Gelsenkirchen. Sead Kolasinac ist der gewünschte Mentalitätsspieler im Abstiegskampf. Der Bosnier steht bei Schalke für einen Neuanfang.

Wenn Sead Kolasinac zum Beschützer wird, dann fackelt er nicht lange. Als der Verteidiger von Schalke 04 noch beim FC Arsenal in London spielte, gingen Bilder um die Welt, wie Kolasinac auf der Straße einen Angriff auch auf seinen damaligen Teamkollegen Mesut Özil abwehrte: Mit bloßen Händen stellte er sich zwei bewaffneten Räubern in den Weg, die es auf die Uhren der Fußball-Profis abgesehen hatten. Diese Tatkraft passt gut zu dem, was sich Kolasinac jetzt auch für den Abstiegskampf mit Schalke 04 vorgenommen hat. "Keiner darf Angst haben vor dieser Herausforderung", sagt er: "Denn Angst ist nie gut im Sport und im Leben allgemein."

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Sead Kolasinac, mittlerweile 27 Jahre alt und als Persönlichkeit mit rustikalem Charme gereift, ist der Anführer, den sie auf Schalke in verzweifelter Lage gesucht und gefunden haben. Ein deutliches Signal dafür hatte Trainer Christian Gross schon beim 4:0-Sieg am Samstag gegen die TSG Hoffenheim gesendet: Als der etatmäßige Kapitän Omar Mascarell wegen einer Verletzung fehlte, ernannte er nicht dessen Stellvertreter Benjamin Stambouli zum Spielführer, sondern den gerade erst zurückgekehrten Kolasinac. "Ich wollte mit der Kapitänsbinde nochmals ein Zeichen setzen, und er hat das mit Freude angenommen und akzeptiert", erklärte der Schweizer.

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Wie sehr Kolasinac mit der Auszeichnung voran ging, zeigte er auf dem Platz. Er gab als Verteidiger nach nicht einmal zwei Minuten den ersten Torschuss ab. Er führte die Zweikämpfe und gemeinsam mit Ralf Fährmann auch das lauteste Wort auf dem Feld. Er war der Führungsspieler, als der er sich vorgestellt hatte: "Ich mache das, weil das meine Art ist", sagt der Bosnier: "Ich bin so ein Spieler, der versucht, vorneweg zu gehen. Das ist meine Eigenschaft, und die kann die Mannschaft sehr gut gebrauchen." Kolasinac war schon als Jugendlicher ein Anführer: Mit ihm als Kapitän wurde Schalke im Jahr 2012 Deutscher A-Jugend-Meister.

Schalke: Kapitänsfrage ist für das nächste Spiel noch offen

Schalkes Trainer Christian Gross spielt nun mit dem Gedanken, Kolasinac auf Dauer die Kapitänsbinde zu übergeben. Er bestätigte bereits nach dem Hoffenheim-Spiel: "Lassen Sie uns das nächste Woche mal diskutieren - also ich werde das intern diskutieren..."

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Zwar wird der bisherige Spielführer Omar Mascarell in der Kabine hoch geschätzt. Aber der Spanier ist eher ein Moderator - kein Einpeitscher, wie ihn Schalke im Abstiegskampf braucht. Außerdem trägt Mascarell, der die Binde vor genau einem Jahr von Alexander Nübel übernommen hatte, die Last der Sieglos-Serie mit sich und lieferte auch sportlich wenig Überzeugendes ab. Dagegen kommt Kolasinac mit dem Elan des Hoffenheim-Spiels daher.

Schalke braucht Spieler mit Persönlichkeit - wie Kolasinac

Gross ist überzeugt, dass Kolasinac "innerhalb des Teams ein hohes Standing hat und er während des Spiels enorm Einfluss nehmen kann auf die Mitspieler." Die Kollegen würden den Neuzugang schätzen und achten für das, "was er geleistet hat bis jetzt für Schalke und auch im Ausland. Das hilft enorm." Gross spricht oft davon, dass Schalke Spieler mit einer starken Persönlichkeit für den Abstiegskampf braucht. Weitere werden gesucht.

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Mit Kolasinac hat man einen Profi gefunden, der Schalke von 2011 bis 2017 gelebt und sich in den dreieinhalb Jahren beim FC Arsenal als Persönlichkeit weiterentwickelt hat. "Ich bin als Jugendlicher von hier gegangen und bin jetzt als Familienvater wieder zurückgekommen", sagt der 27-Jährige. Schalkes Rettungsmission sieht er beinahe als Ehrensache an: "Ich wurde hier ausgebildet, habe den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Das habe ich dem Verein zu verdanken, und ich bin eine Person, die sowas nicht so schnell vergisst."