Witten. Herbedes Trainer Jan Kastel hat als S04-Fan kaum noch Hoffnung. FSV-Vorsitzender Georg Fehrentz: Kein Mitleid mit den Königsblauen.

Das Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund wird am Samstagabend ohne Zuschauer stattfinden. An Strahlkraft hat das Duell aber nichts verloren, und vor den Fernsehern werden Zehntausende mit ihren Teams bangen. Witten ist wie viele andere Revierstädte zweigeteilt.

Maik Knapp, Trainer der DJK TuS Ruhrtal, ist Schalke-Fan durch und durch und hat sogar noch persönliche Beziehungen zum Bundesliga-Team: „Schalkes Co-Trainer Onur Cinel war mein Trainer in Heven, als wir in die Oberliga aufgestiegen sind. Wir schicken uns zwischendurch immer noch ein paar Nachrichten.“

Für Schalke-Fan Maik Knapp wäre selbst klare Pleite völlig normal

Viele Glückwünsche konnte Knapp seinem alten Coach in dieser Saison noch nicht übermitteln, und er verzweifelt auch von Spiel zu Spiel vor dem Fernseher: „Man kann gar nicht glauben, dass eine Profimannschaft so viele Fehler machen kann.“ Auch das Management leiste sich einen dicken Klops nach dem anderen. Zum Huntelaar-Wechsel merkt Knapp an: „Wenn man in der A-Liga einen Stürmer verpflichtete, der eigentlich verletzt ist und gar nicht spielen kann, dann würden die Leute einen für bekloppt erklären. In der Bundesliga darf das gar nicht passieren.“ Aus der klaren Außenseiterposition schöpft Knapp, der sich das Spiel alleine im Schalke-Trikot vor dem Fernseher ansehen wird, aber Hoffnung: „Wir können nur als Gewinner vom Platz gehen. Selbst ein 0:4 wäre die normalste Sache der Welt.“

Georg Fehrentz, der Vorsitzende des FSV Witten und Chef der Fußball-Fachschaft, ist die Favoritenrolle seiner Borussia aus Dortmund unheimlich: „Es spricht zwar alles für den BVB, aber ich habe ein bisschen Angst, dass wir uns blamieren. Spätestens seit dem 4:4 vor gut drei Jahren bin ich vorsichtig geworden. So ein Derby ist immer unberechenbar.“ Er schaut sich das Spiel mit seiner Familie, die ein gelb-schwarzes Herz hat, vor dem TV-Bildschirm an: „Ich freue mich wirklich auf das Spiel. Ich hoffe aber, dass wir nach dem Sieg in Sevilla die Schalker nicht unterschätzen. Die können von mir aus gerne absteigen.“

Herbedes Trainer Jan Kastel schaut sich das Derby mit Sohnemann Max an

Dem widerspricht Jan Kastel, Trainer des A-Ligisten SV Herbede, natürlich vehement. Er ist Mitglied beim FC Schalke 04 und hat auch seine Söhne Max (3) und Tom (1) gleich nach der Geburt bei den Königsblauen angemeldet. „Max und ich sitzen im Trikot vor dem Fernseher. Da macht es uns auch nichts aus, dass meine Frau Eva Dortmund-Fan ist und manchmal auch ein schwarz-gelbes Trikot trägt.“

Auf die Frage, was ihm vor dem Derby Mut macht, stimmt Kastel erst einmal ein langes Gelächter an, bevor er antworten kann: „Da gibt es wirklich kaum etwas. Ich vertraue lediglich darauf, dass in so einem Derby alles möglich ist.“ Doch selbst ein Schalker Erfolg hätte nicht den Wert der früheren Jahre: „Mit einem Sieg können wir Dortmund nicht die Meisterschaft versauen. Den Abstieg werden wir wohl auch nicht mit einem Dreier nicht abwenden. Ich werde aber immer Schalke-Fan bleiben, auch in der 2. Bundesliga.“

SVH-Vorsitzender Marcus Hahn tippt 3:1 für seine Borussia

Marcus Hahn, Vorsitzender des SV Herbede, drückt dem BVB die Daumen: „Die Vorfreude ist aber nicht so groß, denn es entfällt das Frotzeln mit den Kumpels und den Vereinskameraden.“ Zudem ist die Situation beider Teams nicht so prickelnd: „Schalke ist Letzter, und Dortmund hat auch keinen so guten Lauf - selbst wenn es einen Sieg in Sevilla gab.“ Auch wenn er es ziemlich traurig findet, was auf Schalke passiert, empfindet er allerdings kein Mitleid.

Er befürwortet zwar, dass es weiter Profisport gibt, sagt aber auch: „Ich weiß wirklich nicht, ob es so überflüssige Veranstaltungen wie die Club-WM oder eine Europameisterschaft in zwölf Ländern geben muss.“ Vielmehr sollte man sich um den Amateursport kümmern: „Den Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern fehlt das Bewegungsangebot der Sportvereine.“

Trotz der Bedenken wird Hahn seinen BVB am Samstagabend unterstützen: „Ich werde mir das natürlich ansehen und tippe auf ein 3:1 für die Borussia.“

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