Gelsenkirchen. . Der Letzte der Bundesliga trifft am Sonntag auf den Ersten. Schalkes Ansprüche gegen den FC Bayern sind nur noch Nostalgie. Ein Kommentar.

„Wenn der FC Bayern, der normalerweise in zehn Jahren neunmal Meister wird, schwächelt, dann darf kein anderer Verein da sein, um die Chance zu nutzen. Dann muss der FC Schalke da sein.“ Diese Ansage stammte von Horst Heldt. Der damalige Schalker Sportvorstand formulierte sie im Januar 2013.

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Sie klang zwar auch zu jener Zeit schon forsch, war aber inhaltlich eher mutig als abwegig: Denn erst kurz zuvor war es Borussia Dortmund gelungen, nach überstandener Finanzkrise zweimal Deutscher Meister zu werden, und auch Heldt selbst hatte diesen Triumph schon 2007 als Sportdirektor beim VfB Stuttgart miterlebt und mitgestaltet. Schalke, mehrmals Vizemeister und ständiger Gast auf Europas Bühnen, wollte vor acht Jahren endlich den nächsten, den lange überfälligen Schritt machen.

Schalke-Fans müssen sich von alten Ansprüchen verabschieden

Dieser Drang nach Höherem führte zu fatalen Fehlentscheidungen. Im sportlichen Bereich wurden die schlimmsten seit 2016 getroffen, nach Horst Heldts Abschied. Aktuell ist Schalke 04 gegen Bayern München ein Duell des Letzten gegen den Ersten: Abwrackauto gegen Formel-1-Wagen. Die Erinnerung an aus Schalker Sicht historische Duelle wie das 5:5 von 1973, das 6:6 im Pokal-Halbfinale 1984, das 1:0 auswärts 2009, das 2:0 von 2010, das 1:0 auswärts im Pokal-Halbfinale 2011 – nur noch Nostalgie. Schalke-Fans werden sich daran gewöhnen müssen, dass ihr Verein für lange Zeit nichts mehr mit dem Begriff Anspruch zu tun haben wird.

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Zum Start der laufenden Saison gewann der FC Bayern gegen den FC Schalke mit 8:0. Zweistellig fiel der Sieg nur deshalb nicht aus, weil sich die Münchener Elitefußballer zwischendurch mal ein paar Nachlässigkeiten und Spielereien gestatteten. Am Sonntag wäre es schon eine Überraschung, wenn sie nicht allzu hoch gewinnen würden. Wenn die Bayern schwächeln, muss Schalke da sein – aus Sicht von heute klingt das wie ein Hohn.