Essen. Für Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 ist der Abstieg wahrscheinlicher als der Klassenerhalt. Doch wer plant die neue Saison? Ein Kommentar.
Wirft Sie der Punkt zurück, oder bringt er Sie nach vorne? Diese Frage stellte der Sky-Reporter in Bremen Christian Gross. „Ganz klar nach vorne“, antwortete der Trainer des FC Schalke 04, und darüber durfte man sich schon schwer wundern. Als Verantwortlicher Optimismus auszustrahlen – schön und gut. Aber auch Gross sollte wissen: Menschen, die sich für Fußball interessieren, sind durchaus dazu in der Lage, eine Tabelle zu lesen. Und wer das ganze Spiel in Bremen gesehen hat, der kennt auch die ganze Wahrheit. Eine ordentliche Halbzeit, danach nur noch Hilf- und Harmlosigkeit – Schalke schafft es nicht einmal, die vermeintlich schlagbaren Gegner zu besiegen.
Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:
- Schalke: Warum Becker spielte - und William auf der Bank saß
- Schalke: Trainer Gross knöpft sich wütenden Amine Harit vor
- Offiziell: Ex-Schalker Donis Avdijaj wechselt nach Zypern
- Schalke: Sehnsucht nach neuen Gesichtern im Aufsichtsrat
- Schalke-Aufsichtsrat: Stevens will nicht mehr antreten
Schalke: Durchhalteparolen bringen nichts mehr
Beim Doppelpass, der Sport1-Talksendung am Sonntagmorgen, war Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider zu Gast. Die „Frage der Woche“ hatte der Sender schon vorher gestellt: Wer trägt die Hauptschuld an der Schalker Misere? In den vielen Antworten im Netz kamen die Namen Tönnies, Heidel, Peters, Schneider, Jobst und Reschke vor, auch der Aufsichtsrat und die Mannschaft wurden angeklagt. Lediglich der Fahrer des Mannschaftsbusses und die Pommesverkäufer in der Arena kamen ungeschoren davon.
Auch interessant
Und es stimmt ja: Einer allein kann dieses Chaos gar nicht verursacht haben. Von vielen mitgetragene Misswirtschaft, Fehlplanung und Zockermentalität haben Schalke in diese zunehmend aussichtslose Lage gebracht. „Wir brauchen schleunigst die Trendwende“, sagt Jochen Schneider, doch dies ist nicht mehr die Zeit für Durchhalteparolen. Dies ist die Zeit, realistisch mit dem Abstieg zu rechnen.
Eine wichtige Frage: Was wird aus Jochen Schneider?
Als Jochen Schneider zum Jahresbeginn gefragt worden war, ob es ihm bewusst sei, dass ein Scheitern von Christian Gross gleichbedeutend mit seinem Ende auf Schalke sei, hatte er geantwortet: „Ja, das ist klar.“ Nun sagte er: „Das wird jetzt so interpretiert: Der ist ja eh weg.“ Genau das beschreibt Schalkes Problem. Wer plant denn nun die neue Saison? Zurzeit ist es noch Jochen Schneider. Der neue Kaderplaner wird ein Mann seiner Wahl sein. Stellt der dann alleine eine neue Mannschaft zusammen? Was wird aus dem Sportvorstand? Wenn der Aufsichtsrat vorhat, sich im Abstiegsfall von Jochen Schneider zu trennen – welchen Sinn sollte es dann ergeben, ihn mit der sportlichen Zukunftsplanung zu betrauen? Es wird höchste Zeit für Klarheit.