welt der Lächerlichkeit preisgab, ordnete Jobst nun angemessen ein: “Das war ein Desaster. Ich glaube, wir haben den Comedypreis für 2021 schon gewonnen.”
Schalke-Vorstand Jobst informiert die Mitglieder
Jobst lieferte Selbstkritik, wo sie angebracht war. Aufklärung und Erklärung, wo sie möglich war. Und Neuigkeiten, die Schalkes Mitglieder zuerst erfahren sollten.
Eine Auswahl: Der Vertrag mit Ausrüster Umbro wird im Sommer 2022, also erst nach der kommenden Saison, vorzeitig aufgelöst. Über die Zukunft von Gazprom ist noch keine Entscheidung gefallen, Veltins bleibt auch in der 2. Liga uneingeschränkt an Bord. Jobst prognostizierte für den Fall des Abstiegs in seinem Segment der Vermarktung zwar Einbußen “im zweistelligen prozentualen Bereich”, lieferte aber auch die beruhigende Nachricht: “Schalke hat die Kraft, dass wir uns bei den Vermarktungserlösen auch in der 2. Liga nicht hinter der 1. Liga verstecken müssten.” Für den Fall des Abstiegs gebe es erhebliches Einsparpotenzial beim Personalaufwand der Profis. Für die Fans würden die Ticketpreise in der 2. Liga “deutlich reduziert”.
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Einer der wenigen Punkte, bei denen Jobst nicht konkret werden konnte, war das Thema Ausgliederung. Der Grund: Das Konzept ist noch nicht fertiggestellt. Derzeit konzentriert sich Schalke darauf, sportlich wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Es sei viel sinnvoller, mit einem “gestärkten Schalke” in den Markt für Investoren zu gehen. Denn dann, das hat Jobst zwar nicht gesagt, aber es ist das Wissen eines jeden Kleinaktionärs, lassen sich auch höhere Preise für die Anteile erzielen. Grundsätzlich ließ Jobst keinen Zweifel, dass Schalke eine Ausgliederung ins Auge fassen muss, wenn man weiter ambitioniert bleiben will.
Schalke: Jobst nicht für Transfer-Flops verantwortlich
“Wir können nicht mehr nur der Kumpel- und Malocherclub sein”, sagte der 47-Jährige, der auf Schalke mittlerweile am längsten in der Verantwortung steht - bald werden es zehn Jahre. Zum Vergleich: In dieser Zeit hat er drei Sportchefs erlebt (Heldt, Heidel, Schneider), und demnächst kommt der vierte. Sein Ressort der Vermarktung ist das, was in dieser Zeit am erfolgreichsten war. “Ja”, erklärte Jobst, der in den vergangenen Monaten häufig zur Zielscheibe unreflektierter Transparente von Teilen der Fanszene wurde, “ich habe die Situation mit zu verantworten. Aber nur zum Teil”. Als Vorstand fürs Marketing werde er sich “keine Transfers aus der Vergangenheit anheften”. Die teuren Flops, die Schalke an den Abgrund brachten, wurden zwar mit seiner Zustimmung verpflichtet, aber ausgesucht wurden sie von der Abteilung Sport.
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Im Vergleich zu manchen anderen öffentlichen Auftritten wirkt das neue Format “mitGEredet” auf Schalke transparent. Jobst bestätigte die Bewerbung seines ehemaligen Vorstandskollegen Peter Peters für den Aufsichtsrat, und er kritisierte auch Clemens Tönnies (“wir wissen, dass er eine rassistische Aussage getroffen und der Verein dadurch Schaden genommen hat”). Viel mehr kann man eigentlich nicht tun, um wieder um Vertrauen zu werben. Zurückgewinnen müssen es die Schalker aber auf dem Platz. Am besten schon im Derby.